Die anhaltenden Zins- und Konjunktursorgen haben dem deutschen Aktienmarkt weitere herbe Verluste eingebrockt.
Trotz des überraschend aufgehellten Ifo-Geschäftsklimas und der Wiederwahl des französischen Präsidenten Emmanuel Macron verlor der deutsche Leitindex zum Handelsende 1,54 Prozent auf 13.924,17 Punkte.
Zwischenzeitlich war er auf den tiefsten Stand seit Mitte März abgerutscht. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es letztlich um 1,81 Prozent auf 30.241,21 Zähler bergab. Am Freitag hatten die beiden Indizes noch deutlicher nachgegeben.
Auch an anderen Märkten mussten die Anleger zu Wochenbeginn erneut Verluste verkraften: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich 2,15 Prozent tiefer bei 3757,59 Punkten aus dem Handel. Der französische Cac 40 sank ungeachtet des Wahlsiegs von Macron ebenfalls um gut zwei Prozent, während der Londoner FTSE 100 mit einem ähnlich hohen Verlust schloss. In New York stand der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss etwa ein Prozent im Minus.
Nach wie vor schüren die Aussicht auf rasant steigende US-Leitzinsen, der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen sowie die Corona-Lockdowns in China Ängste vor einer weltweiten Rezession.
Die Rezessionsängste lasteten vor allem auf konjunkturabhängigen Branchen wie Banken und Versicherern – deren Subindizes erlitten mit die größten Verluste im marktbreiten Stoxx Europe 600. In Dax und MDax waren Deutsche Bank und Commerzbank mit Kursabschlägen von 5,7 beziehungsweise 6,8 Prozent jeweils Schlusslicht. Die von den Konjunktursorgen belasteten Metallpreise schlugen auf die Aktienkurse von Kupfer- und Stahlunternehmen durch, wie die Abschläge von 6,7 beziehungsweise 8 Prozent bei Aurubis und Salzgitter zeigten.
Gemieden wurden auch Aktien technologielastiger Wachstumsunternehmen, deren Bewertungen in Zeiten steigender Zinsen als besonders gefährdet gelten. Dazu zählten der Essenslieferdienst Delivery Hero, der Kochboxen-Anbieter Hellofresh und der Online-Modehändler Zalando mit Verlusten von 2,3 bis 4,2 Prozent. Auch im bisherigen Jahresverlauf zählen die genannten Titel zu den schwächsten Werten im Dax.
Nicht zur Ruhe kommen die Titel des Immobilienkonzerns Adler Group, die erstmals seit Februar wieder unter zehn Euro gehandelt wurden. Am Ende verloren sie als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax 20 Prozent auf 9,375 Euro, was zeigt, dass die Aktionäre nach dem am Freitag vorgestellten Bericht der KPMG-Wirtschaftsprüfer noch nicht an einen Befreiungsschlag glauben.
Auf Kaufinteresse stießen indes Papiere aus als defensiv geltenden Branchen, die vergleichsweise widerstandsfähig gegen konjunkturelle und politische Unsicherheiten sind. Im deutschen Leitindex waren das vor allem der Konsumgüterhersteller Henkel, die Energieversorger RWE und Eon, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der letztlich schwachen Zahlen von Konkurrent Philips trotzte, und der Immobilienkonzern Vonovia mit Kursgewinnen zwischen 0,7 und 1,7 Prozent.
Am deutschen Rentenmarkt legten die Kurse am Montag zu. Der Rentenindex Rex stieg um 0,21 Prozent auf 136,10 Punkte, während die gegenläufige Umlaufrendite von 0,83 Prozent auf 0,79 Prozent fiel. Der Bund-Future legte um 1,2 Prozent auf 155,10 Punkte zu.
Die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten lastete auch auf dem Euro, der auf 1,0706 US-Dollar fiel. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0746 Dollar festgesetzt.