Als vor über 40 Jahren der Renault Espace auf den europäischen Markt kam, staunten Autofahrer nicht schlecht. So viel Stauraum und Flexibilität gab es damals weder in einem Kombi noch in einem Geländewagen. Es folgte eine ganze Reihe Vans von fast allen Herstellern. Längst vergessen. Mittlerweile dominieren SUV den Markt der Neufahrzeuge.
Mit einem Anteil von 33,6 Prozent waren die SUV im Mai 2025 nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) das stärkste Segment, gefolgt von der Kompaktklasse mit 16,6 Prozent. Vans kommen nur auf 1,9 Prozent Marktanteil. Doch die Kategorie erfährt eine Renaissance. In manchen Ländern lösen sie Oberklasse-Limousinen ab, bieten sie doch mehr Raum und Luxus. Vor allem chinesische Hersteller entdecken die Karosserieform.
Vans – ein leicht wachsendes Segment
«Das Segment der Vans ist in den vergangenen Jahren leicht gewachsen, auch dank einiger interessanter und innovativer Modelle», sagt Professor Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Zu den innovativsten Modellen zählen unter anderem die chinesischen Vans Xpeng X9 und Denza D9.
Einen Grund für den Trend sieht der Wissenschaftler in einem veränderten Kaufverhalten – es gebe die ersten Ermüdungserscheinungen bei den omnipräsenten SUV. «Vans bieten eine Alternative zu SUV in Bezug auf Praktikabilität und Nutzen», sagt Bratzel. Neben der Variabilität mit mehreren Sitzen zähle auch die höhere Beladungsmöglichkeit zu den Vorteilen.
Jens Dralle sieht die Vorteile gegenüber SUV in der hohen Nutzlast und dem größeren Innenraum, den häufig drei Sitzreihen mit zwei bequemen Einzelsitzen in der zweiten Reihe. Allerdings steige wegen des höheren Gewichts der Verbrauch und die Fahrdynamik leide. Bei den neuen chinesischen Herstellern sieht der Leiter Test & Technik der Zeitschrift «Auto, Motor und Sport» das dünne Händler- und Servicenetz kritisch.
Viele Modelle – doch nicht immer günstig
Für Aufsehen sorgte laut Dralle bereits 2021 der Hyundai Staria mit verschiedenen Sitzkonfigurationen. Etwas Verwirrung gibt es beim Klassiker von VW: Der aktuelle VW Transporter Kombi wird bei Ford gebaut, ist für Bulli-Fans allerdings keine Alternative zum Vorgänger T6, so Dralle. Es ist quasi ein umgebauter Ford.
Der neue T7 Multivan wiederum basiert zwar auch nicht mehr wie sein Vorgänger auf der Nutzfahrzeuge-Plattform T6, aber auf einer anderen VW-Konzernplattform. Er ist allerdings kleiner als der Vorgänger.
Dagegen bietet der elektrische VW ID.Buzz ein gelungenes Design, schränkt aber mit einer geringen Reichweite ein. Der Lexus LM bietet viel Komfort, kostet aber auch mindestens sechsstellig – und ist daher für Unternehmen als Shuttle-Fahrzeug interessant.
«Bei den Premium-Vans bietet Mercedes-Benz mit der V-Klasse ein großes Angebot an Ausstattungen, Konfigurationen und starken Motoren an», sagt Jens Dralle. Nur: Günstig sind die neuen Luxus-Vans alle nicht.
Neues aus China – ein Boom in Aussicht?
Modelle aus China sind Bratzel zufolge daher künftig besonders interessant, weil der Markt unter starkem Wettbewerbsdruck stehe und bezahlbare Fahrzeuge sowie Innovationen eher von chinesischen Herstellern zu erwarten seien. «Für den kommerziellen Bereich werden elektrische Vans wichtiger, daher wird das Segment weiter wachsen», sagt Bratzel.
Chinesische Kunden würden ihre Vans teilweise als Camping-Mobil nutzen. Diese Flexibilität begeistere immer mehr Kunden. Neben kommerziellen Unternehmen wie Liefer- oder Shuttledienste zählt Bratzel auch Familien mit Platzbedarf zum Kundenkreis. Auch wenn der Anteil an neuen Vans in den nächsten Jahren steigen werde: «Angebot und Absatzzahlen werden nicht an die von SUV herankommen», sagt Bratzel.
Auswahl aktueller und kommender Modelle in der Übersicht
Denza D9
Der D9 der BYD-Tochter Denza ist ein luxuriöser, siebensitziger Van, erhältlich als Elektrofahrzeug oder Plug-in-Hybrid. Die EV-Version bietet bis zu 600 Kilometer Reichweite und Schnellladen mit bis zu 166 kW, die Hybridvariante kombiniert einen 1,5-Liter-Turbo mit E-Motoren für bis zu 945 Kilometer Gesamtreichweite.
Mit über fünf Metern Länge bietet der D9 viel Platz, hochwertige Materialien, Einzelsitze mit Massagefunktion und moderne Technik. Anfang 2026 soll der D9 in Deutschland zu noch nicht genannten Preisen eingeführt werden. Allerdings kommt laut aktuellen Herstellerangaben nur der Plug-in nach Europa und Deutschland.
