Zum DFB-Pokalfinale im Olympiastadion wollen Joshua Kimmich und die Bayern in dieser Spielzeit unbedingt noch einmal nach Berlin kommen. Die Sehnsucht nach einer weiteren Dienstreise nach Köpenick am anderen Ende der Hauptstadt dürfte sich aber in Grenzen halten.
Es sei in der zweiten Halbzeit ein «einziges Ackern und Rammeln von allen Spielern» gewesen, sagte der DFB-Kapitän dem ZDF nach dem hart erkämpften 3:2 im Achtelfinale bei Union Berlin. «Leider zu spannend», befand der 30-Jährige.
Kimmich schrie nach der bestandenen Prüfung direkt nach Abpfiff seine Freude hinaus und umarmte Kollege und Torschütze Harry Kane. Die Pokal-Durststrecke der Bayern seit dem letzten Triumph 2020 wirkte in den Köpfen extrem präsent.
«Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal im DFB-Pokal über den Winter hinausgekommen sind», sagte er. Das gelang dem FCB zwar erst 2022/2023. Doch ein besseres Abschneiden als das damalige Viertelfinal-Aus gegen Freiburg gab es in den vergangenen fünf Spielzeiten nicht.
«Nicht Finesse, nicht elegant»
Insgesamt werteten die Münchner den Pokalfight bei den Eisernen als wichtigen Entwicklungsschritt. «Was hat uns den Sieg gebracht? Einfach dieses Verteidigen. Dieses mannhaft hier in der Alten Försterei stehen», hob Sportvorstand Max Eberl hervor. «Es war nicht Finesse, nicht elegant, was wir gespielt haben, aber das war auch nicht angesagt heute, sondern weiterkommen.»
Torgarant Kane sah das ähnlich. «Wir dominieren viele Spiele. Das war heute eine andere Art von Spiel, in dem wir etwas mehr Charakter und etwas mehr Zusammenhalt zeigen mussten», erklärte der Engländer. «Ihr habt daran, wie wir gefeiert haben, gesehen, dass es ein wichtiger Moment für unsere Saison war.»
Trotzdem bleibt festzuhalten, dass den Bayern die ganz große Leichtigkeit der ersten Saisonmonate seit dem Last-Minute-Remis bei Union in der Liga Anfang November abhandengekommen ist. Bei Arsenal setzte es vor einer Woche die erste Saison-Niederlage. Gegen St. Pauli mühten sich die Münchner merklich, gegen Freiburg gab es einen holprigen Start.
«Ich glaube, ich muss mich jetzt nicht erklären, warum wir weitergekommen sind. Und das jetzt zu der Jahreszeit gegen einen Gegner, der er es einfach gut macht», antwortete Eberl etwas dünnhäutig auf die Frage, warum sich der FCB in Köpenick erneut so schwertat.
Bayern drehen den Spieß bei Ecken um
Es war eine kuriose Partie in Berlin. Kein Tor fiel aus dem Spiel. Union schenkte den Bayern zwei Eigentore, die revanchierten sich mit zwei Elfmetern. Nach dem 3:1 kurz vor der Pause sah alles nach einem ungefährdeten FCB-Sieg aus. Doch Union kam wieder ran. Am Ende mussten die Münchner den Sieg mit allen Mitteln verteidigen und durchaus noch zittern.
«In der ersten Halbzeit haben wir es noch geschafft, spielerische Elemente reinzubekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann gar nicht mehr geschafft», sagte Kimmich. «Viele lange, hohe Bälle. Sie versuchen dann auch, Mann gegen Mann zu pressen, das muss man ihnen absolut zugutehalten. Aber der Platz kommt ihnen auch entgegen. Da ist es schwierig, mal drei flache Pässe am Stück zu spielen.»
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass vor dem Spiel die defensive Anfälligkeit der Bayern bei Standards als große Schwäche thematisiert wurde und die Münchner Tore am Ende alle nach ruhenden Bällen fielen. «Kritiker können ja sagen, wir haben wieder zwei Standard-Gegentore bekommen. Elfmeter sind auch Standards», scherzte Eberl.
Bei den ersten beiden Treffer störte Aleksandar Pavlovic Union-Keeper Frederik Rönnow genau an der Grenze zum Foul. Ähnlich, wie es Arsenal mit Manuel Neuer gemacht hatte. Die Engländer als Inspiration wiesen die Münchner aber zurück. «Wir haben ja schon ein paar Standardtore gemacht», sagte Eberl. «Wir können es auch.» Pavlovic musste in der zweiten Hälfte verletzt runter. Eine Diagnose stand noch aus. Von einer schweren Verletzung gingen die Münchner aber nicht aus.
Die Runde der letzten acht im Pokal wird am Sonntag ausgelost. Einen Tag vorher steht für den FCB in der Bundesliga das nächste schwere Auswärtsspiel in Stuttgart an. National sind die Münchner noch unbesiegt. Und nach den zwei Partien in Köpenick nun auch für Kampf-Fußball gewappnet. «Wir mussten damit umgehen und haben das gut gemacht», sagte Kane.
