Mit diesen Zahlen nähert sich Beau Greaves in rasantem Tempo der absoluten Darts-Weltspitze – und zwar der Weltspitze der Männer. 86 Mal hintereinander hat die junge Engländerin bei der Women’s Series des Weltverbandes PDC nicht verloren, sammelte dabei 13 Titel. Auch die aktuelle Nummer eins der Welt musste sich der 21-Jährigen erst kürzlich geschlagen geben: Weltmeister Luke Littler.

Gegner Gurney: «Niemand will gegen Beau spielen»

«Vor Beau Greaves haben sie alle Respekt», sagt TV-Experte Elmar Paulke der Deutschen Presse-Agentur vor dem Auftritt des Shootingstars am Freitagabend (21.00 Uhr/Sport1 und DAZN). Beim Jahreshöhepunkt im legendären Alexandra Palace von London trifft sie zunächst auf Team-Weltmeister Daryl Gurney aus Nordirland. 

«Das wird in der ersten Runde auch ein tolles Match werden und ich wäre nicht gerne Daryl Gurney», sagte Paulke. So sieht es offenbar auch der ehemalige Weltklassespieler selbst. «Niemand will gegen Beau spielen. Sie ist eine großartige Dartsspielerin», sagte Gurney über sein in höchstem Maße undankbares Los für die erste Runde.

Auf Rekordjagd

Greaves erinnert mit ihrer Erfolgsserie an legendäre Sportrekorde: Leichtathlet Edwin Moses blieb einst 122 Rennen über 400 Meter Hürden ungeschlagen, Tennisspielerin Martina Navratilova gewann 74 Matches in Serie. Dazwischen reiht sich nun – zumindest gemessen an den Zahlen – die mit Abstand beste der fünf teilnehmenden Frauen ein.

«Ich liebe es zu spielen, ich liebe den Wettbewerb, das treibt mich an», sagt Greaves. 2024 und 2025 verzichtete sie auf die WM auf der größten Darts-Bühne der Welt. 2023 war sie an ihrer Auftakthürde William O’Connor gescheitert. Dafür überzeugte sie zwischen 2022 und 2024 bei der sogenannten Lakeside-WM der Frauen und gewann diese dreimal nacheinander.

«Sie hat ein ganz großes Selbstverständnis. Sie ist wie Luke Littler, nur eben bei den Damen», erklärt Paulke. «Sie hat unheimlich gut gespielt. Sie hat Turniere gewonnen, ohne ein Leg abzugeben.» 

Littler springt Konkurrentin zur Seite

Ihr rasanter Aufstieg gefällt jedoch nicht jedem. In den sozialen Netzwerken sieht sich Greaves teils harter Kritik und frauenfeindlichen Kommentaren ausgesetzt. «Wir brauchen das nicht. Frauen sollten sich nicht mit Männern messen – egal, wie gut sie sind», schrieb ein Nutzer jüngst, als sie Littler bei der Junioren-WM besiegte.

Littler selbst sprang seiner drei Jahre älteren Konkurrentin zur Seite. Er markierte den User und kommentierte schlicht: «Bist du high?» Der Post des 18 Jahre jungen Engländers gefiel in kürzester Zeit mehr als 10.000 Personen. 

Auch der deutsche WM-Starter Ricardo Pietreczko findet: «Der Kommentar von Luke Littler bei Instagram, der trifft den Nagel auf den Kopf. Darts ist für alle da – für jung, alt, dick, dünn, Frau, Mann.» 

Pietreczko freut sich auf Zuwachs auf der Tour

Die deutsche Nummer zwei glaubt, dass Greaves und ihre Mitstreiterinnen Lisa Ashton, Gemma Hayter, Fallon Sherrock sowie Noa-Lynn van Leuven als WM-Teilnehmerinnen nur für den Anfang einer Bewegung stehen. «Die Frauen kommen langsam, auch auf die Tour. Ich freue mich darauf, dort irgendwann 15 bis 20 Frauen zu sehen», sagte er. 

Auf Greaves, die in ihrem Erstrunden-Duell leicht favorisiert ist, könnte Pietreczko schon im kommenden Jahr treffen. Sie hat ihre Tourcard bereits sicher – und die lang ersehnte Rückkehr in den Ally Pally ist nur ein weiterer Schritt in der noch jungen Karriere der Senkrechtstarterin.