Hohe Strafen, keine Wirkung? Nicht nur Fans sehen das aktuelle Strafmodell des Deutschen Fußball-Bundes für den Einsatz von Pyrotechnik in den Stadien sehr kritisch.
Auch in der vergangenen Saison verdonnerte der DFB die 56 Vereine aus den höchsten drei Ligen wieder zu hohen Geldzahlungen. Die meisten hängen mit Pyro-Vergehen zusammen. Die Summe von gut zwölf Millionen Euro liegt nur knapp unter der aus der vorhergehenden Spielzeit, als die Vereine rund 12,5 Millionen Euro zahlen mussten.
Vereine fordern die Abschaffung von Strafen
Schon zu Beginn des Jahres hatten mehrere Vereine aus dem Nordosten gefordert, kollektive Strafen beim Einsatz von nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik abzuschaffen. Zweitligist Hertha BSC setzt sich ebenfalls dafür ein. Gerade für unterklassige Clubs sind die Strafen eine hohe finanzielle Belastung. Zudem lösen sie offenbar das Problem nicht.
Laut der Jahresstatistik der Polizei ist die Anzahl der Vorfälle im Zusammenhang mit Pyrotechnik 2024/25 um 73 Prozent im Vergleich zur Vorsaison angestiegen. Trotz hoher Strafen. Das sei ein Beweis dafür, «wie wirkungslos das Strafmodell des DFB bleibt», sagte Jost Peter von der Fan-Interessenvertretung «Unsere Kurve» der Deutschen Presse-Agentur.
Schalke-Boss: «Wir sehen, dass es aktuell nicht funktioniert»
Matthias Tillmann, Vorstandsvorsitzender beim FC Schalke 04, sieht das ähnlich. Man müsse gemeinsam nach praktikablen Lösungen suchen. «Wir sehen, dass es aktuell nicht funktioniert. Einfach zu sagen, die Vereine zahlen einen bestimmten Betrag pro Fackel, die angezündet wird, führt offensichtlich nicht dazu, dass weniger Pyro gezündet wird», sagte der 42-Jährige der dpa.
Tillmann ergänzte: «Stattdessen passiert es unkontrolliert und ist dadurch gefährlicher, als wenn man es kontrolliert machen würde. Man muss da offener an die Diskussion rangehen. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, Pyrotechnik kontrolliert zu zünden oder mit kalter Pyrotechnik zu arbeiten. Letztendlich ist die Frage: Was kann man machen, damit man die Menschen im Stadion nicht gefährdet? Und gleichzeitig die einzigartige Fankultur zu stärken.»
Aufsteiger zahlt am meisten
Das meiste Geld musste in der vergangenen Spielzeit der 1. FC Köln zahlen. Wegen zahlreicher Vergehen der Fans des Bundesliga-Aufsteigers verhängte der DFB in der Zweitliga-Saison 2024/25 Strafen in Höhe von 924.355 Euro gegen die Rheinländer. Auch der zweite Aufsteiger Hamburger SV wurde mit 623.555 Euro ordentlich zur Kasse gebeten. Im Gesamtranking bedeutete das Platz drei.
Dazwischen liegt Eintracht Frankfurt. Die Hessen waren mit 764.600 Euro wieder einmal Strafen-Krösus in der 1. Bundesliga. In der Spielzeit 2023/24 hatte der DFB dem Champions-League-Teilnehmer sogar 918.950 Euro an Geldbußen aufgebrummt.
Deutlicher Anstieg in Liga drei
In der 3. Liga eroberte Dynamo Dresden den traurigen Spitzenplatz. Der Aufsteiger musste 428.460 Euro berappen. Auffällig: Mit insgesamt 2.238.025 Millionen Euro wurde ein deutlicher Anstieg gegenüber der Vorsaison (rund 1,5 Millionen Euro) verzeichnet. Und das, obwohl es mit Viktoria Köln und Hannover 96 II gleich zwei Vereine gab, die keine Geldstrafen erhielten.
Die Strafen gegen die 36 Proficlubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verringerten sich dagegen um über eine Million Euro.
Da die Vereine einen Teil der vom DFB verhängten Strafen für Gewalt-präventive Maßnahmen verwenden dürfen, landeten schlussendlich nur gut acht Millionen Euro auf dem Konto des Verbandes. Sechs Millionen Euro davon flossen wie üblich als Spende an Fußball-Stiftungen.
