Nick Woltemade sank nach der nicht belohnten Aufholjagd auf den Boden des Finalstadions von Bratislava. Im Moment der schmerzhaften Niederlage mit zwei Lattentreffern und viel Drama zeigten der neue deutsche Shootingstar und seine abgekämpften Teamkollegen aber sportliche Größe und gratulierten den erneut siegreichen Engländern. «Der Fußball-Gott war heute nicht auf unserer Seite», sagte Trainer Antonio Di Salvo bei Sat1.
Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes musste sich in einem mitreißenden Finale dem Titelverteidiger mit 2:3 (2:2, 1:2) nach Verlängerung geschlagen geben. Die Ehrenrunde ließen sich Woltemade und seine Mitstreiter aber nicht nehmen, während die «Young Lions» die Trophäe rumreichten.
«Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt keinen Zugriff gehabt auf die Spieler», analysierte der Coach mit Blick auf den frühen 0:2-Rückstand. Di Salvos Mannschaft bewies aber eine Riesenmoral. «Die Mannschaft ist traurig, aber ich kann ihr keinen Vorwurf machen.»
Die Mainzer Nelson Weiper (45.+1 Minute) und Paul Nebel (61.) hatten der sich furios zurückkämpfenden deutschen Mannschaft nach dem ernüchternden Rückstand aber wieder für Hoffnung auf den vierten DFB-Titel gemacht. Harvey Elliott (5.), der zum Spieler des Turnier gewählt wurde, und Omari Hutchinson (24.) jubelten zuvor früh für die Young Lions – und spät schlug dann Joker Jonathan Rowe (92.) beim Nervenkitzel in der Verlängerung zu. Die tapfere deutsche Mannschaft versuchte alles, hatte Pech bei einem Lattentreffer – ein erneuter Ausgleich glückte aber nicht mehr.
Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem 0:2 bei der EM 2023 – kurioserweise auch gegen England – endete damit die deutsche Erfolgsserie mit 20 Spielen ohne Niederlage. Nach den Titeln der Generationen um Manuel Neuer (2009), Serge Gnabry (2017) und Florian Wirtz (2021) musste sich der Woltemade-Jahrgang mit Platz zwei begnügen. Der Titel des Torschützenkönigs nach sechs Turnier-Treffern ist für den als künftigen Bayern-Star gehandelten Stuttgarter kein Trost.
Nagelsmann und Tuchel erleben spannendes Finale
Vor den Augen auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann und Englands deutschem Nationalcoach Thomas Tuchel sah es in dem Endspiel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava früh nach einer klaren Sache für den Titelverteidiger aus. Ehe Weipers Treffer der Auswahl von U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo neues Leben einhauchte.
Die U21 von Nationaltrainer Antonio Di Salvo drängte nach der Pause mit neuer Energie auf den Ausgleich – und wurde durch Nebels Traumtor vor 19.153 Zuschauern belohnt. In der Nachspielzeit traf der dann nur die Latte.
Woltemade unermüdlicher Antreiber
Woltemade, um dessen möglichen Wechsel zum FC Bayern es am Tag vor dem Endspiel im «National Football Stadium» von Bratislava viel Wirbel gegeben hatte, war Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel. Mit Gesten, Worten und Tricks kurbelte er die Offensive ständig an – aber ohne Tore oder Vorlagen von ihm gab es auch keinen U21-Titel.
Der Saison-Shootingstar und Neu-Nationalspieler wurde von den Mitspielern oft gesucht und oft gefunden – aber immer auch hart bedrängt. Der Stuttgarter Pokalsieger zog zwei, drei Gegenspieler auf sich, was den Kollegen Freiräume bot. Woltermades gleich hinter der deutschen Bank sitzende Eltern jubelten mit, als ihr Sohn als Antreiber mit dem deutschen Team den Ausgleich feierte. Am Ende überwog die Enttäuschung.
Liverpool-Star Elliot trifft früh
Bevor Woltemade mit seiner Mannschaft ins Rennen um den EM-Titel zurückkehrte, setzte der zweitbeste Torjäger des Turniers, Liverpool-Star Elliot, Akzente. Früh erschütterte der Doppel-Torschütze aus dem Halbfinale die deutschen Titel-Träume. Beim Führungstreffer konnte DFB-Keeper Noah Atubolu einen von Elliot eher zufällig zu Hutchinson gelangten Ball noch abwehren, doch der Klärungsversuch von Nnamdi Collins landete wieder beim Liverpool-Profi. Der schloss platziert zum 1:0 ab.
Den zweiten Treffer leitete Elliot mit ein, Hutchinson dämpfte als Torschütze die deutschen Titel-Träume weiter. England war im Anschluss dem 3:0 näher als die ohne den verletzten Abwehrchef Max Rosenfelder agierende DFB-Elf dem Anschluss. Atubolu hielt die DFB-Elf mit einer Glanzparade gegen Englands wiederholt gefährlichen Kapitän James McAtee von Manchester City überhaupt im Spiel (40.).
Mainzer Duo weckte wieder die Titel-Hoffnung
Kurz vor dem Pausenpfiff war es ein Mainzer Duo, das die Aufholjagd einleitete. Nach Nebels Flanke köpfte Weiper wuchtig zu seinem vierten Turniertor ein. Gepusht durch den Anschlusstreffer kam die deutsche Mannschaft energisch aus der Kabine.
Der Lohn war der Ausgleich für die DFB-Auswahl, die in der Gruppenphase nicht mit der Stammformation 2:1 gegen England gewonnen hatte. Nebel traf per Rechtsschuss und riss auch mit seinem Jubelsprint die deutschen Fans mit. Auf der Tribüne durften sich Nagelsmann und Tuchel nun über ein spannendes Finale dieses Endspiels freuen – mit der Entscheidung in der Verlängerung.