Phil Bauhaus schnaufte nach dem Sturzchaos bei der Tour de France kräftig durch. Einen Tag vor seinem Geburtstag freute sich der 30-Jährige über seinen dritten Platz und war erleichtert, die chaotische dritte Etappe wohlbehalten überstanden zu haben. «Podium bei der Tour ist ein super Ergebnis für mich», sagte Bauhaus, der bei seiner dritten Tour-Teilnahme zum fünften Mal ein Top-Drei-Ergebnis herausfuhr.
Auf den ersten großen Erfolg muss er aber weiter warten. «Ich hoffe, dass ich das die nächsten Etappen wiederholen kann», fügte er hinzu. Dieses Mal kam er im Finale an den belgischen Etappensieger Tim Merlier und den Italiener Jonathan Milan nicht mehr vorbei.
Die Radsportfans erlebten eine hektische und von vielen Stürzen begleitete Etappe von Valenciennes nach Dünkirchen. Der Sprint-König Jasper Philipsen musste die 112. Ausgabe der dreiwöchigen Rundfahrt infolge eines unglücklichen Sturzes verlassen. Philipsen kam nach dem Vorfall etwa 60 Kilometer vor dem Ziel direkt ins Krankenhaus.
Philipsen muss operiert werden
Philipsen erlitt nach einer ersten Diagnose einen verschobenen Bruch des Schlüsselbeins und mindestens eine Rippenfraktur. Er muss auf jeden Fall operiert werden. Dies soll so schnell wie möglich im Krankenhaus im belgischen Herentals durchgeführt werden, wie sein Team Alpecin-Deceuninck mitteilte.
«Ich habe ihn nur auf der Straße liegen sehen und habe schon relativ schnell gesehen, dass er sich an die Schulter gepackt hat», meinte Bauhaus, der in den vergangenen Jahren immer wieder knapp an einem Etappensieg bei der Tour gescheitert war. Den Sturz selbst habe er nicht gesehen.
Mehrere Stürze bei heftigem Wind
Doch damit nicht genug. Im Finale kam es zu weiteren heftigen Stürzen, auch Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel und Red-Bull-Sprinter Jordi Meeus wurden zu Boden gerissen. Bei den Verhältnissen mit kräftigem Gegenwind aus dem Norden sei es laut Red-Bull-Sportdirektor Rolf Aldag «nicht machbar gewesen, dass alle heile ankommen». Dazu komme die hohe Risikobereitschaft speziell in der ersten Woche, «weil jeder glaubt, er kann Radsport-Historie schreiben».
Am schlimmsten erwischte es aber Philipsen. Sein Alpecin-Teamchef Philip Roodhooft war sichtlich betroffen nach dem dramatischen Aus seines Fahrers. «Natürlich sorgt das für Emotionen. Auch das Ergebnis von heute ist irrelevant», sagte er und konnte noch keine Details zum Ausmaß der Verletzungen nennen. «Jasper is down», sagte er auf Englisch. Zu der Zeit war Philipsen bereits im Krankenhaus.
Rempler bringt Philipsen zu Fall
Der Belgier war kurz vor dem Zwischensprint nach einem Rempler zu Fall gekommen und musste das Rennen aufgeben. Er fiel dabei auf die rechte Schulter, sein gesamtes Trikot war zerrissen – zahlreiche Abschürfungen waren zu sehen. Anschließend wurde er minutenlang vom Tour-Arzt behandelt.
Ausgelöst hatte den Sturz der Belgier Laurenz Rex aus dem Team um den deutschen Straßenrad-Meister Georg Zimmermann. Rex brachte den Cofidis-Fahrer Bryan Coquard aus der Balance, der Franzose kollidierte schließlich mit Philipsen, der nicht mehr ausweichen konnte. Teamchef Roodhooft wollte aber keine Schuldzuweisungen machen: «Zu diesem Zeitpunkt ist es nicht wirklich relevant, das zu analysieren. Jeder hat die Bilder gesehen», fügte er hinzu.
Tour geht ohne besten Sprinter ihrer letzten Jahre weiter
Damit verliert die Tour ihren besten Sprinter der letzten Jahre. 2024 hatte der 27-Jährige drei, 2023 sogar vier Etappen und das Grüne Trikot gewonnen. In Lille hatte er zum Auftakt überlegen gewonnen, einen Tag später übernahm sein Teamkollegen Mathieu van der Poel mit dem Sieg in Boulogne-sur-Mer das Gelbe Trikot.
Das konnte der Cross-Weltmeister auch erfolgreich verteidigen, was für ihn aber angesichts des Ausfalls von Teamkollege Philipsen nur ein schwacher Trost ist: «Das ist nicht unser bester Tag. Wir wollten mit ihm hier Etappen gewinnen und auf das Grüne Trikot gehen.» Der Niederländer liegt in der Gesamtwertung weiter vier Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar und sechs Sekunden vor dem Dänen Jonas Vingegaard.
Am vierten Tour-Tag am Dienstag wartet ein anspruchsvolles Finale auf die Radprofis – dort könnten sich auch Pogacar und Vingegaard wieder auszeichnen. Auf den letzten 50 Kilometern von Amiens nach Rouen warten je zwei Anstiege der dritten und vierten Kategorie. Fünf Kilometer vor dem Ziel wartet dabei die gefürchtete Rampe von Saint-Hilaire mit bis zu 16 Prozent Steigung.