Dieses Aufeinandertreffen hätten sicher viele gerne gesehen. Tennis-Legende Boris Becker überreicht im westfälischen Halle den Siegerpokal an Alexander Zverev – und das zwei Wochen nach dem Zoff zwischen den beiden über die zukünftige Ausrichtung des Weltranglisten-Dritten. Doch weil Zverev das Finale bei den Terra Wortmann Open knapp verpasste, bleibt dieser spannende Moment aus.
Zverev gönnt sich stattdessen etwas Zeit zum Durchschnaufen, ehe es nach Wimbledon geht. Dort, wo Becker vor 40 Jahren erstmals triumphierte, will der 28-Jährige ab dem 30. Juni den nächsten Anlauf zum ersehnten ersten Grand-Slam-Titel nehmen. Wenn der gebürtige Hamburger in den Flieger nach London steigt, dann mit einem guten Gefühl. Denn die Rasen-Saison verlief bislang positiv für Zverev.
Zverev mit Level zufrieden
Finale in Stuttgart, Halbfinale in Halle – die Form stimmt vor dem dritten Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison. «Mit dem Level, das ich gespielt habe, bin ich zufrieden», sagte Zverev nach dem knappen 6:7 (3:7), 7:6 (7:1), 4:6 gegen den Russen Daniil Medwedew im Halbfinale.
Drei Stunden lieferten sich die beiden Rivalen in ihrem 20. Aufeinandertreffen ein phasenweise hochklassiges Match. Zverev wehrte vier Matchbälle ab, dann stand Medwedew als Sieger fest. «In den entscheidenden Momenten hat er einfach etwas besser gespielt», sagte Zverev. «Es war ein super Match auf hohem Niveau.»
Dieses Niveau gilt es nun für Zverev zu halten – und vielleicht noch ein bisschen zu steigern. «Ich kann bis Wimbledon immer noch Dinge verbessern und das werde ich auch», sagte die deutsche Nummer eins. «Aber für die zweite Woche auf Rasen war das echt ok.»
Paris-Frust ist verflogen
Der Frust über das ernüchternde Viertelfinal-Aus bei den French Open gegen den Serben Novak Djokovic scheint verflogen. Erst ein paar Tage Golf mit Kumpels, dann zwei gute Turniere in Stuttgart und Halle – Zverev scheint bereit für Wimbledon, wo er bislang noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist.
Den Versuch, im All England Lawn Tennis and Croquet Club endlich ganz weit zu kommen, geht Zverev wie selbstverständlich mit seinem bisherigen Team an. Auch in Halle saßen Vater Alexander Senior und Bruder Mischa wieder in der ersten Reihe auf der Tribüne. Die von Becker angestoßene Diskussion nach der Paris-Enttäuschung, Zverev brauche einen neuen Impuls, um sich endlich den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel zu erfüllen, scheint an diesem abzuperlen.
«Ich glaube, wenn es bei mir gut läuft, dann mache ich immer alles richtig. Und wenn es bei mir schlecht läuft, dann sind alle immer sehr, sehr schlau. Da gehört Boris leider dazu», hatte Zverev in Stuttgart die deutliche Kritik von Becker mit ebenso klaren Worten gekontert. Seitdem scheint das Thema für ihn erledigt.
Zverev in London, Becker in Mailand
«Mein voller Fokus liegt jetzt auf Wimbledon. Und mit den Matches, die ich hier und in Stuttgart gespielt habe, bin ich ok, um nach Wimbledon zu fahren», sagte Zverev, ehe er Ostwestfalen am Sonntag für einen kurzen Zwischenstopp in Kitzbühel verließ, bevor es nach London geht. Becker wird Wimbledon als TV-Experte von Italien aus begleiten. Auch an der legendären Londoner Church Road wird es nach jetzigem Stand also kein Aufeinandertreffen geben.