Nach seinem lockeren Aufgalopp bei den French Open wollte Alexander Zverev noch nicht zu weit nach vorn blicken. Dass im Argentinier Francisco Cerundolo ein Angstgegner und potenzieller Achtelfinalgegner bereits ausgeschieden ist, interessierte den deutschen Tennisprofi ebenso wenig wie die souveränen Siege von Titelverteidiger Carlos Alcaraz oder Branchenprimus Jannik Sinner.

«Ich muss erst einmal meine Spiele gewinnen», sagte Zverev nach seinem ungefährdeten 6:3, 6:3, 6:4 gegen den Amerikaner Learner Tien zum Auftakt in Paris. «Ich glaube, ich habe eine der schwersten Auslosungen erwischt, die es gibt. Ich konzentriere mich erst einmal auf meine Spiele.»

Tien dieses Mal kein Gradmesser

In der ersten Runde gelang Zverev das sehr gut. Nach einer bislang wechselhaften Sandplatz-Saison zeigte Zverev bei seinem ersten Auftritt in Paris in diesem Jahr eine solide Leistung. Der 19 Jahre alte Tien, der ihm im Februar beim Turnier in Acapulco eine schmerzhafte Niederlage zugefügt hatte, war für Zverev aber auch kein Gradmesser. 

So konnte der Vorjahresfinalist langsam ins Turnier reinfinden und nach lediglich 1:53 Stunden seinen ersten Matchball verwandeln. Zverev bekommt es nun am Donnerstag mit dem niederländischen Profi Jesper de Jong zu tun, der Francesco Passaro aus Italien in fünf Sätzen niederrang.

«Es war ein guter Start ins Turnier. Ich hoffe, dass es so weiter geht und dass es zwei schöne Wochen werden», sagte Zverev nach der Partie im Interview auf dem Platz. «Vielleicht war es ganz gut, dass ich gegen ihn schon einmal verloren hatte.»

Zverev wirkt wieder fit

Von seiner Erkrankung, die ihn in der vergangenen Woche bei den Hamburg Open noch beeinträchtigt hatte, war nichts mehr zu sehen. In seiner Geburtsstadt hatte Zverev nach dem Achtelfinal-Aus gegen den Franzosen Alexandre Müller noch über Übelkeit und Fieber geklagt. «Ich fühle mich okay», sagte Zverev.

Die deutsche Nummer eins hatte darauf und auf seine ungewöhnlich frühen Niederlagen in Madrid und Rom mit Trotz reagiert. «Es war nicht die beste Vorbereitung, die ich je hatte. Aber das war es vor Australien auch nicht», hatte Zverev mit Blick auf das erste Grand-Slam-Turnier zu Beginn des Jahres gesagt. «Vor Melbourne musste ich auch aus dem United Cup rausziehen und konnte erst zwei Tage vor dem Turnier wieder aufschlagen. Und dann habe ich das Finale erreicht.»

Starke Vorhand

Bis ins Endspiel ist es in Paris noch ein weiter Weg. Doch gegen Tien konnte Zverev Kräfte sparen. Der 28-Jährige meisterte auch die wenigen brenzligen Situationen im zweiten Satz, als er Breakbälle gegen sich hatte. Vor allem seine Vorhand die Linie entlang klappte bestens. «Das ist für mich der Schlag des Spiels», sagte Tennis-Legende Boris Becker als Experte bei Eurosport. «Es war ein guter Auftakt. So kann es weitergehen.»

Im vergangenen Jahr hatte Zverev im Stade Roland Garros das Finale erreicht und sich dort erst in fünf Sätzen dem Spanier Alcaraz geschlagen geben müssen. Auf Alcaraz könnte Zverev auch dieses Jahr erst im Endspiel treffen. Schon im Viertelfinale könnte der Gegner Novak Djokovic heißen. Der serbische Rekord-Grand-Slam-Champion gewann sein Auftaktmatch gegen den Amerikaner Mackenzie McDonald wie Zverev klar mit 6:3, 6:3, 6:3.

Ausgeschieden ist dagegen Maximilian Marterer. Der Qualifikant musste sich dem Australier Adam Walton in fünf Sätzen geschlagen geben. Damit stehen von den neun gestarteten deutschen Profis nur drei in Runde zwei. Außer Zverev schafften das noch Eva Lys und Daniel Altmaier, die an diesem Mittwoch um den Einzug in die dritte Runde kämpfen.