Ashleigh Barty hält den Siegerpokal. Sie ist die erste heimische Australian-Open-Siegerin seit 1978. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joel Carrett/AAP/dpa)

Überglücklich genoss Ashleigh Barty ihre Ehrenrunde als erste heimische Australian-Open-Siegerin seit 44 Jahren. Mit geschlossenen Augen küsste sie die begehrte Trophäe.

Mit dem 6:3, 7:6 (7:2) im Endspiel von Melbourne gegen die amerikanische Überraschungsfinalistin Danielle Collins hat die Nummer eins der Tennis-Welt ihre grandiosen zwei Wochen bei ihrem Heim-Grand-Slam gekrönt und für einen historischen Sport-Moment Australiens gesorgt. «Wow», sagte Barty strahlend in der Rod-Laver-Arena: «Dies ist einfach ein Traum von mir, der wahr geworden ist. Ich bin einfach so stolz, ein Aussie zu sein.»

Barty beendet Wartezeit der Australier

Die lange Wartezeit der sportbegeisterten Australier nahm am Samstagabend um 21.12 Uhr Ortszeit ein Ende. Barty ist die erste australische Turniersiegerin seit Chris O’Neil 1978. Mit einem Vorhand-Passierball nutzte die Topgesetzte im Tiebreak gleich ihren ersten von vier Matchbällen. All die Anspannung von der Last der Erwartungen fiel von der 25-Jährigen ab. Mit einem lauten Schrei feierte sie ihren dritten Grand-Slam-Triumph nach den French Open 2019 und dem Turniersieg in Wimbledon vor rund einem halben Jahr.

Wie in der gut gefüllten Rod-Laver-Arena brach auch vor der Leinwand im Melbourne Park begeisterter Jubel aus. Als erste Gratulantin umarmte Barty fest ihre alte Doppelpartnerin Casey Dellacqua. «Ich bin so glücklich heute Abend, dass so viele Leute hier sind, die mich lieben und unterstützen. Ziemlich besonders, dass meine Mum, mein Dad und meine Schwestern hier sind», sagte Barty, als sie aus den Händen ihres großen Vorbilds Evonne Goolagong Cawley den Daphne Akhurst Memorial Cup entgegengenommen hatte. «Als Aussie ist es der wichtigste Part dieses Turniers, es mit so vielen Leuten zu teilen», sagte Barty und bedankte sich beim Publikum: «Ihr habt mich entspannt, mich gezwungen, mein bestes Tennis zu spielen.»

Zwei Wochen lang war die Weltranglisten-Erste mit dem vielseitigen Schlag-Repertoire durch das erste Grand-Slam-Turnier der noch jungen Tennis-Saison gerauscht. Nachdem sie auf dem Weg ins Endspiel lediglich 21 Spiele in sechs Matches abgeben hatte, musste sie im Schlussakt gegen die Grand-Slam-Finaldebütantin Collins ein wenig mehr kämpfen. Alles war an einem für diese zwei Grand-Slam-Wochen ungewöhnlich kühlen Abend im australischen Sommer angerichtet: Die australische Tennis-Ikone Rod Laver war unter den Ehrengästen ebenso wie Chris O’Neil. «Ich freue mich so für dich heute Abend», gratulierte Laver. Es gebe nichts Besseres, als Zuhause zu gewinnen.

Damen-Finale der Gegensätze

Von Anfang hatten die Zuschauer in der gut gefüllten Rod-Laver-Arena vermittelt, dass sie ihre Hoffnungsträgerin mit zum Titel tragen wollten. Unermüdlich erklangen die «Ash»-Anfeuerungsrufe für die Weltranglistenerste, der ihr überragender Aufschlag half, ins Match zu finden. Die Weltranglisten-30. Collins trat unbeirrt und offenbar unbeeindruckt von der Atmosphäre auf. Und sie brachte sich über ihre Emotionen immer mehr ins Spiel. Lange dominierte sie den zweiten Satz mit ihrer Aggressivität und zog auf 5:1 davon.

Barty, der ersten Australian-Open-Finalistin seit Wendy Turnbull 1980, unterlief mancher Fehler, der ihr in einem ganz normalen Match vielleicht nicht passiert wäre. Bemerkenswert behielt sie aber trotz des klaren Rückstands im zweiten Satz die Ruhe und rettete sich in den Tiebreak. Dort lag sie von Beginn an vorn und blieb nach ihrem Finalerfolg in 1:27 Stunden auch im siebten Match ohne Satzverlust. Sie darf sich über ein Preisgeld von rund 1,8 Millionen Euro freuen.

«Es war riesig zu sehen, wie Ash die Rangliste den ganzen Weg zur Nummer eins hochgeklettert ist und ihre Träume lebt», sagte Collins: «Nun ist es Zeit, eine große Nacht für Ash zu feiern.» Einen Tag vor dem Herren-Endspiel zwischen dem spanischen 20-fachen Grand-Slam-Turniersieger Rafael Nadal und dem russischen Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew verpasste die Amerikanerin in ihrem ersten großen Finale ihren ersten Grand-Slam-Titel. Dank ihres bemerkenswerten Finaleinzugs nach gesundheitlichen Problemen rückt die 28-Jährige in der Weltrangliste aber erstmals in die Top Ten vor.

Von Kristina Puck, dpa

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