Beschäftigte der Werft stehen mit Fahnen und Transparenten vor der Schiffbauhalle in Wismar. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa)

Für die rund 1900 Mitarbeiter der MV Werften ist das zunächst drängendste Problem gelöst: Sie sollen spätestens am Montag ihre Dezemberlöhne ausgezahlt bekommen.

Das kündigte der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Donnerstag auf einer Belegschaftsversammlung in Wismar an. Daran nahmen nach Angaben von Betriebsrätin Ines Scheel rund 700 Mitarbeiter des Standortes teil. Weitere Belegschaftsversammlungen waren im Lauf des Tages in Rostock und Stralsund geplant.

Am Montag war für die MV Werften Insolvenz beantragt worden. Der Mutterkonzern Genting Hongkong ist mit seinem Kreuzfahrtgeschäft infolge der anhaltenden Corona-Pandemie in Schieflage geraten. Genting hatte die MV Werften 2016 gekauft, um Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf zu bauen.

Morgen sagte nach der Belegschaftsversammlung, er bemühe sich, den erhofften Weiterbau des Kreuzfahrtliners «Global One» abzusichern. Am Freitag werde er dazu ein Gespräch mit Spitzenvertretern des Mutterkonzerns führen. Offen sei, ob Genting, auf dessen Bedarf das Schiff zugeschnitten sei, den Kauf finanzieren könne. Den Preis bezifferte Morgen auf etwa 1,5 Milliarden Euro. Es gebe weltweit nur sehr wenige andere Abnehmer, die für ein solches Schiff in Frage kämen. Es gilt mit Platz für knapp 10.000 Passagiere als eines der größten Kreuzfahrtschiffe weltweit.

Starke Verluste an der Börse in Hongkong

Genting ist selbst in großen Schwierigkeiten. Nach der Insolvenz der MV Werften ist die Aktie des Konzerns bei der Wiederaufnahme des Handels am Donnerstag eingebrochen. Bis zum Handelsschluss am Aktienmarkt in Hongkong erreichte der Kursverlust 56 Prozent. Der Handel war am vergangenen Freitag vor dem Hintergrund des Tauziehens um die Zukunft der MV Werften ausgesetzt worden. Nach Worten von MV Werften-Geschäftsführer Carsten Haake hat der Chairman von Genting, Lim Kok Thay, noch am vergangenen Sonntag Interesse an dem Schiff bekundet.

Das Insolvenzverfahren wird nach Worten von Morgen voraussichtlich am 1. März eröffnet. So verblieben zunächst sieben Wochen für die Klärung der drängendsten Fragen. Dabei geht es auch um langfristige Perspektiven. Morgen zufolge gibt es in Stralsund die Idee, einen maritimen Gewerbepark auf dem Werftgelände zu entwickeln. An anderen Standorten werde über den Bau von Offshore-Windkraft-Plattformen nachgedacht. Offen ist demnach bislang, ob die MV Werften als Ganzes erhalten oder einzeln veräußert werden sollen. Die Chancen, jemanden für das Ganze zu finden, seien kleiner als Interessenten für die einzelnen Standorte zu gewinnen, sagte Morgen.

Betriebsrätin Scheel sagte, die Werftmitarbeiter hätten in den letzten 30 Jahre bewiesen, dass sie alles bauen könnten – Containerschiffe, Spezialschiffe, Kreuzfahrtschiffe und auch Plattformen. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sicherte die Unterstützung der Politik zu. Dabei werde es nicht ohne den Bund gehen, stellte sie in Wismar klar. Am Donnerstag wollte sich auch der Landtag in einer Sondersitzung mit den MV Werften befassen.

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