Die neue IOC-Chefin Kirsty Coventry lässt zum Start in ihre Präsidentschaft den Auswahlprozess für die Gastgeber von Olympischen Spielen überprüfen. Die 41-Jährige kündigte dafür im Anschluss an die erste Exekutivkomitee-Sitzung unter ihrer Führung in Lausanne die Gründung einer Arbeitsgruppe an. Von einem veränderten Vergabeverfahren könnte auch Deutschlands geplante Bewerbung für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 betroffen sein.

Es habe eine «überwältigende Unterstützung» seitens der IOC-Mitglieder gegeben, den Auswahlprozess zu pausieren und zu überprüfen, erläuterte Coventry. Die Mitglieder sollen stärker eingebunden und der geeignete Zeitpunkt für die Vergabe gefunden werden. Der aktuelle Auswahlprozess war ein Ergebnis der Reformen von Coventrys Vorgänger Thomas Bach, wird aber als zu undurchsichtig kritisiert.

Die Sommerspiele 2032 im australischen Brisbane hatte das Internationale Olympische Komitee schon 2021 vergeben. Vier Jahre zuvor findet das Großevent in der US-Metropole Los Angeles statt. Zudem stehen bereits die Gastgeber der kommenden drei Winterspiele fest: Mailand und Cortina d’Ampezzo in Italien (2026), die französischen Alpen (2030) und Salt Lake City in den USA (2034). 

Auch Geschlechter-Debatte beschäftigt das IOC

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will im Herbst 2026 entscheiden, mit welchem Konzept und welcher Stadt oder Region er sich um die Austragung der Olympischen Spiele bewirbt. Für Berlin, München, Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region gibt es erste Konzepte. Offen ist noch, ob sich der DOSB für 2036, 2040 oder 2044 bewerben will. Die Bundesregierung hat sich für 2040 ausgesprochen. 

Eine zweite Arbeitsgruppe soll laut Coventry, der ersten Frau an der IOC-Spitze, für mehr Schutz der Frauen-Kategorie sorgen. Das IOC wolle hier «eine Führungsrolle» einnehmen und wissenschaftliche Experten und die Fachverbände zusammenbringen, bekräftigte die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin aus Simbabwe.

Bei Olympia in Paris hatte das IOC in der Kritik gestanden, weil es die Boxerinnen Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-ting aus Taiwan starten ließ. Beide späteren Olympiasiegerinnen waren zuvor vom Weltverband Iba, der vom IOC nicht mehr anerkannt wird, nach nicht näher erklärten Geschlechtertests ausgeschlossen worden. Das IOC argumentierte, beide seien als Frau in ihren Pässen geführt und hätten in ihrer gesamten Karriere an Frauen-Wettbewerben teilgenommen.