Eine Million Menschen bezogen zuletzt Mittel aus «Furlough», wie das auslaufende Programm in Großbritannien heißt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matt Dunham/AP/dpa)

Mit dem Ende der britischen Variante der Kurzarbeit wachsen die Sorgen vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Denkfabrik Resolution Foundation und dem nationalen Statistikamt zufolge waren zuletzt eine Million Menschen auf Furlough, wie das auslaufende Programm in Großbritannien heißt. Wie viele davon auch im Oktober noch einen Job haben werden, muss sich noch zeigen.

«Niemand weiß wirklich, was jetzt kommt», sagte die Direktorin der Investmentgesellschaft Fidelity International, Maike Currie, am Donnerstag der BBC. Sie gehe davon aus, dass es eine Unterbeschäftigung geben werde, da Beschäftigte möglicherweise nicht in Vollzeit auf ihre Stellen zurückkehren könnten.

Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak pries das Furlough-Programm, das bis Ende September viele Jobs über Wasser hielt, als großen Erfolg. Er geht davon aus, dass Millionen Menschen vor Arbeitslosigkeit bewahrt wurden. Die prognostizierte Zahl der Arbeitslosen liege inzwischen zwei Millionen niedriger als noch zum Höhepunkt der Pandemie befürchtet, so Sunak einer Mitteilung zufolge.

Nach Schätzungen der Resolution Foundation profitierten seit dem Start im Frühjahr 2020 mehr als elf Millionen Menschen von dem Programm. Der britische Staat musste dafür aber auch tief in die Tasche greifen: Rund 70 Milliarden Pfund (etwa 81 Mrd Euro) kostete das offiziell als Coronavirus Job Retention Scheme bezeichnete Programm, das für Großbritannien ein absolutes Novum staatlicher Intervention in den Arbeitsmarkt darstellte.

Dass das Ende der Maßnahme Abhilfe für den akuten Mangel an Fernfahrern schaffen könnte, gilt vielen als unwahrscheinlich. «Jede Hoffnung, dass sich mit dem Ende des Furlough-Programms wie durch ein Wunder die Krise in den Lieferketten auflösen könnte, ist sehr wahrscheinlich Wunschdenken», sagte Susannah Streeter vom britischen Finanzdienstleister Hargreaves Lansdown der BBC. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass die Qualifikationen und Erfahrungen der verfügbaren Arbeitskräfte nicht zu den derzeit offenen Stellen passen würden.

Voraussetzung für einen sozialverträglichen Übergang in die Post-Furlough-Ära dürfte der weitere Aufschwung der Wirtschaft sein. Im Frühjahr profitierte die britische Wirtschaft stark von der Aufhebung vieler Corona-Beschränkungen und wuchs stärker als erwartet. Im zweiten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung (BIP) im Vergleich zum Vorquartal um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt ONS am Donnerstag in einer zweiten Schätzung mitteilte. Eine vorherige Erhebung hatte einen Zuwachs um 4,8 Prozent erbracht.

Das Wachstum stand auf breiter Basis, am stärksten wuchsen aber die Ausgaben der privaten Haushalte. Sie allein trugen vier Prozentpunkte zum Gesamtwachstum bei. Dadurch legten auch der Einzelhandel und das Gastgewerbe zu. Die gesamte Wirtschaftsleistung liegt aber immer noch 3,3 Prozent niedriger als vor der Corona-Krise.

Aktuell setzen die hohen Gaspreise, ein akuter Mangel an Lastwagenfahrern und der damit verbundene Kraftstoffmangel der Wirtschaft zu. Die britische Regierung versucht, mit temporären Visa und anderen Notfallmaßnahmen die Lage abzumildern.

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