Verkehrsminister Volker Wissing (FDP,l-r) mit Daniela Gerd tom Markotten und Sigrid Nikutta vom Vorstand der DB vor der Testfahrt eines Güterzugs mit digitaler automatischer Kupplung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fabian Sommer/dpa)

Bei der Digitalisierung des Güterverkehrs ist Europa an diesem Mittwoch ein Stück weiter gekommen. Von Berlin Westhafen aus machte sich ein Test-Güterzug auf den Weg durch Deutschland, Österreich und die Schweiz – vollständig ausgerüstet mit der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK).

Sie gilt als Hoffnungsträger bei der Frage, wie der Güterverkehr auf der Schiene schneller, effizienter und vor allem günstiger abgewickelt und die Klimaziele im Verkehrssektor eingehalten werden können.

«Tatsächlich ist es Europa als einzigem Kontinent nicht gelungen, im Laufe der letzten Jahrzehnte eine automatische Kupplung einzuführen», sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwoch bei der Verabschiedung des Zuges. «Und das, meine Damen und Herren, werden wir jetzt ändern.»

Nur in Europa werden Güterwaggons wie schon vor mehr als 100 Jahren noch per Hand aneinander gekuppelt. Dafür muss ein 20 Kilogramm schwerer Stahlbügel über den Haken des nächsten Waggons gewuchtet und gespannt werden. Stunden können so vergehen, bis ein ganzer Zug zur Abfahrt bereit ist.

Mit der DAK soll diese Praxis künftig automatisch ablaufen, ein Zug innerhalb von Minuten durchgekuppelt sein. Mit einer technischen Neuerung will die Industrie nach jahrzehntelangem Rückstand zudem noch einen drauf setzen: Ein Datenkabel soll über die Kupplung künftig alle Waggons miteinander verbinden. Es soll Informationen über Inhalt oder Gewicht transportieren. Güterzüge könnten so noch effizienter zusammengestellt werden.

Doch bis die DAK flächendeckend im Einsatz ist, werden noch Jahre vergehen. Der am Mittwoch verabschiedete DAK-Zug ist Teil eines Forschungsprojekts der Deutschen Bahn und fünf weiterer Unternehmen aus Österreich und der Schweiz. In den Jahren zuvor hatten sie zunächst verschiedene Kupplungstypen auf Teststrecken und Rangierbahnhöfen ausprobiert. Nun geht das Projekt in die nächste Phase. Bis Ende dieses Jahres soll es abgeschlossen sein.

«Wir könnten schon in den Jahren 2023 oder 2024 mit der Einführung beginnen», sagte das Digital-Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn, Daniela Gerd tom Markotten, am Mittwoch. Bis 2030 könnten demnach sämtliche knapp 500 000 Güterwaggons in Europa entsprechend umgerüstet sein.

Voraussetzung aus Sicht der Bahn ist, dass die EU bis dahin die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen schafft. Bis zu 8,6 Milliarden Euro könnte der Umbau der europäischen Waggonflotte kosten. «Das können die Unternehmen nicht alleine stemmen», betonte Gerd tom Markotten.

Der EU-Kommissionsvertreter in Berlin, Jörg Wojahn, gab sich am Mittwoch zuversichtlich, dass die EU im Laufe des Jahres die technischen und finanziellen Voraussetzungen für dieses Ziel schafft. Bei der Finanzfrage sieht er aber auch die Einzelstaaten sowie die Industrie in der Pflicht. «Es ist eine Investition, die sich am Ende rechnen wird», sagte Wojahn am Rande des Treffens.

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