Der Bodenbelag drängt sich nicht unbedingt in den Vordergrund, aber er beeinflusst wesentlich die Atmosphäre in einem Raum. Im günstigsten Fall bleibt er einige Jahrzehnte lang liegen. Deshalb empfiehlt es sich, seine Anschaffung sorgfältig und vorausschauend zu planen.
Verbraucher haben die Qual der Wahl: Von zeitlosen Klassikern wie Parkett, Holzdielen oder Linoleum bis zu modernen Varianten aus Laminat, Vinyl oder keramischen Bodenfliesen – Fachhandel und Baumärkte haben alles im Angebot und zwar in allen erdenklichen Designs und Preisklassen.
Sich allein am Aussehen und Preis zu orientieren, ist jedoch keine gute Idee. Tipps, auf welche Kriterien es noch ankommt:
1. Beschaffenheit des Rohbodens
Nicht jeder Bodenbelag eignet sich für jeden Untergrund. «In Neubauten gibt es unter dem Oberbelag in der Regel die ebene Schicht schwimmenden Estrichs, die mit einer Trittschalldämmung auf einer glatten Rohbetondecke liegt», sagt die Hamburger Innenarchitektin Ines Wrusch. Auf so einen soliden Untergrund könnte man eigentlich alle Arten von Bodenbelägen aufbringen.
Schwieriger sieht es in Altbauten aus. Dort findet man oft Holzbalkendecken, auf die der Fußbodenaufbau mit Holzplatten und -latten ausgeführt wurde, die Stöße haben und schwingen können. Dafür eignet sich längst nicht jeder Belag.
«Würde man darauf etwa Bodenfliesen verlegen, müsste die Bewegung aufgenommen werden. Die Fugen fangen an zu bröseln, und die Fliesen knacken oder brechen sogar», erklärt Wrusch.
Ihr Rat: Erst einmal den Bestand ermitteln und prüfen, welchen Rohboden man vorfindet, bevor man einen neuen Bodenbelag kauft.
2. Nutzung und Beanspruchung des Raumes
Keine Frage, der Boden einer Küche oder eines Badezimmers wird anders beansprucht als der Fußboden im Schlafzimmer – daran sollte man bei der Auswahl denken. Zumal in Bad und in der Küche auch noch Feuchtigkeit eine Rolle spielt.
«Eine Orientierung bieten die Nutzungsklassen für Bodenbeläge», sagt Michael Pommer, Trainer bei der DIY Academy in Köln. «Sie geben Auskunft, wie stark der jeweilige Fußboden belastet werden kann.» Diese werden in Nutzungsklassen für private, gewerbliche und industrielle Bereiche eingeteilt.
Im privaten Bereich gibt es die Nutzungsklassen 21 bis 23:
- Nutzungsklasse 21 wird für Räume mit geringer Nutzung empfohlen, etwa für das Schlafzimmer
- Nutzungsklassen 22 und 23 eignen sich für mehr beanspruchte Böden, etwa in Küche, Flur, Arbeitszimmer oder Hobbyraum
Ein weiteres Kriterium ist die Rutschsicherheit eines Bodens. Diese wird in verschiedene Klassen eingeteilt, so gibt es die Gruppen R9 bis R13 für trockene und gewerbliche Bereiche und A bis C für Barfußbereiche in Nassräumen. «Je nach Anwendungsbereich sind Bodenbeläge mit einer Rutschhemmung der Klasse R 9 oder R 10 beziehungsweise A oder B zu empfehlen», sagt Jens Fellhauer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Keramische Fliesen.
«In offenen Wohnküchen kann es sinnvoll sein, in verschiedenen Bereichen Bodenbeläge mit unterschiedlichen Eigenschaften zu verwenden», sagt Ines Wrusch. Direkt im Küchenbereich sollte man einen Boden wählen, der Nässe gut verträgt, etwa Fliesen. Und dann empfiehlt sie: «einen robusten Belag am Essplatz und einen weicheren in der gemütlichen Polsterecke.»
Design bestimmt Raumwirkung mit
Damit der Boden am Ende auch zum Raum und zum Lebensgefühl passt, rät Ines Wrusch sich die Frage zu stellen: «Welche Wirkung möchte ich erzielen?»
Soll das Kinderzimmer Leichtigkeit und Fröhlichkeit ausstrahlen? Soll das Wohnzimmer hell und gediegen wirken? Geht es beim Arbeitszimmer darum, dass es nüchtern und seriös erscheint? Je nach Wunsch kann man dann entsprechende Farben und Qualitäten auswählen.
Wrusch empfiehlt dabei darauf zu achten, «dass der Boden im Raum dunkler sein sollte als Wände oder Decken – und sei es auch nur ein wenig. Das erdet.» Denn: «Ist der Bodenbelag heller als die Umgebung, haben viele Menschen ein unsicheres Gefühl im Raum», so die Innenarchitektin.
Andererseits wäre ein vollkommen schwarzer Boden ebenfalls sehr unangenehm. «Er wirkt für unser Unterbewusstsein wie ein Loch, in das man fallen könnte.» Zudem wäre auf so einem Boden vermutlich schnell jedes Staubkorn zu sehen.
Materialwahl – langlebig, preiswert und pflegeleicht?
Im Fachhandel und Baumarkt gibt es viele Designs in unterschiedlichen Materialien und Preisklassen, etwa PVC-Belag in Holzoptik, Bodenfliesen in Holzoptik oder etwa Vinylböden in Fliesenoptik. Was im Geschäft noch toll aussah, kann zu Hause ganz anders wirken. Daher ist es sinnvoll, sich zunächst Muster des Bodenbelags mit nach Hause zunehmen.
Ein Boden aus Naturmaterialien wie Holz ist nachhaltig und schön, hat aber auch seinen Preis. «Klick-Parkett mit externer Trittschalldämmung gehört zu den teuersten Bodenbelägen, ist aber auch sehr langlebig», sagt Michael Pommer. Voraussetzung dafür ist aber eine regelmäßige Pflege. «Das Holz muss immer mal geölt werden», erklärt der DIY-Trainer.
Wer es preiswerter und pflegeleichter will, kann zum Beispiel auf Vinyl- oder Laminatböden in Parkettoptik ausweichen. Solche Böden sind allerdings nicht so langlebig und nachhaltig wie echte Holzböden.
Bodenfliesen brauchen keine besondere Pflege – lediglich Reinigung. «Das ist ihr unschlagbarer Vorteil», sagt Jens Fellhauer. «Bei Verschmutzungen einfach mit lauwarmem Wasser abwischen, und schon sehen die Fliesen aus wie neu.»
Während hingegen ein flauschiger Teppichboden ein besonders kuscheliges Gefühl vermitteln kann, wenn man ohne Schuhe drüberläuft oder etwa im Kinderzimmer direkt auf dem Boden sitzt. Letztlich kommt es also auch auf die Nutzung des Zimmers und seines Bodens an – auch daran sollte man bei der Auswahl denken.