Der Deutsche Olympische Sportbund hat den Entwurf für ein Sportfördergesetz bemängelt. «Es muss allen Beteiligten klar sein, dass die Expertise, wie Leistungssport erfolgreich sein kann, nicht beim Staat liegt, sondern im Sport», sagte der Vorstand Leistungssport des DOSB, Olaf Tabor, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der in der vergangenen Woche vorgestellte Entwurf sieht vor, dass der Bund künftig deutlich mehr Einfluss auf die Spitzensportförderung erhält als der organisierte Sport. 

Man sei verwundert «dass die Autonomie des Sports» gestrichen worden sei, äußerte Tabor. «Das verstärkt bei uns den Eindruck, dass hier eine Verstaatlichung des Sports vorangetrieben werden soll, die wir nicht akzeptieren können.»

In den Plänen der Sport-Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU) soll der Rat einer als Stiftung angelegten Spitzensportagentur statt 18 Mitglieder nur noch 5 haben. Davon werden zwei aus dem Bundestag, eines aus dem Kanzleramt und eines aus den Reihen der Länder-Sportminister entsandt. Nur ein Mitglied soll künftig noch der DOSB stellen.

Tabor: «Sportfachliche Expertise muss ausschlaggebend sein»

Tabor bezweifelt, dass man die sportlichen Ziele erreichen könne, indem der Bund seinen Einfluss bei der Spitzensportförderung massiv ausbaue. «Für uns ist klar: Die sportfachliche Expertise muss ausschlaggebend sein bei der Förderung und Steuerung des Leistungssports», sagte er.

Der 20-köpfige Sportfachbeirat als weiteres Gremium der Agentur soll einem hauptamtlich eingesetzten und aus zwei Mitgliedern bestehenden Vorstand anders als in früheren Gesetzentwürfen keine Vorgaben mehr machen können, sondern nur noch eine beratende Rolle einnehmen. Im Beirat sollen vor allem Vertreter des organisierten Sports versammelt werden.

Tabor nennt andere Länder als Erfolgsbeispiele

«Wenn man in andere Länder schaut, die erfolgreich sind, wie Großbritannien, Norwegen oder Neuseeland, dann ist auffällig, dass der Staat wichtigster Finanzier ist, sich aber ansonsten weitestgehend aus den sportlichen Entscheidungen heraushält», erklärte Tabor.

Im Dezember soll das Gesetz vom Kabinett beschlossen werden, bis zum Juli des kommenden Jahres soll es nach Beratungen im Bundestag in Kraft treten. Ab 2027 soll die Spitzensportagentur ihre Arbeit aufnehmen und zunächst über die Verteilung der Mittel für den Sommersport ab dem Jahr 2029 entscheiden.