Der legendäre "Star-Club" auf der Großen Freiheit im Jahr 1964. (Urheber/Quelle/Verbreiter: dpa)

Als vor 60 Jahren das erste Mal die Türen des später legendären «Star-Club» aufgingen, stand auf der Bühne eine noch vergleichsweise unbekannte Band: The Beatles.

Mit der Zeit wurden sie bekannter, und der legendäre Hamburger Club trug mit dazu bei. Im «Star-Club» haben weltberühmte Musiker ihre ersten Schritte gemacht. Die Liste der Musiker, die in den sieben Jahren Bestehen des Clubs dort auftraten, ist lang: Little Richard, Ray Charles, Jerry Lee Lewis oder Chuck Berry. Später kamen Jimi Hendrix, Cream oder The Animals dazu. Für nicht wenige Bands war der Auftritt im «Star-Club» das Trittbrett nach oben. Zum Jubiläum ein Blick auf Deutschlands vielleicht berühmtesten Rock’n’Roll-Club.

Schon vor der Eröffnung kündigte der Besitzer vollmundig auf Plakaten an: «Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei. Am Freitag, dem 13. April eröffnet der Star-Club die Rock’n’Twist-Parade 1962». Schon auf dem Plakat wurde unter anderem mit den Beatles geworben. «Eine Ballung der Spitzenklasse Europas», war zudem darauf zu lesen.

Und den Ankündigungen ließ Clubbesitzer Manfred Weißleder ordentlich Taten und viele Legenden folgen. «Weißleder brachte den Rock und die Stars nach Hamburg, von denen man woanders in Deutschland nur träumte», schreibt Kiez-Chronist und -Fotograf Günter Zint dazu in seinem Buch über den «Star-Club». Weißleder sei es dabei wichtig gewesen, Amateur-Bands aus den Kellern und Garagen zu locken, ihnen Mut zu machen und ihnen Auftrittsmöglichkeiten zu geben. Und so gab es in der Großen Freiheit 39 sieben Tage die Woche Beat und Rock’n’Roll bis früh in den Morgen. «Nach 15 Monaten hatte er den «Star-Club» zu einer weitbekannten Institution etabliert, zum Rockzentrum mit internationalem Renommee.»

Und das zu durchaus erschwinglichen Ticketpreisen, wie Chronist Zint der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagt. Drei bis fünf Mark kostete der Eintritt – außer bei Ray Charles, der eine Riesengage bekommen hatte, da waren ausnahmsweise mal 20 Mark fällig.

Der «Star-Club» war Kult sowohl für die Jugend als auch für die Musiker selbst, weiß auch die Hamburger Beatles-Expertin Stefanie Hempel. «Wer auf seinem Gitarrenkoffer einen Star-Club-Aufkleber hatte, der hatte es geschafft. Der war wie ein Gott. Der Club hatte eine Strahlkraft wie kein anderer Club damals.»

Und weil der Name eben auch Programm und Weißleder ein richtiger Geschäftsmann war, vermietet er später den Namen «Star-Club» für 1000 Mark im Monat auch an Clubs in anderen Städten – Berlin, Köln, Bielefeld, Kiel, Flensburg, Bremen. So wurde das Stammhaus an der Großen Freiheit nicht nur noch berühmter, die entdeckten Gruppen konnten nun auch mit weiteren Auftrittsmöglichkeiten versorgt werden. «Der Star-Club wurde zum Imperium», so Zint.

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zufolge hat der «Star-Club» in den 60er Jahren eine einmalige Zeit in Hamburg eingeleitet und «in den sieben Jahren seines Bestehens Musikgeschichte geschrieben, die bis heute nachwirkt», sagte er dpa.

«Dieser unvergessene Musikclub steht für eine ganz neue Art des Musikerlebnisses, in dem die internationalen Stars und ihre Musik hautnah erlebt werden kann und für einen Ort, an dem die Jugend nicht nur musikalisch gegen die Alten aufbegehren konnte.» Für die Entwicklung der Musikstadt Hamburg sei der «Star-Club» ein herausragender Ort gewesen, der die Livemusikszene in Hamburg nachhaltig geprägt hat «und bis heute den Ruf und die Strahlkraft der vielfältigen Clubszene rund um die Reeperbahn begründet».

Auch St.-Pauli-Quartiersmanagerin Julia Staron schätzt den Einfluss des Clubs auf Hamburgs berühmtestes Viertel hoch ein. Er habe trotz seiner kurzen Ära St. Paulis Potenzial für kulturelle Innovation, Mut, Internationalität und damit Weltruhm begründet. «Mit dem «Star-Club» und der exzessiven Jugend(protest)kultur entstand der weltweit einmalige Mix aus Amüsierviertel, Rotlicht und Rock’n’Roll.»

Sowohl Staron als auch Zint sind davon überzeugt, dass wahrscheinlich nirgendwo sonst ein Musikclub wie dieser – mit so viel (Frei-)Raum – hätte existieren können. «St. Pauli ist nun mal seit Jahrhunderten der Ort, an dem sich Menschen, Ideen und unterschiedlichste Lebensentwürfe ausprobieren dürfen. Das ist zum Glück bis heute so geblieben.»

Vom «Star-Club» ist indes nicht mehr so viel übrig. Nach dem Rückzug Weißleders war der Club nicht mehr der alte. Er hatte seinen Charme verloren, seinen Verve, seine Exklusivität. 1969 macht er das Geschäft zu.

Heute ist vom «Star-Club» – in den später das Sex-Theater Salambo zog – in der Großen Freiheit nicht mehr viel zu sehen. Das Haus selbst brannte 1983 ab und wurde 1986 abgerissen. Nur ein Gedenkstein mit den Namen der berühmtesten Gäste steht an der Stelle, wo einst internationale Musikgeschichte geschrieben wurde.

Von Christiane Bosch, dpa

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