Die Wiederwahl von Andreas Michelmann als Präsident des Deutschen Handballbundes ist nur eine Formsache. Doch auch ohne eine Kampfabstimmung um das höchste Amt stehen Themen von großer Tragweite auf der Agenda des DHB-Bundestages. 

«Im Jahrzehnt des Handballs wollen wir die gesellschaftliche Relevanz unseres Sports steigern. Dass Handball noch viel mehr kann, verstehen wir als Auftrag an uns selbst», sagte Michelmann vor dem Treffen am Sonntag in Dresden. 

Zehn Tage vor dem Beginn der Frauen-WM in Deutschland und den Niederlanden entscheiden die Delegierten vor allem darüber, wie sich der größte Handballverband der Welt fit für die Zukunft macht. «Wir wollen in den kommenden Jahren die besten Seiten unseres Sports ans Licht bringen, uns weiter professionalisieren und so auf vielen Spielfeldern stärker werden», erklärte Michelmann.

Welche Ziele verfolgt der DHB-Boss?

Der 66-Jährige führt den DHB bereits seit 2015, zeigt aber keine Spur von Amtsmüdigkeit. Im Gegenteil. «Ich möchte unseren Verband und dessen Mitglieder weiter auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft begleiten», sagte Michelmann. 

Das Spektrum der Aufgaben reiche von den Nationalmannschaften der Frauen und Männer über die weitere Entwicklung des Beachhandballs bis zu einer kontinuierlichen Professionalisierung der Landesverbände. Die stehen geschlossen hinter der erneuten Kandidatur des ehemaligen Oberbürgermeisters von Aschersleben. 

Seit zehn Jahren ist Michelmann im Amt. «Wir haben bereits einiges erreicht, aber wir sind davon überzeugt, dass Handball mehr kann», wirbt er für eine breite Unterstützung. 

In welchen Bereichen möchte der Verband zulegen?

Digitalisierung, Vielfalt, Safe Sport, Frauenpower und junges Engagement sind die wichtigsten Schlagworte, die im Rahmen des Bundestages eine Rolle spielen werden. So wird der DHB als erste Mannschaftssportart einen Safe-Sport-Code verabschieden und diesen in der Satzung verankern. Damit soll sichergestellt werden, dass sich die Anzahl der Fälle von Gewalt im Handball verringert sowie Betroffenen Gehör verschafft und geholfen wird.

2022 hatte der Fall André Fuhr für großes Aufsehen gesorgt. Aktive und ehemalige Spielerinnen hatten Fuhr psychische Gewalt und Machtmissbrauch vorgeworfen, was der heute 54-Jährige zurückwies. Mitte Juni dieses Jahres einigten sich der Verband und der ehemalige DHB-Trainer in einem Mediationsverfahren vor dem Oberlandesgericht Hamm außergerichtlich auf die Einstellung der dort anhängigen Verfahren.

Wie will der DHB künftig die Rolle der Frauen stärken?

Im Vorlauf der Heim-Weltmeisterschaft hat der Verband eine breit angelegte Kampagne ins Leben gerufen. Mit der Bewegung «Hands up for more» sollen mehr Mädchen und Frauen auf allen Ebenen für den Handball begeistert werden. «2025 ist Handball ganz besonders Frauensache», sagte Michelmann. 

Künftig werden alle Gremien im DHB sowohl mit Männern als auch mit Frauen besetzt, zudem werden vier von elf Präsidiumsmitgliedern weiblich sein. Eine eigens eingerichtete Gleichstellungskommission soll das Engagement von Frauen fördern, die Vielfalt stärken, Beratung bieten, Vernetzung ermöglichen und Mitbestimmung sichern.

Der Bundestag soll auf diesem Weg ein sichtbares Signal setzen. Über 25 Prozent der Delegierten sind weiblich. «Daran sieht man, dass wir Maßnahmen ergreifen, um den Frauen-Sport voranzubringen», sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober und kündigte an: «Das wird der diverseste Bundestag aller Zeiten.»