Max Verstappen will bei Red Bull alt werden. Ferrari – davon träumt er nicht. Mercedes – auch nicht so verlockend. McLaren – ebenfalls nicht. Selbst wenn er weiß, dass das kommende Jahr – wie auch immer die aktuelle Saison noch ausgeht – eine Herausforderung wird. Red Bull wird dann erstmals mit einem selbst entwickelten Antrieb im Jahr der großen Regelreform an den Start gehen.
«Nächstes Jahr wird nicht einfach sein mit unserem eigenen Motor», sagt Verstappen, das sei ein neues Risiko für Red Bull. Aber ein solches sei es damals auch gewesen, als Red Bull 2005 in die Formel 1 eingestiegen war. «Und das haben sie nicht schlecht gemacht», sagt Verstappen in einem Interview des Bezahlsenders Sky.
Verstappen hat nun schon einiges mit und bei Red Bull erlebt. 2015 der Einstieg beim damaligen Toro-Rosso-Team, 2016 nach vier Grand Prix die Beförderung zu Red Bull Racing, Sieg im ersten Rennen, mittlerweile 66 Grand-Prix-Erfolge, viermal Weltmeister. Das sind die harten Fakten. Für Verstappen, in diesem Jahr zum ersten Mal Vater geworden, zählen aber auch andere Werte.
Keine Allüren beim Nordschleifen-Führerschein
«Ich muss sagen, die Red Bull-Familie ist top. Wir sind schon lange zusammen und ich mag es noch immer», sagt er Sky vor dem Großen Preis von Aserbaidschan: «Ich habe auch immer gesagt, dass ich hier gerne bis zum Ende fahren wollen würde. Das ist immer der Traum gewesen – und der ist immer noch da.»
Die Absetzung von Christian Horner, der seit dem Einstieg 2005 Teamchef war, andere personelle Veränderungen und auch der sportliche Durchhänger in diesem Jahr. Verstappen hält und steht zu Red Bull. Mercedes warb vergeblich um ihn, noch hat er einen Vertrag bis einschließlich 2028. Dass er wie Rekordweltmeister Lewis Hamilton dem roten Reiz von Ferrari erliegen könnte – schwer vorstellbar, es sei denn die Italiener werden doch irgendwann mal wieder zu einem Weltmeister-Team.
Wie Verstappen tickt, wurde auch noch einmal bei seinem Eifel-Ausflug am Formel 1 freien Wochenende deutlich, wo er im kommenden Jahr dann auch beim 24-Stundenrennen antreten will. Keine Allüren, keine Extra-Würste: Verstappen drückte für den Nordschleifen-Führerschein die Schulbank und fuhr brav einem Fahrlehrer hinterher.
«Das Ganze war mir natürlich von Anfang an schon fast unangenehm, einen viermaligen Weltmeister ins Schlepptau zu nehmen», sagte Chefinstruktor Andreas Gülden ebenfalls bei Sky: «Dem Max irgendwas über eine Ideallinie zu erklären, das ist natürlich ein gespielter Witz. Das haben wir unterlassen.»
Verstappen in die Fahrschule – und das war voll okay für ihn
«Regeln sind Regeln», sagt Verstappen zu den Vorgaben. «Ich wusste, dass ich gewisse Dinge erfüllen musste, um die zu Lizenz zu bekommen.» Die ist wiederum wichtig, damit er im nächsten Jahr beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring an den Start gehen kann.
Wie Verstappen die Lizenz gemacht habe, zeige wie bescheiden er sei und «vielen Leuten hier, wie man die Füße auf dem Boden behält», sagt Sauber-Pilot Gabriel Bortoleto. Der Brasilianer ist sehr gut befreundet mit Verstappen, eine kleine Spitze musste er seinem niederländischen Kumpel bei allem Lob aber doch mitgeben: «Er war echt schlecht beim Start.»
In der Tat hatte er reichlich Plätze eingebüßt, als es beim Rennen über vier Stunden losgegangen war. Der Grund: Die Motorleistung von Verstappens Porsche war stark gedrosselt und er hatte auch noch 150 Kilogramm Zusatzgepäck an Bord. Die Vorschriften gelten auch für einen viermaligen Formel-1-Weltmeister. Verstappen hatte dennoch seinen Spaß: «Ich habe es genossen, selbst wenn das Auto super langsam war.»