Der größte Teil des Geldvermögens steckt nach Angaben der Deutschen Bundesbank in Bargeld (Symbolbild). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Menschen in Deutschland haben trotz der Belastung durch die hohe Inflation im vergangenen Jahr in Summe ein Rekordvermögen angehäuft.

Vor allem Kursgewinne an den Aktienmärkten und gestiegene Sparzinsen ließen das Geldvermögen der privaten Haushalte zum Jahresende 2023 auf rund 7716 Milliarden Euro anschwellen. Gegenüber dem dritten Quartal erhöhte sich die Summe nach Angaben der Deutschen Bundesbank um 3,3 Prozent. Innerhalb eines Jahres wurde ein Anstieg um 6,6 Prozent verzeichnet.

Die Bundesbank berücksichtigt in ihrer Auswertung Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen, nicht jedoch Immobilien. Wie die gigantische Summe verteilt ist, geht aus diesen Daten nicht hervor. 

Vermögensungleichheit gestiegen

Nach einer jüngst veröffentlichten Untersuchung der Notenbank ist die Vermögensungleichheit in Deutschland seit 2022 
wieder etwas gestiegen. Das lieg unter anderem an der unterschiedlichen Zusammensetzung des Vermögens. Reichere Haushalte haben mehr Wertpapiere wie Aktien oder Anteile an Investmentfonds sowie Immobilien- und Betriebsvermögen. Sie profitieren entsprechend von Kursgewinnen an den Aktienmärkten. Allein der deutsche Leitindex Dax war im vergangenen Jahr um gut 20 Prozent gestiegen.

Das Nettovermögen – also das Vermögen abzüglich Schulden – der ärmeren Haushalte besteht den Angaben zufolge dagegen vor allem aus Bankeinlagen sowie Lebensversicherungen und anderen Produkten der privaten Altersvorsorge. Weniger Vermögende griffen wegen der gestiegenen Inflation, die im Jahresschnitt 2023 mit 5,9 Prozent den zweithöchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreichte, zudem teilweise auf ihre Ersparnisse zurück. Studien zufolge treffen höhere Teuerungsraten Menschen mit geringeren Einkommen besonders hart, weil sie einen höheren Anteil ihres monatlichen Einkommens für Energie und Lebensmittel aufbringen müssen.

Die Bewertungsgewinne aus börsennotierten Aktien, Anteilen an Investmentfonds sowie Versicherungs- und Pensionsansprüchen und Schuldverschreibungen bezifferte die Bundesbank auf insgesamt 184 Milliarden Euro im vierten Quartal.

Sparer schichten um

Der mit Abstand größte Teil des Geldvermögens steckt den Zahlen zufolge nach wie vor in Bargeld und Einlagen bei Banken und Sparkassen wie Tages- und Festgeld. Dieser Posten summierte sich zum Ende Jahres 2023 auf 3214 Milliarden Euro und hat damit nochmals zugelegt. Angesichts gestiegener Zinsen schichteten Sparerinnen und Sparer allerdings um. Sie reduzierten ihre sogenannten Sichteinlagen um 19 Milliarden Euro, dazu zählen in der Regel unverzinste Girokonten und Tagesgelder, die vergleichsweise wenig abwerfen. Zugleich wuchs die Beliebtheit längerfristiger höher verzinster Einlagen wie Festgeld oder Sparbriefe.

Die reale Gesamtrendite des Geldvermögens der privaten Haushalte – also die tatsächlich erzielte Rendite nach Abzug der Inflation – war den Angaben zufolge nach acht negativen Quartalen zum Jahresende erstmals wieder leicht positiv.

Abzüglich Schulden stieg das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte im vierten Quartal zum Vorquartal um 244 Milliarden Euro auf 5560 Milliarden Euro.

Geldregen für Aktionäre

Viele Aktionäre profitieren nicht nur von Kursgewinnen, sondern auch von Dividendenzahlungen. Mit geschätzt 62,5 Milliarden Euro übertrifft das Ausschüttungsvolumen der 160 Unternehmen der Dax-Familie in diesem Jahr den Vorjahreswert um 1,6 Prozent, wie aus Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Kooperation mit dem Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule hervorgeht. «Das ist der dritte Dividenden-Rekord in Folge», sagte Studienautor Christian Röhl unlängst. 

Besonders kräftig ist der Geldregen in der obersten deutschen Börsenliga. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY schütten die 40 Dax-Konzerne für das vergangene Geschäftsjahr die Rekordsumme von 53,8 Milliarden (plus 2,4 Prozent) aus. 24 Konzerne zahlen demnach eine höhere Dividende als im Vorjahr, bei fünf Unternehmen gehen die Aktionäre allerdings leer aus. Gezahlt werden die Dividenden für das vergangene Geschäftsjahr jeweils nach der Hauptversammlung.

Friederike Marx, dpa

Von