Während die belgischen Siegerinnen wild im Kreis hüpften, schlurften die untröstliche Ella Seidel und ihre Teamkolleginnen schon aus der Halle. Die deutschen Tennisspielerinnen stürzen nach zwölf Jahren in der internationalen Elite in die Zweitklassigkeit ab. In den Playoffs des Billie Jean King Cups setzte es für die Auswahl von Teamchef Rainer Schüttler auch im zweiten Duell gegen Belgien eine Niederlage. Dadurch ist der Verbleib in der Weltgruppe des wichtigsten Teamwettkampfs für das Jahr 2026 futsch.

«Wir sind sehr enttäuscht, alle sind am Boden zerstört», sagte Schüttler. «Das haben wir uns anders vorgestellt.» Statt gegen die Außenseiter Türkei und Belgien den Heimvorteil in der kleinen Halle des TC Ismaning bei München zu nutzen, unterlag die ersatzgeschwächte Auswahl des Deutschen Tennis-Bundes gleich in beiden Aufeinandertreffen.

Hochzeiten à la Kerber und Petkovic vorbei

In den entscheidenden Spielen gegen Belgien verlor Anna-Lena Friedsam zunächst nach hartem Kampf gegen Jeline Vandromme 6:7 (0:7), 6:2, 3:6. Dann zog Seidel gegen Hanne Vandewinkel klar mit 0:6, 4:6 den Kürzeren. Damit war die Entscheidung schon vor dem am Abend noch angesetzten Doppel gefallen – dieses wurde deshalb gar nicht mehr ausgespielt.

Für den DTB endet so eine zwölfjährige Ära in der Weltgruppe zusammen mit den Top-Nationen. Diese hatte 2014 begonnen, als das Event noch Fed Cup hieß. Damals stürmte die Auswahl mit Stars wie Angelique Kerber und Andrea Petkovic bis ins Finale – doch solche Hochzeiten sind lange vorbei.

Teamchef Schüttler lässt Zukunft offen

Auf die Frage, ob Schüttler 2026 auch in der zweiten Kategorie des Events Teamchef sein werde, gab er keine konkrete Antwort. «Ich bin gerade erst vom Platz gekommen», sagte der Ex-Profi kurz nach dem Aus. «Wir sind erstmal platt und leer. Dann gucken wir uns das an.»

Verbandspräsident Dietloff von Arnim sagte der Deutschen Presse-Agentur angesprochen auf eine mögliche Trennung von Schüttler wegen des Abstiegs: «Wir sind ja kein Fußballverein.» Als mildernde Umstände gab er an, dass Schüttler seine drei besten Spielerinnen nicht zur Verfügung hatte.

Es mussten Ersatzspielerinnen ran. Schon vor dem Playoff-Start sagten Tatjana Maria und Laura Siegemund angeschlagen ab. Just zu den Partien gegen Belgien musste dann auch noch Eva Lys und damit die dritte deutsche Top-50-Spielerin passen – sie klagte über Oberschenkelprobleme.

Belgische Schützenhilfe vergebens

Dass es überhaupt nochmal spannend wurde, hatten die Deutschen ausgerechnet den Belgierinnen zu verdanken. Diese rangen am Samstag die Türkinnen mit 2:1 Siegen nieder und verhinderten so den erstmaligen Aufstieg der Tennisspielerinnen vom Bosporus in die Eliteklasse des Billie Jean King Cups. Es war ein dramatisches Duell: Im finalen Doppel etwa vergaben die Türkinnen, die tags zuvor die Deutschen düpiert hatten, zwei Matchbälle zum historischen Playoff-Triumph.

So fiel die Entscheidung erst am letzten Turniertag. Und da war zunächst Friedsam an der Reihe gegen Vandromme, die Junioren-Siegerin der jüngsten US Open. Nach 2:40 Stunden hatte die Belgierin an ihrem 18. Geburtstag das bessere Ende für sich gegen die in der Weltrangliste um 285 Plätze besser positionierte und fast 14 Jahre ältere Friedsam.

Seidel am Freitag gefeiert, am Sonntag chancenlos

Seidel – am Freitag noch gefeierte Debüt-Siegerin gegen die Türkei – hatte danach vor allem im ersten Satz keine Chance gegen Vandewinkel. Die belgische Weltranglisten-125. konnte schließlich mit ihrer Mannschaft um Teamchef Wim Fissette, den früheren Trainer von Angelique Kerber, jubeln. Und das, obwohl auch den Belgierinnen die beste Spielerin gefehlt hatte: Die Weltranglisten-20. Elise Mertens hatte auf den Trip nach Bayern verzichtet.