Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, bleibt noch lange Chef der Deutschen Telekom. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Tim Höttges, bleibt noch bis mindestens 2026 im Amt. Der 59-Jährige bekam einen neuen, fünf Jahre laufenden Vertrag, wie das Unternehmen nach einer Sitzung seines Aufsichtsrats am Mittwoch in Bonn mitteilte.

Der vorige Vertrag des seit 2014 amtierenden Vorstandschefs wäre Ende 2023 ausgelaufen. Zugleich stellte das Kontrollgremium die Weichen für die Nachfolge des langjährigen Aufsichtsratschefs Ulrich Lehner (75). Ihm soll der bisherige Post-Vorstandsvorsitzende Frank Appel (60) folgen – er soll bei der Telekom-Hauptversammlung im April in den Aufsichtsrat gewählt werden und dann an dessen Spitze rücken.

Höttges steht für Wandel und Erfolg

Höttges stehe «wie kein anderer für den Wandel und den Erfolg der vergangenen Jahre», sagte der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Lehner über den obersten Telekom-Manager. «Tim Höttges hat – zusammen mit seinem Team – in den vergangenen fast acht Jahren die Telekom modernisiert und konsequent auf einen Wachstums- und Innovationskurs ausgerichtet.» Firmenziele seien dabei stets übererfüllt worden. «Mit Geschick, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen hat Tim Höttges die Deutsche Telekom zum führenden Telekommunikationsunternehmen in Europa gemacht.» Man sei froh, «Mr. Magenta» halten zu können.

Auch zu seinem designierten Nachfolger äußerte sich der Telekom-Aufsichtsratsvorsitzende Lehner. Dieser sei eine Führungspersönlichkeit, die bei der Post die Digitalisierung vorangetrieben und ein ausgeprägtes Verständnis für das Wirtschaften in regulierten Märkten habe. «In seiner bisherigen Rolle hat er gezeigt, wie man ein Unternehmen erfolgreich im globalen Wettbewerb, auch außerhalb Europas, positionieren kann.»

Post rückt auf

Deutsche Telekom und Deutsche Post DHL sind in den 1990er Jahren aus der Bundespost hervorgegangen – der grauen Funkmeldetechnik-Sparte wurde damals angesichts aufkommender Mobilfunk-Kommunikation großes Potenzial beigemessen, während die gelbe Post-Sparte eher als Sorgenkind galt. Dank des boomenden Online-Handels ist die Post aber schon lange auf Erfolgskurs. Die Telekom entwickelte sich in den vergangenen Jahren ebenfalls positiv, wobei der US-Markt mit ihrer lukrativen Tochter T-Mobile US immer wichtiger wurde. 

In Deutschland treibt die Telekom den Ausbau ihres 5G-Mobilfunks und ihres Glasfasernetzes voran – eine teure Sache, bei der es aber große Fortschritte gibt, die sich auf lange Sicht auszahlen sollen. Beim Börsenkurs kommt die Telekom hingegen kaum voran – mit circa 16 Euro ist ein Anteilsschein nicht sehr viel höher dotiert als beim Börsengang 1996, damals wurden umgerechnet 14,57 Euro aufgerufen. Immerhin setzt das Unternehmen auf relativ hohe Dividenden.

Postitive Reaktionen

Unter Aktionärsvertretern wurde die Nachricht von der verlängerten Höttges-Amtszeit positiv aufgenommen. «Das ist ein Erfolg für die Telekom: Zwei erfolgreiche Manager bilden ein Tandem, um die Telekom in die Zukunft zu lenken», sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Im Mai 2023 will Appel seinen Chefsessel bei der Post abgeben. Dass der Manager für eine Übergangszeit von einem Jahr sowohl Post-Vorstandsvorsitzender als auch Telekom-Aufsichtsratschef sein soll, nannte Tüngler «wenig glücklich» – das widerspreche dem Corporate Governance Kodex, der Regeln für gute Unternehmensführung festschreibt und dabei auf die Freiwilligkeit der Firmen setzt.

Tüngler kann diese zeitlich befristete Doppelfunktion aber als Übergang nachvollziehen: Appel sei enorm wichtig für die Post, er habe den gelben Marktriesen modernisiert und auf Erfolgskurs gebracht. Daher sei es gut für die Post, dass ihr Firmenchef zumindest noch bis Frühjahr 2023 an Bord bleibe. «Für die Telekom sind die heutigen Entscheidungen eine sehr gute Nachricht, für die Post ist der absehbare Appel-Abgang hingegen ein merklicher Verlust.»

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