Arbeiten in der Dockhalle der MV-Werft Wismar im März 2021. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Zukunft der finanziell angeschlagenen MV Werften bleibt weiter in der Schwebe. Anders als geplant konnte der Finanzausschuss des Landtags am Donnerstag in Schwerin noch kein grünes Licht für weitere Kreditbeihilfen des Landes in Höhe über 77 Millionen Euro geben.

Wie Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) am Abend nach einer mehrstündigen Ausschusssitzung sagte, fehlt noch die endgültige Zusage des Bundes, sich an dem neuerlichen Rettungspaket für den Werftenverbund zu beteiligen, der seit 2016 zu dem asiatischen Mutterkonzern Genting Hongkong gehört.

Das Land tue alles, was rechtlich möglich und wirtschaftlich vernünftig sei, um eine Fortführung der MV Werften zu sichern. «Aber das können wir als Land Mecklenburg-Vorpommern nicht alleine tun. Der Bund und Genting müssen dabei sein», betonte Meyer. Genting hatte beantragt, die ursprünglich erst für 2024 vorgesehenen Hilfsmittel im Umfang von 130 Millionen Euro schon jetzt abrufen zu können. Als Gründe wurden fehlende Einkünfte aus dem Kreuzfahrttourismus und fehlgeschlagene Immobilienverkäufe in China genannt.

Der Bund habe nun die Bereitschaft erklärt, zusätzlich zu bereits gewährten 300 Millionen noch einmal 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereitzustellen, sagte Meyer. Das Geld werde benötigt zur Fertigstellung des Riesen-Kreuzfahrtschiffes «Global Dream 1», das für Genting in Wismar gebaut wird. Bevor die Mittel aber fließen könnten, erwarte der Bund Eigenleistungen Gentings über 60 Millionen Euro und Sicherheit zum Fortbestand der Werften. Die 60 Millionen Euro seien erforderlich, um den Weiterbau des Schiffes bis zum Abschluss der Verhandlungen im Februar zu finanzieren.

Finanzminister Heiko Geue (SPD) betonte, dass Landesregierung und Landtag bereit seien, die Werften weiter zu unterstützen. «Es bleibt aber leider bei der Situation für die Werften und auch für die Belegschaften, dass wir vor Weihnachten der Ungewissheit kein Ende machen können», räumte Geue ein.

Genting hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise war der asiatische Mutterkonzern in Schwierigkeiten geraten, die bis heute anhalten.

Immer wieder mussten Bund und Land finanzielle Engpässe überbrücken, so auch bei der Fertigstellung des in Stralsund gebauten Expeditions-Kreuzfahrtschiffes «Crystal Endeavor», das Ende Juni übergeben worden war. Ein Teil der Kredite wurde bereits zurückgezahlt. Laut Meyer verbürgt das Land Darlehen im Umfang von gut 300 Millionen Euro.

Der Bund geht von einem noch vorhandenen Finanzierungsbedarf bei den MV Werften von bis zu einer Milliarde Euro aus, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen erfuhr. Es gebe zusätzlich zu den bisherigen Zusagen von staatlichen und privaten Geldgebern weiterhin eine sehr erhebliche Finanzierungslücke. Momentan sei es unmöglich, zu prognostizieren, ob der Haupteigentümer des Genting-Konzerns bereit sei, zusätzliches eigenes Geld in den Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes zu stecken und dem staatlichen Fonds WSF ausreichend Sicherheiten einzuräumen.

Laut Meyer sind auf den Werften fast 2000 Arbeitsplätze in Gefahr. Hinzu kämen 600 Beschäftigte, die bereits in eine Transfergesellschaft ausgegliedert wurden, und 3000 Arbeiter in Zuliefer-Firmen.

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