Der fünfte Arbeitskampf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer läuft seit dem frühen Donnerstagmorgen und trifft erneut Millionen Fahrgäste. «Unser Fahrplan, unser Grundangebot an Zügen ist heute Morgen wie geplant angelaufen», sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Morgen in Berlin. Der Konzern hat wie schon bei den vorigen Streiks einen stark eingeschränkten Fahrplan aufgestellt. Rund jeder fünfte Fernzug ist unterwegs.
Die Fahrgäste waren wie bei vorigen Streiks vorbereitet. «Wie hier am Berliner Hauptbahnhof ist heute nicht viel los an den Bahnhöfen», sagte der Sprecher. Das werde auch am Freitag so sein. Bis 13.00 Uhr an diesem Tag soll der Ausstand offiziell dauern. Der eingeschränkte Fahrplan werde aber den ganzen Freitag über gelten, hieß es. Erst am Samstag beabsichtigt die Bahn wieder mit dem vollständigen Zugangebot unterwegs zu sein.
Es sei für das Wochenende deshalb von einem starken Nachholbedarf auszugehen. «Die Intercity- und ICE-Züge der DB werden dann recht voll sein.» Bahnsprecher Stauß empfahl Platzreservierungen insbesondere für Samstag.
Unsicherheit beginnt erst nach dem Streik
Es ist der fünfte Arbeitskampf der GDL im laufenden Tarifkonflikt mit der Bahn und möglicherweise der letzte, der nach dem gewohnten Muster mit zweitägiger Vorwarnung und einem Notfahrplan abläuft. Gewerkschaftschef Claus Weselsky will künftig auf sogenannte Wellenstreiks setzen. Die Ausstände sollen dabei deutlich kurzfristiger angekündigt werden. «Dann können wir kein Zugangebot organisieren», betonte Stauß. Weselsky selbst sagte zuletzt, dass die Bahn dann kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr sei.
Das Unternehmen rief die Gewerkschaft deshalb dazu auf, Streiks weiterhin mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen. «Alles andere ist eine Zumutung für Fahrgäste und auch für die Wirtschaft.» Betroffen vom Ausstand ist nicht nur der Personen-, sondern auch der Güterverkehr. Bereits seit Mittwochabend läuft dort der GDL-Streik und führt dort zu erheblichen Einschränkungen für die Industriekunden des Konzerns.
GDL will 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn
Der Tarifstreit schwelt seit Monaten und dreht sich vor allem um die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne finanzielle Einbußen. Eine mehrwöchige Verhandlungsphase hinter verschlossenen Türen war vergangene Woche gescheitert. Auch externe Vermittler konnten keine Lösung herbeiführen. Ihren Vorschlag, die Arbeitszeit stufenweise bis 2028 auf 36 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich abzusenken, lehnte die GDL ab.
Die Gewerkschaft verweist darauf, dass sie ihre 35-Stunden-Forderung bereits bei 28 anderen Eisenbahnunternehmen durchsetzen konnte. Diese Tarifverträge stehen allerdings unter dem Vorbehalt eines anderen Abschlusses bei der Bahn. Sollte dort eine andere Regelung beschlossen werden, würden die Verträge bei den Wettbewerbern angepasst. Das will die GDL vermeiden.