Martina Merz, Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp, während der Hauptversammlung. Das Traditionsunternehmen erwartet «gewinnträchtiges Wachstum». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thyssenkrupp/dpa)

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat den Eigentümern des Industrie- und Stahlkonzerns bei der Hauptversammlung ein gewinnträchtiges Wachstum in Aussicht gestellt.

Thyssenkrupp befinde sich zwar weiter im Umbau. «Aber unser Ziel, wieder ganz oben mitzuspielen, das rückt in greifbare Nähe», sagte Merz am Freitag. Gleichzeitig räumte sie ein: «Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen und hinmüssen. Aber wir kommen aus der Kurve.» Wegen der Pandemie fand die Aktionärsversammlung bereits zum zweiten Mal online statt. Nach Unternehmensangaben verfolgten rund 3000 Menschen die Veranstaltung vor Bildschirmen.

Merz bekräftigte die Ankündigung vom November, erst nach dem laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) wieder eine Dividende zahlen zu wollen. Das Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert reichen, rechnet weiter mit einem Jahresüberschuss von mindestens einer Milliarde Euro (Vorjahr: minus 25 Millionen Euro). Zuletzt hatte Thyssenkrupp nach dem Geschäftsjahr 2017/18 eine Dividende von 15 Cent je Aktie gezahlt.

Ausführlich ging Merz auf die Zukunft der Stahlsparte ein. Eine Verselbstständigung des Stahlgeschäfts werde weiter geprüft. «Wir sind unverändert überzeugt davon, dass eine eigenständige Aufstellung dem Stahl die bestmöglichen Zukunftsaussichten eröffnet.» Thyssenkrupp ist der größte deutsche Stahlproduzent.

Herausforderung «grüne Transformation»

Als größte Herausforderung bezeichnete sie die grüne Transformation, also die Umstellung der Produktion auf Klimaneutralität. «Damit sie gelingen kann, sind staatliche Förderinstrumente unverzichtbar.» Ohne breite Unterstützung der Politik sei es bislang schwer, «grundlegende und belastbare Entscheidungen» zu einer Eigenständigkeit zu treffen.

Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz äußerte sich anlässlich der Hauptversammlung zur Lage des Industrieriesen abwartend. «Über den Berg ist Thyssenkrupp sicher noch nicht, solange nicht die Zukunft der Stahlbranche geklärt ist», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe jedoch positive Aspekte. Als Beispiel nannte er den in Aussicht gestellten Börsengang des Wasserstoff-Elektrolyse-Anlagenbauers Nucera, einer Gemeinschaftsfirma mit dem italienischen Unternehmen De Nora.

Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment äußerte sich über die aktuelle Situation skeptisch. Zwar sei die Strategie geschärft worden. Es fehle jedoch eine stringente Umsetzung. «Während die Wettbewerber vom gestiegenen Stahlpreis profitieren, ist die Stahlsparte von Thyssenkrupp nur noch ein Schatten ihrer selbst», sagte er laut Mitteilung. Beim Wasserstoff zeichne sich nur eine langwierige Lösung ab – und das, obwohl diese strategisch wichtige Energiequelle sowohl für die Umwelt als auch für Thyssenkrupp eine nachhaltige Zukunft sei.

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