Meist genervt, aber auch schon resigniert haben die Bundesliga-Verantwortlichen vor dem letzten Spieltag 2025 an diesem Wochenende insgesamt 20 Fußballprofis zum Afrika Cup ziehen lassen. «Es ist wie immer – ich kann nichts machen», klagte Bayer Leverkusens besonders betroffener Chefcoach Kasper Hjulmand. «Grundsätzlich ist es immer blöd, wenn Spieler aus dem Kader fehlen», sagte sein Augsburger Kollege Manuel Baum, «aber wir können eh nichts daran ändern.»

Afrikas Stars, Trainern und Fans ist das natürlich völlig schnuppe: Die 24 teilnehmenden Nationen und vor allem Marokko können es kaum erwarten, dass der Africa Cup of Nations am Sonntag (20.00 Uhr MEZ) mit der Partie der Gastgeber gegen die Komoren beginnt. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet wichtige Fragen zur 35. Auflage des Kontinental-Turniers: 

Warum ist der Afrika Cup im Winter?

Ursprünglich sollte er bereits im Juni/Juli stattfinden, doch es kam die erweiterte Club-WM der FIFA in den USA dazwischen. Schon vor zwei Jahren war das Turnier in der Elfenbeinküste im Sommer geplant. Dann aber fiel dem afrikanischen Dachverband Caf ein, dass die Regenwahrscheinlichkeit in der Monsun-Zeit zu hoch ist und es wurde auf Januar/Februar 2024 verschoben. 

Was bedeutet dies für die Bundesligisten?

Die internationale Abstellungspflicht durch die FIFA hat am 15. Dezember begonnen. Da das Finale am 18. Januar in Rabat ansteht, müssen betroffene Vereine bis zu vier Partien auf ihre berufenen Spieler verzichten – abgesehen von individuell geplanten Urlauben. Zudem fürchten die Bundesligisten das Verletzungsrisiko. 

Die TSG 1899 Hoffenheim sieht es jedoch gelassen, dass Toptalent Bazoumana Touré für die Elfenbeinküste aufläuft. «Für ihn persönlich ist es eine Riesengeschichte. Er freut sich extrem, da dabei zu sein. Wir müssen damit rechnen, dass er dort eine längere Zeit vertreten sein wird, was wir ihm nur wünschen», sagte Trainer Christian Ilzer und ergänzte lächelnd: «Er ist 19, der braucht keine Pause.» 

Welche Bundesligisten haben die meisten Abstellungen?

Leverkusen muss auf Ibrahim Maza (Algerien), Edmond Tapsoba (Burkina Faso), Eliesse Ben Seghir (Marokko) und Christian Kofane (Kamerun) verzichten. Kofane wird jedoch im Spitzenspiel am Samstag gegen RB Leipzig noch bei Bayer dabei sein, weil seine Auswahl erst am Heiligabend gegen Gabun startet. 

Leipzig wiederum fehlen Angreifer Yan Diomande (Elfenbeinküste), die große Entdeckung der Hinrunde, und Amadou Haidara (Mali). Augsburg muss auf Elias Saad und Ismael Gharbi (Tunesien) sowie auf Samuel Essende (DR Kongo) verzichten, Eintracht Frankfurt auf Ellyes Skhiri (Tunesien) und Fares Chaibi (Algerien). 

Wer ist noch aus der Deutschland dabei?

Unter anderem Nicolas Jackson vom FC Bayern München für Senegal, die Algerier Mohamed Anoura (VfL Wolfsburg) und Ramy Bensebaini (Borussia Dortmund) sowie der Marokkaner Bilal El Khannouss vom VfB Stuttgart. Der wohl am wenigsten bekannte Turnierteilnehmer aus Deutschland ist Jonah Fabisch vom Drittligisten Erzgebirge Aue, der für Simbabwe nominiert ist. Dessen 2008 gestorbener Vater Reinhard führte das Land einst als Trainer zweimal ins Finale des Afrika-Cups.

Wie sieht es bei anderen europäischen Topclubs aus?

Die englische Premier League stellt etwa 30 Profis ab – alle Augen sind dabei auf Mohamed Salah gerichtet: Ägyptens Kapitän hatte zuletzt einen Riesenstreit mit dem FC Liverpool angezettelt. Ob er nach dem Afrika Cup an die Anfield Road zurückkehrt, ist ungewiss. Der 33 Jahre alte Stürmerstar steht vor seiner fünften Teilnahme, hat das Turnier aber noch nie gewonnen. 

Vom ersten Titel träumt auch der Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang. Der 36-Jährige von Olympique Marseille fehlt Gabun jedoch zum Turnierauftakt wegen einer Oberschenkelverletzung.

Wer sind die Favoriten?

Marokko, bei der Weltmeisterschaft 2030 Co-Gastgeber, steht hoch im Kurs: Beim WM-Halbfinalisten von 2022 könnte Achraf Hakimi von Paris Saint-Germain gerade noch rechtzeitig fit werden. Afrikas «Fußballer des Jahres» befindet sich nach seiner im Champions-League-Spiel gegen den FC Bayern erlittenen Knöchelverletzung noch im Aufbautraining. 

Die Elfenbeinküste als Titelverteidiger wird wieder hoch gehandelt. Auf die Ivorer schauen die Bundesliga und der DFB ganz genau: Schließlich sind sie deutscher WM-Vorrundengegner. Senegal, Ägypten mit dem früheren Bundesliga-Torjäger Omar Marmoush von Manchester City, Algerien und Kamerun haben ebenfalls große Ambitionen. Das gilt auch für Nigeria.

Wer überträgt die Spiele? 

Der kostenlose Internet-Sportsender Sportdigital zeigt die Partien. Er ist auch über DAZN empfangbar. Die frühesten Spiele beginnen um 13.30 Uhr deutscher Zeit, dann geht es um 16.00 Uhr, 18.00 Uhr, 18.30 Uhr oder 21.00 Uhr weiter.