Schwitzige Hände, weiche Knie und der Gedanke: «Wie wird wohl die Tastuntersuchung der Prostata?»: So mancher Mann fühlt sich unwohl, wenn der erste Besuch beim Urologen oder der Urologin ansteht. Doch wann sollte man überhaupt eine solche Praxis aufsuchen? Und wie läuft so ein Termin ab? Zwei Urologen geben Antworten. 

Mit welchen Beschwerden sollte man zum Urologen gehen?

Axel Merseburger, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie, rät, folgende Beschwerden urologisch abklären zu lassen: 

  • häufiges oder schmerzhaftes Wasserlassen
  • Blut im Urin
  • wiederkehrende Harnwegsinfekte
  • Nierensteine
  • Erektionsstörungen
  • Hodenschmerzen
  • unklare Unterbauchbeschwerden 

Auch äußere Veränderungen wie Entzündungsanzeichen im Genitalbereich oder Verhärtungen im Bereich der Hoden sind typische Anlässe für eine Vorstellung, wie der Urologe Robert Frese sagt. Er ist Vorstandsvorsitzender des Vereins der niedergelassenen Urologen in Hamburg.

Darüber hinaus können Urologen auch Ansprechpartner rund um die Themen Fruchtbarkeit, sexuelle Probleme oder sexuell übertragbare Krankheiten sein. «Allerdings ist die erste Anlaufstelle immer die Hausärztin oder der Hausarzt, um zur wirklich richtigen Fachrichtung überwiesen zu werden», sagt Axel Merseburger.

Spätestens zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung sollte jeder Mann einen Termin beim Urologen ausmachen. «Das Prostatakarzinom ist der häufigste Krebs beim Mann – wie Brustkrebs bei der Frau», sagt Robert Frese. Laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) liegt die Anzahl der jährlichen Prostatakrebs-Neuerkrankungen bei rund 66.000.

Ab wann sollten Männer zur Krebsfrüherkennung?

Ab dem 45. Lebensjahr wird Männern eine jährliche urologische Untersuchung zur Krebsfrüherkennung empfohlen. Die Krankenkasse trägt die Kosten. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Verivox zeigt allerdings, dass 55 Prozent der Männer ab 45 Jahren die Untersuchung nicht regelmäßig in Anspruch nehmen. 26 Prozent der Männer ab 45 waren demnach sogar noch nie dort. 

Wie läuft der erste Termin in aller Regel ab?

Ob es sich um die Krebsfrüherkennung oder um das Abklären von akuten Beschwerden handelt: Wie jeder gute Arzttermin sollte auch der Besuch beim Urologen mit einem ausführlichen Gespräch zur Krankengeschichte des Patienten beginnen. Dabei geht es etwa um familiäre Krebsbelastungen, Vorerkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten. 

«Auch die Frage nach der sexuellen Funktion sollte nicht aus falscher Scham unter den Tisch fallen», sagt Robert Frese. Abhängig von den Beschwerden erfolgt dann eine körperliche Untersuchung, die gegebenenfalls mit Urin- oder Blutuntersuchungen ergänzt wird.

Wie läuft die Untersuchung zur Krebsfrüherkennung genau ab? 

Neben dem Anschauen und Abtasten von Penis und Hodensack gibt es in diesem Zuge eine Tastuntersuchung der Prostata vom After aus und eine Beurteilung der Lymphknoten, so Robert Frese. 

Die Tastuntersuchung ist allerdings umstritten, denn «nicht jeder kleine Tumor lässt sich ausreichend früh tasten», sagt der Urologe. Deswegen raten Fachverbände wie die DGU zusätzlich zum Einsatz von PSA-Screenings, bei denen das sogenannte «Prostataspezifische Antigen» bestimmt wird. Das ist ein wichtiger Parameter zur Früherkennung von Krebserkrankungen. Allerdings wird ein PSA-Screening aktuell nicht von den Krankenkassen bezahlt. Die Kosten liegen bei etwa 25 bis 35 Euro. 

Merseburger rät Männern, sich von ihrem Urologen umfassend beraten zu lassen, inwiefern eine Kombination aus Tastuntersuchung und PSA-Bestimmung sinnvoll ist. 

Gänzlich auf die Tastuntersuchung zu verzichten, hält Robert Frese aber für falsch, denn «sie kann wesentliche Informationen zur Prostatagröße und deren Form sowie mögliche tastbare Auffälligkeiten in Bezug auf Darmkrebserkrankungen liefern». 

Ist die gefürchtete Tastuntersuchung wirklich so schlimm?

Wie unangenehm die Tastuntersuchung wahrgenommen wird, ist natürlich individuell unterschiedlich. Immerhin: Sie ist nicht schmerzhaft und dauert in der Regel nur wenige Sekunden. 

Bei der Untersuchung tastet der Urologe die Prostata über den After nach möglichen Auffälligkeiten ab. «Das ist ein bisschen unangenehm. Aber eine Blutabnahme ist letztendlich schlimmer. Wenn man dem Patienten die Hintergründe erklärt, macht das jeder mit», sagt Robert Frese. 

Hintergrundinformationen können helfen, die Scham abzubauen. Auch Humor kann dabei helfen, findet Frese. Axel Merseburger rät seinen Patienten zu einer entspannten Haltung und ruhiger Atmung. Auch er nutzt eine ausführliche Aufklärung dazu, Ängste und Schamgefühl abzubauen. 

Gründe für die Scheu vor der Vorsorgeuntersuchung sieht Robert Frese in der männlichen Psyche. Er beobachtet immer wieder: «Männer gehen nicht so gerne zum Arzt. Sie sehen ihren Körper mehr als Werkzeug und den Arzt als Ingenieur, den man sich nur bei Störungen an Bord holt.» 

Gehen eigentlich nur Männer zum Urologen?

Nein. «Ungefähr 40 Prozent meiner Patienten sind Frauen», sagt Robert Frese. Vor allem wiederkehrende Harnwegsinfekte, Harnsteine oder Kontinenzschwäche seien Themen, die Frauen zum Urologen führten. «Frauen können aber auch Tumore haben, die im urologischen Fachbereich behandelt werden, etwa ein Harnblasenkarzinom oder ein Nierentumor», so Frese. 

Auch Kinder werden urologisch behandelt. Hier seien es häufig angeborene Fehlbildungen oder Hodenhochstand, die einer medizinischen Abklärung bedürfen, sagt Axel Merseburger.