Oje, was liegt denn dort? Ein toter Vogel vor den Füßen ist nie schön. In Zeiten, in denen zahlreiche Kraniche und auch andere Wildvögel an der Vogelgrippe sterben, ist so ein Fund noch beunruhigender.
Vogelgrippe-Viren können nicht so leicht von Tieren auf den Menschen übertragen werden, möglich ist es aber dennoch. Zu Übertragungen kommt es laut Robert Koch-Institut in erster Linie bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln und deren Produkten oder Ausscheidungen.
Was also tun, wenn man in der Natur oder im Garten tote Vögel findet? Ein Überblick.
Ich habe einen toten Vogel gefunden. Was nun?
In Zeiten von Vogelgrippe-Ausbrüchen gilt ganz besonders: «Von toten Vögeln Abstand halten», sagt Martin Rümmler, Vogelschutzreferent beim Naturschutzbund (Nabu). «Panisch zurückspringen muss man nicht, aber man sollte das Tier natürlich nicht anfassen. Und wer mit dem Hund unterwegs ist, sollte verhindern, dass er den Kadaver ins Maul nimmt.»
Verendete Vögel sollte man melden. Erste Anlaufstelle dafür ist das zuständige Veterinäramt. «Was man auf jeden Fall nicht machen sollte: das Tier auf eigene Faust einsammeln und entsorgen.»
Das kann einem theoretisch sogar rechtliche Probleme bescheren. «Wenn es zum Beispiel eine Ente ist, die im Jagdrecht steht, ist das theoretisch Wilderei», sagt Prof. Klaus Hackländer. Er ist Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung und Professor für Wildtierbiologie an der BOKU University Wien.
Übrigens: Auch wer in der Ferne Vögel sieht, die am Boden liegen, sollte direkt das Veterinäramt anrufen, anstatt sich zu nähern. Denn: «Vielleicht liegen dort auch Tiere, die noch gar nicht verstorben sind, aber nicht mehr fliegen können – und dann durch Menschen enormen Stress vor ihrem Tod erfahren», sagt Klaus Hackländer.
Gut zu wissen: Nach der Begegnung mit dem toten Vogel ist es sinnvoll, sicherheitshalber Hände, Kleidung und Schuhe zu waschen, wenn man in der Nähe des Tieres durch den Matsch gelaufen ist. «Das Virus wird ja über Körperflüssigkeiten übertragen. Und es kann natürlich sein, dass das Tier vor seinem Tod dort langgelaufen ist und vielleicht hingekotet hat», sagt Martin Rümmler.
Und was sollte ich machen, wenn ein toter Vogel im Garten liegt?
«Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei einem toten Singvogel im Garten um einen Fall von Vogelgrippe handelt, ist gering», lautet Martin Rümmlers Einschätzung.
Dann ist eine andere Todesursache wahrscheinlicher:
- der Flug gegen eine Glasscheibe
- eine Katzenattacke
- andere Viren, Bakterien oder Parasiten, die ihr Unwesen getrieben haben
Doch natürlich gilt auch im Garten: einen toten Vogel nicht mit bloßen Händen anfassen. Wie aber aus dem Weg schaffen? «Das kann man wie bei den Säckchen für Hundekot machen – also einfach eine Plastiktüte nehmen und sie über den Vogel stülpen, ohne ihn direkt zu berühren», sagt Klaus Hackländer. Das Säckchen kann man dann verschließen.
Auch bei toten Vögeln im Garten ist wichtig, das Veterinäramt zu verständigen. Dann kann geklärt werden, ob das Vogelgrippe-Virus zum Tod des Tieres geführt hat. «Das ist wichtig für eine lückenlose Erhebung», sagt Hackländer.
Muss ich angesichts der Vogelgrippe-Situation etwas beim Vogelfüttern beachten?
Jetzt kommt es noch mehr als sonst auf Hygiene an Futterstellen an – dort können Krankheiten besonders leicht übertragen werden.
Die wichtigsten Regeln dabei laut Klaus Hackländer:
- Futterstellen sollten so konstruiert sein, dass das Futter nicht durch den Kot der Tiere verunreinigt werden kann.
- Das Häuschen mit einer Fläche für das Futter ist also keine gute Wahl.
- Besser: «Silo-Lösungen, wo man hinter einem Glas sieht, wie viel Futter noch drin ist und wo die Vögel aus einem kleinen Schlitz ihr Futter rauspicken können.»
- Ebenfalls besser in Sachen Hygiene: Knödel zum Aufhängen.
Und was ist mit Wasservögeln? Sie zu füttern – das sehen Experten ohnehin kritisch. Nun aber noch mehr: «Überall wo es zur Ansammlung von Vögeln kommt, steigt die Gefahr der Ansteckung – und die passiert bei der Vogelgrippe schnell», warnt Martin Rümmler. Am besten verzichtet man also darauf, Wasservögel zu füttern.
Was kann ich noch tun?
Einen Tipp hat Martin Rümmler noch für alle Vogelfreude, die ihre Beobachtung gerne auf Meldeplattformen wie «Ornitho.de» teilen. «Dort, wo man normalerweise Sichtungen von lebenden Vögeln meldet, kann man auch tote, kranke oder verletzte Vögel melden. Das hilft zusätzlich für einen besseren Überblick über die bundesweite Ausbreitung.»