Über seine eigene Leistung konnte sich Philipp Nawrath nur bedingt freuen. Die Staffel sei eben eine Kollektivleistung, sagte der 32-jährige Biathlet. Zwar sorgte er beim Weltcup in Hochfilzen dafür, dass das deutsche Team nach einem missglückten Auftritt von Startläufer David Zobel zwischenzeitlich vom Podest träumen durfte. Allerdings hatten auch die Teamkollegen Philipp Horn und Justus Strelow – eigentlich verlässliche Schützen – beim souveränen Sieg der Norweger Probleme am Schießstand. Insgesamt elf Nachlader und eine Strafrunde waren am Ende zu viel, um eine Rolle im Kampf um das Treppchen zu spielen.
Trotz des fünften Platzes überwog das Positive im deutschen Lager: Nach dem enttäuschenden Saisonstart im schwedischen Östersund meldeten sich die Schützlinge von Noch-Sportdirektor Felix Bitterling dank Horns Premieren-Podest im Sprint und einem vierten Rang des Thüringers in der Verfolgung zurück.
Frauen-Staffel auf dem Podest
Das Quartett machte am Sonntag deutlich, dass bei den Olympischen Winterspielen im Februar mit den deutschen Männern zu rechnen sein dürfte. «Wir sind keine Kilometer von der Konkurrenz weg», beschwichtigte Bitterling, nachdem erste kritische Töne aufgekommen waren.
Auch die deutschen Biathletinnen hatten in der Staffel ohne die erkrankte Gesamtweltcup-Siegerin Franziska Preuß mit Platz drei für einen Podestplatz gesorgt. In der Verfolgung sprang für Anna Weidel als beste Deutsche dann allerdings nur ein zehnter Platz heraus.
Die dennoch überwiegend ordentlichen Auftritte in Österreich überstrahlten Bitterlings eigene Abschiedsverkündung, die während des Weltcups der Skijäger bestätigt wurde. Für Verwunderung sorgte diese Mitteilung aber schon – auch bei Olympiasieger Arnd Peiffer. «Natürlich war es für mich jetzt auch überraschend, das zu lesen», sagte der 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Diesen Schritt wird er sich sicherlich gut überlegt haben und ich bin natürlich gespannt, wer die Rolle dann einnehmen wird.»
Rückkehr zur IBU
Bitterling verlässt den Deutschen Skiverband (DSV) nach diesem Winter auf eigenen Wunsch und kehrt zur neuen Saison zur Internationalen Biathlon Union zurück. Dort übernimmt er die Leitung einer neu geschaffenen Marketingabteilung, teilte der DSV mit.
Der DSV möchte sich bei der Suche nach einem Nachfolger nicht drängen lassen. «Die Entscheidung soll mit Blick auf Kontinuität, Stabilität und Qualität getroffen werden» hieß es in einer Mitteilung.
Bitterling selbst möchte zwar ebenso wenig infrage kommende Namen nennen wie Peiffer. Einige «durchaus gute Kandidaten und Kandidatinnen» gebe es aber aus seiner Sicht. «Und es kann ja auch sein, dass man in einem halben Jahr oder einem Jahr vielleicht zurückblickt und sagt: Das läuft jetzt besser als mit dem Felix. Da habe ich überhaupt kein Ego, das würde mich freuen.»
Der 48-Jährige galt als jemand, der stets Verantwortung übernahm, als Funktionär, der eine Menge von dem abfederte, was ansonsten auf die Trainer oder Athleten eingeprasselt wäre. Er entwickelte sich seit seinem Start beim DSV im Jahr 2022 zu einem der wichtigsten Gesichter der deutschen Biathleten.
«Er hat versucht, ganz dezent die Nähe zu suchen. Aber trotzdem hat er immer das große Ganze auch im Blick behalten. Ich denke, das ist ihm schon immer richtig gut gelungen», sagte Nawrath. Der Bayer hofft auf einen Nachfolger, der «mit einem Team gut umgehen kann».
Neue Rollenverteilung denkbar
Es sei durchaus denkbar, dass sich die Rolle des Sportdirektors nach dem bevorstehenden Personalwechsel verändert, glaubt Peiffer. Zumal sich auch die deutschen Trainer in Bezug auf die Außendarstellung weiterentwickelt haben und die bald entstehende Lücke intern gefüllt werden könnte.
Hilfreich wäre es dahingehend, dass die Resultate im Olympia-Winter stimmen. «Wir sind auf jeden Fall dran», sagte Staffel-Schlussläufer Strelow. «Man sieht, es ist sehr eng, auch heute gewesen um Platz drei. Und ja, ich hoffe, dass wir uns da noch belohnen können.» Am liebsten mit einer Medaille beim Saisonhöhepunkt, so Strelow weiter. «Das ist natürlich das Ziel.»
