Laura Siegemund hüpfte über den Platz, breitete die Arme aus und schaute ungläubig in den Himmel. Ausgelassen feierte die 37-Jährige eine besondere Premiere: Zum ersten Mal in ihrer langen Karriere hat sie die dritte Runde von Wimbledon erreicht.

Siegemund bezwang beim Rasen-Klassiker die favorisierte Kanadierin Leylah Fernandez mit 6:2, 6:3 und ist die letzte verbliebene deutsche Tennisspielerin im Grand-Slam-Turnier. Anschließend verpasste Eva Lys mit dem 2:6, 6:2, 3:6 gegen die Tschechin Linda Noskova den erstmaligen Sprung unter die besten 32 in Wimbledon.

Jan-Lennard Struff wird sein Zweitrundenduell mit dem Kanadier Félix Auger-Aliassime am Donnerstag zu Ende spielen. Das Spiel wurde am Mittwochabend wegen Dunkelheit beim Stand von 3:6, 7:6 (11:9) abgebrochen. Im Tie-Break lag der Sauerländer bereits mit 3:6 hinten, kämpfte sich aber noch einmal zurück. Struff ist nach dem Aus von Alexander Zverev der letzte männliche deutsche Profi im Einzel.

Die Partien auf den Außenplätzen hatte wegen Regens am Vormittag mit mehr als zwei Stunden Verspätung begonnen, davon zeigte sich Siegemund aber gänzlich unbeeindruckt. 

Sahnehäubchen für Siegemund

«Es ist so schön, dafür spiele ich wirklich noch Tennis und noch Einzel, weil ich weiß, dass ich noch geile Ergebnisse haben kann», sagte sie. «Ich bin megastolz. Es ist wirklich ein Sahnehäubchen für mich und ich bin einfach stolz, dass ich noch ein bisschen Sahne schmecken darf.» Zuvor war Siegemund in Wimbledon bei fünf Anläufen im Einzel nie über die zweite Runde hinausgekommen. 

Vor der Partie sah sich die Doppelspezialistin als «absoluter Underdog» im Duell mit der Weltranglisten-37. Doch Siegemund kam bestens mit dem druckvollen Spiel von Fernandez zurecht, nahm ihrer Gegnerin sofort den Aufschlag ab und lag schnell mit 5:1 vorn.

Nach einem umkämpften Start in den zweiten Durchgang schaffte die Schwäbin das Break zum 3:2 und brachte das Match mutig zu Ende. Im Duell mit Australian-Open-Siegerin Madison Keys aus den USA steht Siegemund nun vor einer ganz schweren Aufgabe. 

Noch auf dem Platz wollte sie den Namen ihrer nächsten Gegnerin partout nicht wissen und erfuhr ihn erst Stunden später in der Pressekonferenz. «Es ist null Zeit im Tennis, mal den Moment zu genießen, das ist der Fluch dieses Sports. Und diese Momente nehme ich mir dann raus und sage: Bitte sag’s mir nicht!» 

Drei Grand-Slam-Titel

Bei Grand-Slam-Turnieren feierte sie bislang drei Titelgewinne: Im Doppel gewann Siegemund 2020 die French Open an der Seite der Russin Vera Swonarewa. 2024 triumphierte sie ebenfalls in Paris mit Edouard Roger-Vasselin (Frankreich) und 2016 bei den US Open mit Ante Pavic (Kroatien) jeweils im Mixed. Auch in Wimbledon ist sie in allen drei Wettbewerben am Start.

Für Lys war das erstmalige Erreichen der zweiten Runde schon ein kleiner Erfolg. Im Duell mit der an Nummer 30 gesetzten Noskova kam sie zu Beginn kaum mit dem aggressiven Spiel der Tschechin zurecht, lag schon nach zehn Minuten 0:3 hinten. Lys kam dem nach Verlust des ersten Satzes besser in die Partie, profitierte von einigen Fehlern der Kontrahentin. 

Im entscheidenden Durchgang war beiden Spielerinnen die Nervosität deutlich anzumerken. Nach mehreren Breaks brachte Noskova erstmals ihren Aufschlag durch und holte sich den Sieg.