Sichtlich betroffen reagierte Clint Eastwood im Februar auf die Nachricht, dass der Schauspieler Gene Hackman und dessen Ehefrau tot in ihrem Haus aufgefunden wurden. «Es gab keinen besseren Schauspieler als Gene. Intensiv und instinktiv. Niemals eine falsche Note», schrieb Eastwood in einer Mitteilung. «Er war auch ein lieber Freund, den ich sehr vermissen werde.»

Sie waren altbekannte Kollegen. Eastwood hatte Hackman für sein Regie-Werk «Erbarmungslos» in der Rolle eines skrupellosen Sheriffs vor die Kamera geholt. Mit seinem Auftritt gewann er 1993 den Oscar als bester Nebendarsteller. Eastwood holte zwei Oscars, für Regie und als Produzent des besten Films. 

Auch das Alter und der Ruf als Hollywood-Legenden verband die beiden. Hackman war im Januar 95 Jahre alt geworden, Eastwood feiert an diesem Samstag seinen 95. Geburtstag. Doch während Hackman schon mit knapp 75 Jahren in den Ruhestand ging, macht Eastwood unermüdlich weiter. 

Eastwood führte noch im vorigen Jahr Regie

Mit dem packenden Justizdrama «Juror #2» brachte er im vorigen Jahr sein 40. Regie-Werk auf die Leinwand. Der Brite Nicholas Hoult spielt in dem Gerichtsthriller einen Geschworenen in einem Mordprozess, der erkennt, dass er möglicherweise für den Tod des Opfers verantwortlich ist. Er muss entscheiden, ob er sich stellt oder als Juror einen Unschuldigen verurteilt. Eastwood erntete mit dem feinsinnig inszenierten Drama beste Kritiken.

Doch es war auch ein Jahr mit einem schmerzlichen Verlust. Im vorigen Juli erlitt Eastwoods langjährige Freundin Christina Sandera mit 61 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt. Sein Vater sei «ein Überlebenskünstler, ein alter Hase», sagte Eastwoods Sohn Scott (39) im Januar laut der Zeitschrift «People» auf die Frage, wie er mit dem Verlust umgehen würde. Er selbst habe von seinem Vater gelernt: «Man beschwert sich nicht. Man jammert nicht. Man macht einfach.» Er sei gleich nach der Weltwirtschaftskrise geboren worden und während des Zweiten Weltkriegs jung gewesen, sagt Scott über die schwierige Jugend seines Vaters.

Rastlose Kindheit

Eastwood wurde 1930 in San Francisco geboren, die Familie zog häufig um. Er hatte viele Jobs, unter anderem war er Schwimmlehrer beim Militär. Die beispiellose Hollywood-Karriere des athletischen Hünen begann 1959 als Cowboy in der Westernserie «Rawhide». Dann machte er als unbarmherziger Rächer in Sergio Leones Italo-Western «Für eine Handvoll Dollar», «Für ein paar Dollar mehr» und «Zwei glorreiche Halunken» und als knallharter Polizist («Dirty Harry») Furore.

Nach vielen Action-Rollen, meist als wortkarger Held, zeigte Eastwood in den 90er Jahren als Darsteller und Regisseur eine einfühlsame und komplexere Seite. In der melancholischen Romanze «Die Brücken am Fluss» war er der Liebhaber einer einsamen Ehefrau, gespielt von Meryl Streep. Eastwood hatte den Film auch produziert und Regie geführt.

Oscar-Triumph als Regisseur und Produzent

Mit dem Westernepos «Erbarmungslos» (1993) und dem Box- und Sterbehilfedrama «Million Dollar Baby» (2005) kam er in Hollywood mit über 60 Jahren schließlich zu höchsten Ehren. Seine vier Oscars gewann er als Produzent und Regisseur mit diesen beiden Werken.

Eastwood produziert schnell und preiswert. «Million Dollar Baby» drehte er in 37 Tagen mit einem Budget von nur 30 Millionen Dollar. «Ich habe Glück, dass ich noch arbeiten kann», bedankte sich das Multitalent in der Oscar-Nacht 2005 für seinen doppelten Sieg.

Pausenlos hinter und vor der Kamera

Fast jedes Jahr stellte er seither ein neues Regie-Werk vor, darunter die Kriegsdramen «Letters From Iwo Jima» und «Flags of our Fathers», den Polit-Film «Invictus – Unbezwungen», das Scharfschützendrama «American Sniper» oder «Sully» mit Tom Hanks als Pilot Chesley Sullenberger, dem 2009 eine spektakuläre Notwasserung gelang. In dem Drogenthriller «The Mule» übernahm er zudem die Hauptrolle eines greisen Drogenkuriers.

«Der Fall Richard Jewell» drehte sich um das Bombenattentat bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Als Schauspieler mimte er zuletzt in «Cry Macho» (2021) einen alten Rodeo-Reiter, der einen Jungen von Mexiko nach Texas zurückbringen soll. Eastwood führte zugleich Regie.

Der Star lebt weitab von Hollywood, im nordkalifornischen Küstenort Carmel, wo er in den 80er Jahren auch als Bürgermeister diente. Traditionell steht er auf der Seite der Republikaner. 2016 hatte er sich für Donald Trump als US-Präsident ausgesprochen, später aber auch Kritik an ihm geübt.

Wie wird der 95. gefeiert? 

Über mögliche Pläne zur Feier des 95. Geburtstags wurde vorab nichts bekannt, sein Management äußerte sich auf eine Anfrage der dpa nicht. Schon bei seinem 90. Geburtstag hatte Eastwood abgewehrt.

«Ich denke nicht darüber nach», druckste der Oscar-Preisträger in der Talkshow von Ellen DeGeneres einige Monate zuvor herum. Die Moderatorin konnte Eastwood im Interview aber noch einen Kommentar zum Alter entlocken. Als kleiner Junge habe er mit seinem über 90 Jahre alten Großvater viel Zeit verbracht und dabei gedacht: «Jesus, wer zum Teufel möchte so lange leben», erzählte der ergraute Leinwandstar.

Achtfacher Vater

Nun ist der zweifach geschiedene Eastwood, Vater von acht Kindern mit sechs Partnerinnen, selbst auch schon mehrfacher Großvater. Seine älteste Tochter ist 71 Jahre alt, die jüngste 28. Als Eastwood 2018 die Premiere seines Films «The Mule» feierte, brachte er unter anderem seine Söhne Scott und Kyle, Tochter Alison, Ex-Frau Maggie Johnson, eine Enkeltochter und seine Freundin zu dem Empfang in Los Angeles mit.

Einige Kinder sind ihm ins Fach gefolgt. Der jüngste Sohn Scott (39) spielte in Filmen wie «Fast & Furious 10», «Pacific Rim: Uprising» und «Kein Ort ohne dich» mit. Francesca (31) hatte eine Rolle in «Juror #2». Sohn Kyle (56), ein Musiker, hat Kompositionen von Filmen seines berühmten Vaters verjazzt.

Clint Eastwood ist bekanntermaßen ein Jazzliebhaber und Pianist. Für viele seiner eigenen Filme hat er auch die Musik komponiert – wie für «Mystic River» und «Million Dollar Baby».