Ein Rechtsstreit zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem Nordostdeutschen Fußballverband wird zu einer Posse voller gegenseitiger Vorwürfe: Der Traditionsclub hat nach der Ablehnung eines Berufungsantrags gegen eine Pyro-Geldstrafe den Regionalverband scharf kritisiert und sein Vorgehen als gezielte Provokation der Sport-Gerichtsbarkeit bezeichnet. 

Man habe mit dem per KI (Künstlicher Intelligenz) erstellten und absichtlich fehlerhaften Einspruch «die Absurdität der überbordenden Sportgerichtsverfahren, die die Vereine mehr und mehr zeitlich ohne jegliche zählbare Ergebnisse belasten» an die Öffentlichkeit bringen wollen, erklärte Jenas Geschäftsführer Patrick Widera.

73 Seiten Begründung

Der Verein, der für das Abbrennen von Pyrotechnik vom NOFV-Verbandsgericht mit einer Strafe über 18.400 Euro belegt wurde, hatte mit einem 73 Seiten langen Schreiben Einspruch eingelegt – üblich sind bei einer Berufung wenige Seiten. Jena ist ein Hauptakteur im Protest gegen die Kollektivstrafen gegen Vereine für Fehlverhalten durch Fans. 

Der Jena-Antrag war mit Hinweisen auf massive inhaltliche Fehler abgelehnt worden. Darüber hatte zunächst die «Bild»-Zeitung berichtet. Auf die nun erfolgte Erklärung des Vereins reagierte NOFV-Präsident Hermann Winkler süffisant, aber auch sehr besorgt. 

«Ich freue mich über so viel Humor in unserer Regionalliga, das erleichtert die Zusammenarbeit ungemein. Allerdings scheint der Geschäftsführung des FCC immer noch nicht klar zu sein, dass sie für die Gewährleistung der Spielsicherheit verantwortlich ist. Ob Jena mit solchen Mätzchen den Vereinen hilft, die ein wirkliches Interesse an der Lösung des Problems ‚Pyro‘ haben, ist fraglich», sagte Winkler der Deutschen Presse-Agentur. 

«Sammelsurium» an KI-Halluzinationen

Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Fred Kreitlow sein Urteil klar begründet. «Es war relativ einfach, die Rechtsquellen zu prüfen. Wenn dann mehrfach festgestellt wird, dass diese Quellen nicht stimmen, dann liegt es nahe, dass man nicht den Fehler machen sollte, alles von Chat GPT ungeprüft für bare Münze zu nehmen», sagte er. Kreitlow sprach von einem «Sammelsurium unverifizierbarer ‚KI-Halluzinationen’», die in der Berufung enthalten waren.

Widera reagierte für den Fußball-Club darauf mit scharfer Kritik. «Schön, dass der NOFV in Sachen KI mehr und mehr hinzulernt», hieß es in dem Statement, das auch die Spielplangestaltung durch den Verband monierte. 

«Insofern kann es uns auch nicht überraschen, dass 73 Seiten Ironie nicht erfasst werden konnten, weswegen wir vermutlich die neun Seiten, die wir in Summe streichen mussten, weil diese selbst uns zu hanebüchen waren, hätten übergeben sollen», berichtete Widera. 

NOFV-Boss fordert «Menschenverstand»

Für die Sportgerichtsbarkeit ist der Fall formal beendet, da keine weiteren Rechtsmittel eingelegt werden können, dennoch wird das ungewöhnliche Vorgehen den Verband weiter beschäftigen. 

Winkler bedauerte schon vor dem Jena-Statement den Aufwand für die ehrenamtlich arbeitenden Sportrichter und hofft, dass solche Situationen keine Schule machen: «Für uns sind das als Verband ernstzunehmende Themen und dafür setzen wir den gesunden Menschenverstand ein.»