Die US-Notenbank hat ihre Kehrtwende hin zu einer strafferen Geldpolitik bereits eingeleitet. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ting Shen/XinHua/dpa)

Die US-Notenbank berät angesichts der hohen Inflationsrate und des soliden Wirtschaftswachstums über die Straffung ihrer Geldpolitik.

Experten rechnen nach der Sitzung des Zentralbankrats mit einem klaren Signal der Federal Reserve (Fed) für eine Anhebung des Leitzinses im März. Es wäre die erste Zinserhöhung in der weltgrößten Volkswirtschaft seit Beginn der Pandemie. Der Leitzins liegt derzeit in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent.

Die Fed hat ihre Kehrtwende weg von den Hilfsprogrammen gegen die Corona-Krise und hin zu einer strafferen Geldpolitik bereits eingeleitet. Monatliche Wertpapierkäufe von bis zu 120 Milliarden US-Dollar (rund 106 Mrd Euro), um Finanzmärkten Liquidität zu verschaffen und die Konjunktur zu stützen, sollen nach einer Drosselung im März auslaufen.

Krisenprogramme sollen auslaufen

Damit wäre US-Notenbankchef Jerome Powell zufolge der Weg für eine erste Zinserhöhung im Grundsatz frei. Mitte Januar hatte Powell erklärt, nach Abschluss der Anleihekäufe sei es Zeit, «den Leitzins im Lauf des Jahres zu erhöhen». Anschließend soll auch rasch die durch Krisenprogramme angeschwollene Bilanz der Fed abgebaut werden, was den Märkten weiter Liquidität entziehen würde.

Analysten rechnen nach der Sitzung des Zentralbankrats, dessen Beschlüsse Powell heute vor der Presse erläutert, mit einem Signal, ob die erste Zinserhöhung schon bei der nächsten Sitzung am 16. März kommen wird. Viele von ihnen rechnen mit einer Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Einer Fed-Prognose vom Dezember zufolge sind bis Jahresende bis zu drei Zinsschritte wahrscheinlich.

Positive Arbeitsmarktentwicklung

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv: Die Arbeitslosenquote fiel im Dezember auf 3,9 Prozent und viele Unternehmen klagen bereits über einen Mangel an Bewerbern. Vor der Corona-Krise hatte die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Doch die Inflation macht der Fed zu schaffen. Bis Ende vergangenen Jahres hatte die Notenbank die hohe Teuerungsrate noch als «vorübergehendes» Phänomen infolge der Corona-Krise bezeichnet. Doch die Preise steigen seit Monaten immer weiter, weswegen die Fed die Geldpolitik nun schneller strafft. Eine Erhöhung des Leitzinses würde die Inflation drosseln, aber auch das Wirtschaftswachstum ausbremsen. Die Inflation war im Dezember im Vergleich zum Vorjahr auf 7 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Jahrzehnten.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Dollar weniger kaufen können als zuvor. Experten machen unter anderem die rasche wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise, großzügige Konjunkturprogramme sowie Unterbrechungen globaler Lieferketten für den Anstieg der Preise verantwortlich.

Sinkende Zustimmung für Biden

Die Teuerungsrate ist auch für Präsident Joe Biden problematisch, denn viele Wähler machen die Regierung dafür verantwortlich. Grob gesagt: Je höher die Preise, desto mehr fallen Bidens Umfragewerte. Das macht dem Präsidenten und seine Demokraten zu schaffen, denn sie bemühen sich bei der Kongresswahl im November, ihre knappen Mehrheiten in beiden Parlamentskammern zu verteidigen.

Obwohl sich viele Menschen in Umfragen unzufrieden über die wirtschaftliche Entwicklung äußern, brummt die US-Konjunktur bislang: Am Donnerstag wird die Regierung die erste Schätzung zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2021 bekanntgeben. Finanzministerin Janet Yellen erwartet ein rasantes Wachstum von rund 5,3 Prozent, die Fed rechnete zuletzt mit einem Plus von 5,5 Prozent.

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