Die Schriftstellerin Andrea Paluch ist viel unterwegs. Gerade kommt sie aus Berlin zurück. Ihr Mann ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Am nächsten Tag geht es schon wieder weiter.
Es ist nur ein kurzer Zwischenstopp zuhause in Flensburg. Zeit für ein Gespräch findet sie trotzdem wie selbstverständlich. Und natürlich zum Schreiben. Mehrere Bücher Paluchs sind während der Corona-Pandemie veröffentlicht worden. Demnächst wird ihr Erstlingswerk «Hauke Hains Tod», das sie gemeinsam mit Habeck geschrieben hat, verfilmt.
Erstlingswerk wird gerade verfilmt
Der Roman, der 2001 im S. Fischer Verlag (Frankfurt) erschienen ist, knüpft an Theodor Storms Geschichte vom «Schimmelreiter» an, spielt jedoch in der Gegenwart. Die Produzenten Wilfried Hauke und Kerstin Ramcke hätten es im Grund schon gespottet für eine Verfilmung, als das Buch rauskam, sagt Paluch. «Und wir haben mit den beiden auch die erste Drehbuchfassung gemacht, damals. Also vor 20 Jahren.» Doch immer kam etwas dazwischen. «Aber sie haben nie aufgehört, das zu verfolgen, und einen langen Atem gehabt.» An der jetzigen Drehbuchversion hat Paluch allerdings nicht mitgewirkt. Schwierig findet sie dies nicht: «Weil es so ein alter Stoff ist. Ich finde, der ist frei für alle.» Je dichter man noch dran sei, desto schwerer sei es vermutlich. «Das ist wie beim Kinderloslassen, am Anfang ist es schwieriger», sagt die Mutter von vier erwachsenen Söhnen.
Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Paluch ist in der Region Hannover aufgewachsen und studierte unter anderem in Freiburg und Roskilde. Später lebte die Familie Paluch/Habeck in einem Dorf bei Flensburg, bevor sie in die Stadt zogen. Sie schreibt Kinder- und Jugendbücher sowie Romane. Zuletzt erschienen der Roman «Gipfelgespräch» und das Kinderbuch «Die besten Weltuntergänge», das bunt bebildert Dystopien und Utopien schildert.
Kinderbücher und Romane gern gleichzeitig
Oft schreibt Paluch gleichzeitig an Büchern für Kinder und Erwachsene. Das gehe ganz gut. «Wenn man sich den ganzen Tag um dieselbe Seite kümmert, ist es irgendwie ziemlich zermürbend. Und wenn man dann auch mal eine andere Aufgabe zwischendurch hat, ist es ganz gut.» Kinderbücher schreiben sei zwar nicht einfacher, aber es gehe schneller.
Früher hat sie mit Habeck, den sie im Studium kennengelernt und 1996 geheiratet hat, gemeinsam Bücher verfasst. Zunächst haben sie gemeinsam englische Lyrik übersetzt, später eigene Bücher geschrieben. Als Habeck dann in die Politik ging, schrieb Paluch alleine weiter. «Es war eine ganz große Umstellung. Also, es wurde langweiliger, kann man sagen.» Anstatt wie früher mit ihrem Mann um jedes Wort, jede Formulierung zu ringen, werkelt Paluch nun vor sich hin, wie sie es nennt.
Früher mit Habeck zusammen geschrieben
So richtig Feierabend habe sie als Autorin nie, «ständig denkt man und macht sich Notizen und so was». Aber sie müsse ihren Tag schon strukturieren. «Wenn ich nicht in der ersten Tageshälfte schon was geschrieben habe, dann setze ich mich in der zweiten wahrscheinlich nicht mehr hin.» Und sie braucht zum Schreiben einen Schreibtisch. «Wo der steht, ist mir egal.» Was sie nicht könne, ist gut in Zügen schreiben. Ein echter Nachteil, findet die Autorin. «Ich verbringe viel Zeit in Zügen. Wenn ich immer meine Reisezeit komplett durcharbeiten könnte, dann hätte ich ganz viele Bücher geschrieben. Aber ich kann das nicht.» Sie sei in der Bahn so abgelenkt von dem, was die Leute erzählten. «Ich muss das aufnehmen, was um mich rum passiert. Ich muss gucken und hören und riechen und da kann ich nicht schreiben.»
Ihr 2020 erschienenes Buch «Gipfelgespräch» handelt kurz gesagt von einer Mutter, deren Kinder ausgezogen sind, und die sich nun selbst wiederfinden will. Wie viel Paluch steckt in der Frau? Autobiografisch sei der Roman nicht, aber es sei ein Thema in ihrer Generation. «Das hat was mit meiner Peergroup zu tun, in der ich lebe. Und ich kenne mich in meiner Generation halt am besten aus.» Deshalb schreibe sie über Frauen in ihrem Alter und Themen, die in diesem Lebensabschnitt relevant sind. «Und nicht so sehr über 20 Jahre Jüngere. Ich nehme da an, das können 20 Jahre Jüngere besser.»