Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger geht nach überstandenem Schilddrüsenkrebs die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz mit besonderen Gefühlen an. «Ich habe mich lange Zeit stark gefühlt, unantastbar sogar, aber das ist seit den beiden Krebserkrankungen vorbei», sagte die 34-Jährige in einem «Stern»-Doppelinterview mit Bayern-Torfrau Maria Luisa Grohs, die in dieser Saison wegen eines bösartigen Tumors im Hals aussetzen musste.
«Ich weiß jetzt, wie schnell mein Leben in Gefahr geraten kann. Ich versuche heute, alles noch ein bisschen bewusster wahrzunehmen und zu genießen, auch die Spiele für die Nationalmannschaft in diesem EM-Sommer», sagte Berger weiter. Bei der Schwäbin vom US-Club NY/NJ Gotham wurde 2017 erstmals Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, eine Operation folgte.
Zweite Krebsdiagnose während der EM 2022
Während der EM 2022 in England, als sie hinter Merle Frohms Ersatzkeeperin im DFB-Team war, erfuhr Berger, dass der Krebs zurück ist, behielt dies aber für sich. «Ich wollte meine Mitspielerinnen nicht belasten und keine Unruhe reinbringen. Der Fokus sollte auf dem Turnier liegen, nicht auf mir», erklärte sie.
Berger hatte maßgeblichen Anteil am Gewinn der Bronzemedaille der DFB-Frauen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Auch in die EM geht die frühere Potsdamerin als Stammkeeperin.
Zu den nachrückenden Torhüterinnen im Nationalteam gehört auch «Mala» Grohs. Sie stand schon im DFB-Kader, hat aber noch kein Länderspiel bestritten. Die inzwischen 24-Jährige hatte vier Monate nach einer Diagnose Mandelkrebs im März ihr Comeback beim FC Bayern München gegeben, gehört aber nicht zum deutschen EM-Aufgebot.
«Vor dem Krebs war für mich klar, dass Fußball nicht alles ist auf der Welt. Das Verrückte: Seit der Krankheit ist er mir wichtiger geworden. Ich mache mir noch mehr Druck», sagte Grohs im «Stern»-Interview. Der Krebs habe «einen maximalen Kontrollverlust» für sie bedeutet: «Man hat die Dinge nicht mehr in der eigenen Hand. Seitdem spüre ich in den Bereichen meines Lebens, die ich steuern kann, einen noch stärkeren Drang, alles perfekt zu machen.»
Handy-Wecker erinnert Berger an nächste Untersuchung
Grohs muss inzwischen etwa alle sechs Wochen zur Kontrolle. «Ich bin jedes Mal angespannt», sagte sie. «Wenn die Ärztin mit dem Schallkopf über meinen Hals fährt und auf den Monitor schaut, versuche ich, etwas aus ihrer Mimik zu lesen. Ist das jetzt ein schlechtes Zeichen, so wie sie schaut? Wenn sie Entwarnung gibt, bin ich wahnsinnig erleichtert.»
Berger hat nach eigenen Angaben «keine Ahnung», wann ihre nächste Untersuchung ansteht: «Der Wecker meines Handys wird klingeln und mich daran erinnern. Vorher will ich mich damit nicht beschäftigen. Ich will der Krankheit nicht so viel Aufmerksamkeit schenken.»