Unmittelbar vor Beginn der Filmfestspiele in Venedig hat eine propalästinensische Protestaktion für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Initiative «Venice 4 Palestine» («Venedig für Palästina») forderte wegen Israels Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland die Ausladung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot («Wonder Woman»). Am roten Teppich vor dem Festivalpalast hielten Aktivisten ein Spruchband «Free Palestine» («Befreit Palästina») in die Höhe.
Festivalleiter Alberto Barbera: «Keine Zensur» in Venedig
Der Leiter der Festspiele, Alberto Barbera, wies alle Forderungen nach einem Ausschluss von Gadot oder anderen israelischen beziehungsweise israel-freundlichen Künstlern zurück. Auf dem Festival werde es «keine Zensur» geben.
Die 82. Auflage der Kino-Biennale dauert bis zum 6. September. Unter anderem sollen die Hollywood-Stars Julia Roberts, George Clooney, Cate Blanchett und Emma Stone nach Venedig kommen.
Als Eröffnungsfilm stand am Abend der neue Film des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino auf dem Programm, «La Grazia». Der deutsche Regisseur Werner Herzog bekommt einen Goldenen Löwen ehrenhalber.
Berichte: Gal Gadot kommt nicht nach Venedig
Der Nahost-Konflikt überschattet schon seit einigen Tagen die Vorbereitungen für das Festival, eines der wichtigsten des internationalen Kinos. Die Festivalleitung versuchte mit einer Stellungnahme, die Wogen zu beruhigen. Darin heißt es: «Die Biennale und die Internationalen Filmfestspiele von Venedig waren im Laufe ihrer Geschichte stets Orte der offenen Diskussion und Sensibilität für alle drängenden Fragen, mit denen die Gesellschaft und die Welt konfrontiert sind.»
Das Management von Gadot, die in Venedig im Film «In The Hand of Dante» zu sehen ist, reagierte auf Anfragen zunächst nicht. Berichten zufolge soll die Schauspielerin nun tatsächlich nicht nach Venedig reisen.
Zur Eröffnung werden zahlreiche andere Stars erwartet – unter anderem der 86 Jahre alte legendäre Hollywood-Regisseur Francis Ford Coppola («Der Pate», «Apocalypse Now»), der die Laudatio auf Herzog (82) hält.
Im Eröffnungsfilm von Sorrentino («La Grande Bellezza – Die große Schönheit», «Il Divo») geht es um Entscheidungen, die ein italienischer Präsident in den letzten Monaten seiner Amtszeit zu treffen hat. Der Film steht mit 20 anderen Filmen im Wettbewerb um den Goldenen Löwen.
Herzog zeigt in Venedig neuen Film über Elefantenherde
Deutsche Regisseure sind in der Konkurrenz nicht dabei. Herzogs neuer Film «Ghost Elephants» läuft außerhalb des Wettbewerbs. Darin geht es um einen Naturforscher, der nach einer mysteriösen Elefantenherde in Angola sucht.
Herzog («Fitzcarraldo») ist bekannt für eine sehr eigene filmische Handschrift. Oft geht es darin um die Natur als überwältigende, bedrohliche Macht. Der Münchner lebt seit langem in Los Angeles. Dass Coppola die Laudatio auf ihn hält, gilt als besondere Auszeichnung.
Deutsche Produktion im Wettbewerb – von Berlinale-Gewinnerin
Zu den prominenten Namen, die um den Goldenen Löwen konkurrieren, zählen Jim Jarmusch und der frühere Venedig-Gewinner Giorgos Lanthimos («Poor Things»). Mit «Silent Friend» von Ildikó Enyedi ist immerhin eine deutsche Produktion vertreten.
Die ungarische Filmemacherin gewann 2017 mit «Körper und Seele» den Hauptpreis der Berlinale. In ihrem neuen Werk spielen unter anderem Martin Wuttke und Johannes Hegemann sowie Léa Seydoux und Luna Wedler mit.