Sind die Erwartungen zu hoch? Das große Interesse am Tour-Debütanten Florian Lipowitz bei der 112. Frankreich-Rundfahrt lässt den jungen Radprofi nicht unberührt. «Er ist ja auch nicht doof. Er liest auch Zeitungen und guckt Fernsehen», sagte sein sportlicher Leiter Rolf Aldag über den Profi, nachdem der 24-Jährige nach der zweiten Etappe über Beschwerden geklagt hatte. «So schön das für die deutschen Radsport-Fans ist zu sagen: Lasst uns in große Euphorie ausbrechen, so gefährlich ist es auch für den Sportler Lipowitz», sagte Aldag weiter.
Laut dem sportlichen Leiter sei Lipowitz klar, «was da teilweise für Erwartungen gewachsen sind nach der Dauphiné». Bei dem Vorbereitungsrennen auf die Tour feierte der Jungprofi den dritten Gesamtrang hinter den Superstars Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard. «Ich glaube schon, das lässt einen jungen Sportler einfach sehr, sehr viel denken und dann hört man vielleicht mehr in den Körper rein, als man reinhören sollte», sagte Aldag.
Lipowitz: «Den ganzen Tag nicht ganz so gut gefühlt»
Am zweiten Tour-Tag reizte Lipowitz die Stars um den späteren Etappensieger Träger des Gelben Trikots, Mathieu van der Poel, zunächst mit einer Attacke. Doch 800 Meter vor dem Zielstrich war Schluss und er wurde eingeholt. Danach klagte er über die Belastungen der vergangenen Wochen. «Ich habe mich heute den ganzen Tag nicht ganz so gut gefühlt. Gegen Ende ging es dann wieder ein bisschen besser», sagte Lipowitz. «Nach der Dauphiné habe ich ein bisschen Pause gebraucht. Das Training lief nie zu 100 Prozent. Ich habe dann die letzten drei Tage vor der Tour komplett noch mal rausgenommen und ich denke, ich brauche jetzt einfach zwei, drei Tage, um wieder reinzukommen.»
Bis zu den anspruchsvollen Bergetappen in der zweiten Tour-Hälfte will der gebürtige Schwabe wieder voll dabei sein. «Ich glaube, es ist im Moment besser, sich so ein bisschen durchwachsen zu fühlen, als super, super gut und dafür in der dritten Woche schlecht», sagte Aldag.