Hyundai Staria
Bis zu neun Sitzplätze bietet der Hyundai Staria. Den Van gibt es mit einem 2,2-Liter-Diesel mit rund 177 PS oder einem 3,5-Liter-V6-Benziner mit etwa 272 PS, jeweils mit Automatik und optionalem Allradantrieb.
Im Innenraum will der Staria punkten mit viel Platz, modernen Assistenzsystemen, drehbaren Sitzen (je nach Variante) und Komfortdetails wie Ambientebeleuchtung und Touchscreen-Infotainment. So kann er sich für große Familien oder den gehobenen Shuttle-Einsatz eignen. Preis: ab 49.500 (9-Sitzer), ab 58.950 Euro als Siebensitzer, der in der höchsten Ausstattungslinie mit zwei Einzelsitzen im Fond startet.
Maxus Mifa 9
Der Maxus Mifa 9 ist ein vollelektrischer Siebensitzer-Van mit 245 PS, 90-kWh-Akku und bis zu 430 Kilometer Reichweite. Mit viel Platz, luxuriösen Einzelsitzen samt Massagefunktion, modernen Assistenzsystemen und gehobener Ausstattung eignet er sich für Familien oder Business-Shuttles. Der Preis startet bei rund 69.000 Euro.
Mercedes-Benz V-Klasse, VLE und VLS
Mercedes-Benz kombiniert bei der V-Klasse viel Platz, edles Design und hohen Komfort in einem variablen Van mit bis zu acht Sitzen. Erhältlich ist die V-Klasse mit sparsamen und kraftvollen Dieselmotoren bis zu 239 PS, mit Allrad oder als vollelektrische EQV-Variante. Die V-Klasse setzt dazu auf moderne Assistenzsysteme, hochwertige Materialien und ein ruhiges Fahrverhalten – ideal für Familien und Business. Der Einstiegspreis liegt bei rund 60.000 Euro.
Künftig nennt Mercedes seine Vans VLE und VLS. Vorbote zu dem Luxusvan VLS ist die Studie Vision VLS zeigen: ausgekleidet mit weißem Nappaleder, Seide, 65-Zoll-Leinwand, Monitoren-Seitenscheiben, 42 Lautsprecher, Glas-Abtrennung zum Fahrer und viel Platz für die Lounge-Liegesitze. Die Markteinführung für China ist für 2026 geplant, Europa soll später folgen.
Lexus LM
Lexus bietet beim Van LM luxuriösen Komfort in einem exklusiven Van mit bis zu sieben Sitzen. Angetrieben von einem Hybridmotor mit bis zu 367 PS und Allradantrieb, verbindet der LM Technik und Eleganz. Im Innenraum sollen elektrisch verstellbare Ledersitze mit Massagefunktion, ein großer HD-Bildschirm und hochwertige Materialien für ein erstklassiges Reiseerlebnis sorgen. Preis: ab 128.500 Euro.
Volvo EM90
Mit dem EM90 hat Volvo einen vollelektrischen Luxus-MPV (Multi Purpose Vehicle – Mehrzweckfahrzeug) mit Platz für sechs Personen, einem 116-kWh-Akku und bis zu 738 Kilometer Reichweite im Angebot. Der 268-PS-Motor beschleunigt den Van in 8,3 Sekunden. Innen bietet der Volvo hochwertige Materialien, große Bildschirme und ein Premium-Soundsystem. Bisher bietet Volvo den Luxus-Van nur in China an.
Voyah Dreamer
Ende des Jahres soll der Voyah Dreamer nach Deutschland kommen. Als luxuriöser, vollelektrischer Van bietet er bis zu 435 PS und eine Reichweite von rund 600 Kilometern. Im Innenraum kommen Panorama-Display, elektrisch verstellbare Sitze, Gestensteuerung und Fahrerassistenzsysteme zum Einsatz. Der bisher nur in China erhältliche Van will damit Komfort, Leistung und innovative Elektromobilität kombinieren. Preis in China: umgerechnet etwa 70.000 Euro.
VW ID. Buzz
Mit dem ID. Buzz hat VW einen vollelektrischen Van im Programm, der modernes Design mit Retro-Charme kombiniert. Er basiert auf dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB) und bietet Platz für bis zu sieben Personen. Die Länge beträgt 4,71 Meter, die Breite 1,96 Meter und die Höhe 1,91 Meter. Der ID. Buzz ist mit zwei Radständen sowie als sportlicher GTX mit Allradantrieb erhältlich. Die Reichweite variiert je nach Modell zwischen 330 und 487 Kilometern nach WLTP-Norm. Der Einstiegspreis liegt bei 49.998 Euro.
Zeekr Mix
Der Zeekr Mix ist ein elektrischer Minivan mit bis zu 421 PS, einer Reichweite von bis zu 700 Kilometer und schnellem Laden in etwa 10 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Der Innenraum ist flexibel mit drehbaren Sitzen und Schiebetüren gestaltet. Derzeit ist er vor allem in China erhältlich, eine Europa-Einführung ist noch unklar.
Zeekr 009 Grande
Als vollelektrisches und luxuriöses MPV präsentiert sich der Zeekr 009 Grande, bietet mit bis zu 544 PS und eine Reichweite von rund 700 Kilometern. Der Van setzt auf ein großzügiges Interieur mit modernster Technik, komfortablen Sitzen und zahlreichen Assistenzsystemen. Der Fokus liegt auf Komfort, Leistung und innovativer Elektromobilität, vorerst hauptsächlich für den chinesischen Markt.