Ungeachtet der Chipkrise hat der Technologiekonzern Bosch das Corona-Tief überwunden und sein Geschäft wieder ausgeweitet. Wie der Autozulieferer am Mittwoch in Gerlingen bei Stuttgart mitteilte, stieg der Konzernumsatz im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 78,8 Milliarden Euro.
Der operative Gewinn wuchs nach vorläufigen Zahlen auf 3,2 Milliarden Euro nach 2 Milliarden Euro zuvor. Bosch übertraf eigene Prognosen und glich bei Umsatz und Ertrag die Delle des Vorjahres aus, das von coronabedingten Lockdowns und der Autokrise geprägt war.
Der neue Bosch-Chef Stefan Hartung machte deutlich, dass die Lieferengpässe bei Halbleitern noch lange nicht erledigt sind. «Das beschäftigt uns in allen Branchen, bis hin zu Gebrauchsgütern.» Mit einer Normalisierung sei voraussichtlich erst vom kommenden Jahr an zu rechnen. Sorgen machten auch steigende Preise für Rohstoffe.
Bosch baue die eigene Halbleiter-Fertigung in Dresden, Reutlingen und im malaysischen Penang aus und investiere allein dafür in diesem Jahr rund 400 Millionen Euro, sagte Hartung. Er begrüßte auch den neuen Vorstoß von Kommissionschefin Ursula von der Leyen, mit Milliardenaufwand die europäische Chipindustrie zu stärken.
In die Mikroelektronik und die Elektromobilität fließen bei Bosch 2022 den Angaben nach zusammen rund eine Milliarde Euro. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern ein weiteres Umsatzplus, beziffert dieses aber nicht.
Bosch steht zum «Green Deal»
Hartung machte deutlich, dass Bosch die im sogenannten Green Deal verankerten Klimaziele der EU «ohne Wenn und Aber» mittrage. Mit dem Green Deal wollen die EU-Staaten bis 2050 klimaneutral werden. «Noch besteht ein großer Teil unseres Geschäfts aus Verbrenner-Systemen, für Diesel- und Benzinmotoren ebenso wie für Gasheizungen», sagte Hartung. Das Geschäft mit Alternativen laufe aber bereits, die Elektromobilität bringe bereits einen Milliarden-Umsatz.
Die Schwaben stiegen im vergangenen Jahr in das Ausrüstungsgeschäft für die Batterieproduktion ein. «Gemeinsam mit Volkswagen planen wir, in den nächsten Jahren die Fertigungsprozesse von Batteriezellen zu industrialisieren», sagte Hartung. Ziel sei ein führender europäischer Anbieter. Bosch und die VW-Softwaretochter Cariad arbeiten zudem beim Entwickeln selbstfahrender Autos zusammen.
Der zum Jahreswechsel an die Konzernspitze gewechselte Hartung sagte, angesichts des Wandel in der Automobilindustrie und in anderen Bereichen könnten bei Bosch nicht alle Arbeitsplätze so bleiben wie sie seien. Personalchefin Filiz Albrecht erklärte, innerhalb des Konzerns seien bereits rund 2800 Menschen auf andere Stellen gewechselt. Der Technikgigant beschäftigte Ende vergangenen Jahres weltweit rund 401 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das waren 6700 mehr als ein Jahr zuvor. Die Mitarbeiterzahl in Deutschland blieb mit 131 400 stabil.
Bosch fertigt neben Bauteilen für die Autoindustrie auch Haushaltsgeräte, Elektrowerkzeuge sowie Industrie- und Gebäudetechnik. Eigentümerin des Unternehmens ist zu 94 Prozent die gemeinnützige Robert-Bosch-Stiftung.