Felix Hoffmann freute sich gleich über zwei Podestplätze, Philipp Raimund blickte voller Vorfreude auf das Spektakel nach Weihnachten: Die deutschen Skispringer gehen nach der Generalprobe von Engelberg in der Rolle als Jäger, aber mit gleich zwei Hoffnungsträgern in die kurze Pause vor der Vierschanzentournee.
«Zwei Kämpfer, die sich wirklich durchgebissen haben»
Anders als in den vergangenen Jahren dreht sich nicht mehr alles um Andreas Wellinger, Karl Geiger oder wie in der Vorsaison um Pius Paschke, sondern um Hoffmann (28 Jahre) und Raimund (25). «Das sind keine neuen Gesichter. Es sind zwei Kämpfer, die sich wirklich durchgebissen haben. Sie sind hochtalentierte Sportler, die ihre Chance genutzt haben, ganz nach vorne zu gehen», beschrieb Bundestrainer Stefan Horngacher sein Spitzenduo.
Sowohl Hoffmann (Plätze zwei und drei) als auch Raimund (zweimal Rang vier) bewiesen in Engelberg, warum mit ihnen auch beim ersten großen Höhepunkt des Winters zu rechnen sein wird. «Sehr cooles Wochenende», resümierte Hoffmann im ZDF. «Wenn es läuft, dann läuft’s.»
Wer folgt auf Hannawald?
Wummernde Bässe und über der Schanze kreisende Hubschrauber gaben den Deutschen in der Schweizer Idylle zumindest akustisch einen Vorgeschmack auf das geschäftige Treiben, das sie ab dem 29. Dezember in Oberstdorf erwartet. Über allem wird aus deutscher Sicht mal wieder die Frage stehen: Wer folgt auf Sven Hannawald, der als bislang letzter Deutscher im Januar 2002 die Tournee gewann – und wann?
Der eloquente Raimund ist zwar sportlich bestens aufgelegt und in diesem Winter so konstant wie nie zuvor in der Weltspitze vertreten. Er bemüht sich trotzdem, die Erwartungen vor Beginn des ersten von drei Saisonhöhepunkten zu dämpfen.
Hoffmann als Mann der leisen Töne
Zur Bedeutung der Vierschanzentournee merkte er in seiner typischen Art an: «Es sind für mich vier Einzel-Wettkämpfe. Ich sehe die Tournee nicht als das Ding der Welt. Ich sage jetzt nicht: Wenn ich die Tournee gewinne, werde ich der nächste Papst.» Auf seine eigene Frage, ob die Tournee die Welt ändere, antwortete er sich selbst: «Ich glaube nicht.»
Spätstarter Hoffmann ist erst recht ein Mann der leisen Töne. Als er nach Platz zwei am Samstag seine Interviews absolvierte, dröhnte in voller Lautstärke «Don’t stop me now» von Queen aus den Boxen. Der inhaltliche Kontrast zu Hoffmanns Aussagen hätte kaum krasser sein können. Als dieser gefragt wurde, ob ihm Oberstdorf auch so gut liege wie Engelberg, sagte Hoffmann nur: «Glaub nicht.»
Altbekanntes Duo kehrt zurück
Als stärkster Springer in das Traditionsevent geht der Slowene Domen Prevc. Er kommt mit der Empfehlung von fünf Siegen und einem zweiten Platz zuletzt. Die Konkurrenz lässt er aktuell regelmäßig deutlich hinter sich. Auf die Frage nach dem Favoriten antwortete Horngacher: «Domen natürlich. Er hat sich in die absolute Favoritenrolle geschoben.»
Mit dem Ausgang weniger zu tun haben dürften Wellinger und Geiger, die nach Wettkampfpausen zum Tournee-Start im Allgäu ins deutsche Aufgebot zurückkehren. «Das kann ich jetzt schon sagen: Die sind definitiv in Oberstdorf dabei. Ich nehme sie mit Sicherheit mit, weil es meine beiden besten Springer der letzten Jahre sind», betonte Horngacher. Für das Duo dürfte es zunächst darum gehen, die eigene Form zu stabilisieren.
