Für die Auswahl um U21-Star Nick Woltemade geht es nach dem Viertelfinal-Einzug um die perfekte EM-Gruppe – und eine imposante Erfolgsserie. Die deutsche Mannschaft trifft im Gruppen-Finale der Fußball-Europameisterschaft genau auf den Gegner, gegen den es am 28. Juni 2023 bei der damaligen EM die letzte Niederlage gab: Titelverteidiger England. 

Sieg als Statement

«Es ist ein Highlight-Spiel für jeden und das wollen wir logischerweise so gestalten, dass wir dann am Ende der drei Spiele die Nummer Eins sind», sagte Nationaltrainer Antonio Di Salvo. Nachdem es beim Turnier-Aus vor zwei Jahren ein 0:2 setzte, soll am Mittwoch (21.00 Uhr/Sat.1) in Nitra nach dem 3:0 Slowenien und dem 4:2 gegen Tschechien der dritte Gruppensieg her. Der könnte bei einem entsprechend hohen Erfolg von Slowenien Europameister England sogar das EM-Aus bringen.

Viel wahrscheinlicher ist aber, dass Deutschland und England auf die Rekordeuropameister Spanien und Italien am Wochenende im Viertelfinale treffen. Wer gegen wen? Das ist die große Frage. «Taktiert wird nicht», versicherte Di Salvo. Spanien gilt als der härtere Gegner, aber auch der wurde im März mit 3:1 von der DFB-Auswahl bezwungen. 

Vom Joker zum EM-Star

Als das deutsche Team nach dem EM-Fiasko von 2023 seine Erfolgsserie startete, kam auch ein gewisser Nick Woltemade neu ins Team. Damals wurde der Angriffsriese beim 2:0 gegen die Ukraine nach der Pause eingewechselt. Jetzt ist er gesetzte Stammkraft und auf dem besten Weg, Star des Turniers zu werden. «Bratislava ist das Ziel – wir wollen auf jeden Fall angreifen und wir haben das Potenzial, etwas zu schaffen, was nicht so häufig gelungen ist», sagte der 23-Jährige.

Auf dem Ergometer im Teamhotel, wo auch die Eistonne zur Regeneration gefragt war, stand für Woltemade nach kräftezehrenden vergangenen Wochen Regeneration an. «Der Drei-Tages-Rhythmus ist ein Brett. Wir brauchen die ganze Mannschaft, die Qualität haben wir», sagte Woltemade, zweimaliger «Man of the match».

«Rotation» – auch für Woltemade?

Nationalcoach Di Salvo ließ offen, ob der mit vier Treffern die EM-Torschützenliste anführende Stuttgarter Woltemade gegen England eine Verschnaufpause bekommt. «Eine mögliche Rotation» stellte der 46-Jährige auch bei seinem wichtigsten Spieler in den Raum. In einem gemeinsamen Gespräch wollten Coach und Kicker die beste Lösung finden.

Gerade bei Angreifern, die einen Lauf haben wie derzeit Woltemade, birgt eine Pause aber immer ein gewisses Risiko. Prominentes Beispiel: Als England nach fünf Treffern vom heutigen Bayern-Star Harry Kane in zwei Spielen bei der WM 2018 in der dritten Gruppen-Partie auf den Kapitän verzichtete, kam dieser so aus dem Tritt, dass er in vier weiteren Spielen nur noch einmal traf.

Sicher Wechsel in der Startelf

Di Salvo wird aber sicher nicht zum dritten Mal nacheinander dieselbe Anfangsformation ins Rennen schicken. Der Freiburger Max Rosenfelder fehlt gelb-gesperrt. Zudem hat der Drei-Tages-Rhythmus viel Kraft gekostet. «Ich gehe davon aus, dass wir einige Spieler schonen werden», sagte der Nationalcoach. 

Viele Einwechslungen nahm Di Salvo bislang in den EM-Partien vor. Außer Elias Baum (SV Elversberg) sowie den beiden Ersatztorhütern Tjark Ernst (Hertha BSC) und Nahuell Noll (SpVgg Greuther Fürth) kamen bislang alle Akteure zum Einsatz. «Das ist die Kunst vom Trainer, in so einem Turnier alle mitzunehmen», sagte der Gladbacher Führungsspieler Rocco Reitz. 

Knauff bereit für mehr

Ein Top-Kandidat für die Startelf ist der bislang zweimal als Joker gebrachte Frankfurter Champions-League-Spieler Ansgar Knauff. «Ich bin froh, dass ich meine zwei Einsätze gut überstanden habe», sagte Knauff, der noch «Problemchen» aus der Liga-Saison hatte. «Ich bin bereit jetzt für mehr.»

Das Duell mit den Engländern ist ein echter Klassiker. Insgesamt trafen beide Nationen bei U21-Europameisterschaften zwölfmal aufeinander: Zweimal gewann Deutschland, fünfmal gingen die Engländer als Sieger vom Platz, fünf Spiele endeten unentschieden. 

Die Mannschaft ist gespickt mit Ausnahmekönnern. Der Marktwert von Arsenal-Stürmer Ethan Nwaneri (18) wird auf etwa 55 Millionen Euro taxiert – etwa doppelt so hoch wie der von Woltemade. Nicht im Kader steht Jobe Bellingham. Der Dortmunder Neuzugang war ursprünglich für die U21 nominiert worden, steht aber jetzt im BVB-Kader bei der Club-WM.