Überglücklich sackte Aryna Sabalenka nach ihrem zweiten Triumph bei den US Open auf den Boden und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Soeben hatte die Nummer eins der Tennis-Welt ihren Titel in New York erfolgreich verteidigt. Mit 6:3, 7:6 (7:3) gewann die 27-Jährige aus Belarus das Endspiel gegen die amerikanische Wimbledon-Finalistin Amanda Anisimova und feierte damit ihren vierten Grand-Slam-Erfolg. 

«Es ist verrückt. All die schweren Lektionen waren es wert. Ich bin gerade sprachlos», sagte Sabalenka bei der Siegerehrung.

Ein Returnfehler Anisimovas beim dritten Matchball nach 1:34 Stunden hatte den Schlusspunkt im Endspiel gesetzt. Für die US-Hoffnungsträgerin bleibt der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel acht Wochen nach ihrem 0:6, 0:6-Debakel von Wimbledon vorerst unerfüllt. 

Erster Erfolg im dritten großen Finale des Jahres

Im oft unberechenbaren Damen-Tennis zeigt Sabalenka in dieser Saison eindrucksvolle Konstanz. Drei Endspiel-Teilnahmen bei den vier größten Turnieren sind eine Ansage an die Konkurrenz. Sie ist die erste Spielerin seit Angelique Kerber und Serena Williams 2016, der dies gelang. 

Bei den Australian Open (gegen Madison Keys/USA) musste Sabalenka ebenso wie bei den French Open (gegen Coco Gauff/USA) ihrer Final-Kontrahentin jeweils das Rampenlicht der Siegerin überlassen. Nun schloss sie das Grand-Slam-Jahr doch noch erfolgreich ab. Der Power in Anisimovas Schlägen hielt die Weltranglisten-Erste souverän stand, ihre Erfahrung zahlte sich aus.

Zudem blieb sie in entscheidenden Momenten cool, auch wenn das Publikum die unweit von New York geborene Lokalmatadorin anfeuerte. Als Sabalenka beim 5:4 im zweiten Satz zum Matchgewinn aufschlug, wackelte sie zwar kurz. Im Tiebreak fing sich die Topfavoritin aber rechtzeitig. «Deine Leidenschaft und Entschlossenheit sind unglaublich», gratulierte Tennisikone Rod Laver bei X.

Als Erste seit Serena Williams‘ Siegesserie zwischen 2012 und 2014 wiederholte Sabalenka bei den US Open damit ihren Erfolg aus dem Vorjahr. Zur Belohnung erhält sie ein Preisgeld von 4,27 Millionen Euro (5 Millionen US-Dollar). Anisimova (24) darf sich mit der Hälfte der Summe trösten. In der Weltrangliste rückt sie am Montag erstmals in die Top Fünf vor.

Anisimova übermannten nach der Finalniederlage wie schon in Wimbledon die Emotionen, weinend saß sie auf ihrer Bank. «Es war ein großartiger Sommer. Zwei Endspiele in Folge zu verlieren, ist toll, aber auch super hart. Ich glaube, ich habe heute nicht hart genug für meine Träume gekämpft», sagte sie.

Anisimova verpasst krönenden Abschluss

Wie Anisimova ihre Demütigung beim Rasenklassiker in Wimbledon wegsteckte, ist bemerkenswert. Gleich beim folgenden Grand-Slam-Turnier zog sie in ihr zweites Finale bei einem der vier Saison-Highlights ein. In New York bot sie der Favoritin diesmal deutlich mehr Paroli als im Wimbledon-Endspiel der Polin Iga Swiatek. 

Im Wimbledon-Halbfinale hatte Sabalenka noch gegen Anisimova verloren. Nun sahen die knapp 24.000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadium am verregneten Schluss-Nachmittag der Damen-Konkurrenz des zweiwöchigen Tennis-Spektakels ein Duell, das von Power geprägt war. Beide Spielerinnen prügelten anfangs mit viel Risiko auf die Bälle ein. 29 Fehler von Anisimova waren gegen Sabalenka (15) aber zu viel. 

Der Anfang der Begegnung war noch von einem Auf und Ab geprägt. 2:0 führte Sabalenka, dann lag sie 2:3 zurück, ehe sie die Kontrolle zurückgewann. Mit vier Spielgewinnen in Serie machte die Favoritin schließlich den ersten Satzgewinn klar. 

In ihrem dritten US-Open-Finale nacheinander führte Sabalenka im zweiten Satz mit 3:1, ließ Anisimova dann aber wieder ins Spiel kommen. Mit dem 5:3 schien Sabalenka auf einen schnellen Erfolg zuzusteuern. Mit dem Rücken zur Wand stemmte sich Anisimova gegen die Niederlage. Ihr gelang es sogar noch, den Rückstand in ein 6:5 umzuwandeln. Als es in den Tiebreak, bewahrte Sabalenka aber die Nerven – und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.