Den Temptations gelingt ein stilvoller Karriere-Rückblick. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jay Gilbert/Universal Music/dpa)

Welthits, Grammys und ein Musical zur eigenen Geschichte: The Temptations dürfen sich zu Recht als Soul-Legenden feiern lassen. Und das geschieht nun mit «Temptations 60», einem Album voller neuer Songs, das fast etwas zu spät erscheint.

De facto ist die 1960 gegründete Band um das verbliebene Originalmitglied Otis Williams nämlich schon seit 62 Jahren unterwegs – laut Webseite auf einer «epischen Reise des Muts, des Kampfes, des Triumphs, der Rückschläge und letztlich des internationalen Superstar-Erfolgs».

Erinnerung an Motown-Zeiten

Mit «When We Were Kings», einem Song im typisch butterweichen Temptations-Sound der Sixties, bejubeln die immer noch fabelhaften Sänger zwischen Falsett und Bass ihre große Zeit als Hitgaranten des Detroiter Motown-Labels – inklusive hübscher Selbstzitate («My Girl», «Papa Was A Rollin‘ Stone»).

Auf «Is It Gonna Be Yes Or No» werden sie von Smokey Robinson, einer anderen Ikone jener Musik-Ära, produziert und begleitet. «How Do You Spell Love» lässt ihren Nummer-eins-Hit «Just My Imagination» von 1971 anklingen.

«Time For The People» überzeugt als groovender Polit-Funk und erinnert daran, dass die Temptations zeitweise auch einem raueren, sozialkritischen «Psychedelic Soul» frönten. «Come On» zum Abschluss erzählt dann mit Williams‘ Worten noch einmal die Entwicklung der vielleicht größten Vokalgruppe der afroamerikanischen Popmusik.

«Unser neues Album bringt unser bisheriges Erbe auf den Punkt», sagt der inzwischen 80-jährige Frontmann. «Temptations 60» ist eine kurzweilige Zeitreise zu den Anfängen von Rhythm ’n‘ Blues und Pop, ein stilvoller Karriere-Rückblick – auch wenn der auf Hip-Hop getrimmte Opener «Let It Reign» mit Rapper K. Sparks und zwei, drei eher dünne Liedchen zwischendurch abfallen.

Zur Krönung ihres Jubiläums wollen die fünf betagten Herren bald international auf Tournee gehen. Und auch das für diverse Tony Awards nominierte Broadway-Musical «Ain’t Too Proud: The Life and Times of The Temptations» wird wieder gespielt. Dass diese Musiker zudem viele angesagte «Retro Soul»-Sänger – von Michael Kiwanuka über Leon Bridges und Durand Jones bis Curtis Harding – beeinflusst haben, wird ihnen zur offiziellen Geburtstagsfeier zusätzliche Freude bereiten.

Von Werner Herpell, dpa

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