Die steigende Zahl von Geldautomatensprengungen in Deutschland zwingt zum Handeln: Banken und Sparkassen wollen ihre Schutzmaßnahmen verstärken. Je nach Lage vor Ort könnten Bankkunden nachts auch vor verschlossenen Türen stehen.
«Der starke Anstieg der Fallzahlen von Geldautomatensprengungen und die häufige Nutzung hochgefährlicher Sprengstoffe durch die Täter kann unbeteiligte Dritte in Lebensgefahr bringen», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Anschluss an eine Sitzung des «Runden Tischs zu Geldautomatensprengungen» mit Vertretern der Polizei, der Bundesbank, der Kreditwirtschaft und der Versicherungswirtschaft.
Neuer Jahreshöchststand wird erwartet
Im Jahr 2020 wurden den Angaben zufolge 414 Geldautomaten gesprengt, ein Jahr später waren es 392. Dies seien die beiden höchsten Fallzahlen seit dem Beginn der statistischen Erfassung durch das Bundeskriminalamt (BKA) im Jahr 2005, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die vorläufigen Zahlen für das erste Halbjahr 2022 ließen einen neuen Jahreshöchststand erwarten. Ein möglicher Grund dafür ist demnach, dass ein großer Teil der Täter aus den Niederlanden nach Deutschland kommt, nachdem dort umfangreiche Präventionsmaßnahmen umgesetzt wurden.
Welche Maßnahmen sind möglich?
In der gemeinsamen Erklärung werden vorbeugende Methoden genannt, zu deren vorrangigen Umsetzung sich die Deutsche Kreditwirtschaft bereiterklärt. Dazu zählt etwa die Möglichkeit, in der Zeit von 23 Uhr bis 6 Uhr keinen Zugang mehr zu Geldautomaten in den Vorräumen von Filialen zu gewähren.
Weitere Maßnahmen können Einbruchmeldeanlagen im Selbstbedienungs-Foyer und Videoüberwachung sowie die Reduktion des Bargeldhöchstbestandes und sogenannte Einfärbesysteme sein. Im Alarmfall wird dabei das in den Geldkassetten enthaltene Geld eingefärbt und so weitgehend unbrauchbar gemacht.
Standorte, bei denen im Fall einer Sprengung ein besonders hohes Gefährdungspotential für unbeteiligte Dritte besteht, sollen nach Möglichkeit vermieden werden, «wenn die Risiken nicht durch geeignete Maßnahmen angemessen reduziert werden können», heißt es in der Erklärung.
«Um die Sicherheit der Bargeldversorgung zu gewährleisten, ist die jetzt vereinbarte Zusammenarbeit zum Schutz vor Geldautomatensprengungen der richtige Weg», sagte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers des federführenden Bankenverbandes BdB. Welche Maßnahmen in welcher Kombination getroffen würden, hänge aber von der aktuellen Risiko- und Gefährdungssituation des jeweiligen Standortes ab, betonte die Deutsche Kreditwirtschaft.
«Unser gemeinsames Ziel ist es, den Tätern die Arbeit so zu erschweren, dass sich ein Angriff auf Geldautomaten nicht mehr lohnt», betonte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Versicherungsverbandes GDV, Anja Käfer-Rohrbach. Zuvor hatte das «Handelsblatt» über das Vorhaben berichtet.