Im laufenden Jahr will die Lufthansa im Passagiergeschäft etwa 75 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)

Flugpassagiere müssen sich beim erwarteten Neustart des Luftverkehrs in diesem Sommer auf stark steigende Ticketpreise einrichten.

Darauf haben am Donnerstag die Chefs der Luftverkehrskonzerne Lufthansa und Air France-KLM bei der Vorlage ihrer Ergebnisse für das erste Quartal dieses Jahres hingewiesen. Hintergrund sind starke Preissteigerungen beim Treibstoff infolge des Ukraine-Kriegs ebenso wie bei verschiedenen Dienstleistungen rund um den Flug. Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet wegen akuter Personalprobleme bei Partnern wie Flughäfen und Flugsicherungen weitere Betriebsstörungen, wie sie sich bereits Ostern gezeigt haben.

Lufthansa selbst habe die Corona-Krise hinter sich gelassen und befinde sich in einem «neuen Normal», sagte Spohr. «Wir sind flexibler, effizienter und schlagkräftiger als vor der Pandemie.» Die starke Nachfrage werde vor allem von Privatreisenden getragen, auf die man sich mit einem verstärkten touristischen Angebot eingestellt habe. Im Sommer will der Kranich-Konzern auf der europäischen Kurzstrecke bereits wieder 95 Prozent des Vorkrisenniveaus fliegen, die Direktflugtochter Eurowings biete sogar mehr Sitzplätze an als 2019. Für das Gesamtjahr peilt Lufthansa im Schnitt 75 Prozent des Vorkrisenangebots an. Während die Nordatlantik-Flüge hohe Erträge bringen, fällt China mit seinem strengen Corona-Regiment als wichtigste Asien-Destination weiterhin nahezu aus.

Noch manches Mal bei den Passagieren entschuldigen

Bereits zur Osterreisewelle hatte Lufthansa an seinem Drehkreuz Frankfurt eine dreistellige Zahl an Flügen gestrichen, weil für die Abfertigung Bodenpersonal fehlte. Er fürchte, dass er sich auch im Sommer noch manches Mal bei den Passagieren entschuldigen müsse, sagte Spohr. Man sei aber im engen Kontakt mit dem Flughafenbetreiber Fraport, um ein möglichst großes Angebot zu stemmen. In dem konstanten Verhandlungsprozess erhalte Lufthansa auch finanzielle Entschädigungen für die Ausfälle.

Gleiches erwartet der Vorstandschef vom US-Flugzeugbauer Boeing, der die Auslieferung des modernisierten Großraumjets 777X ein weiteres Mal verschoben hat. «Gehen Sie davon aus, dass wir uns unsere Geduld bezahlen lassen.» Die Lufthansa gehört zu den Erstkunden des Jets, der deutlich weniger Treibstoff verbrauchen soll als sein Vorgängermodell. Doch statt Ende 2023, wie zuletzt noch erhofft, soll erste Exemplar des Typs nun erst im Jahr 2025 den Weg zum Kunden finden. Auch der etwas kleinere Langstreckenjet Boeing 787 «Dreamliner» hat Verspätung, so dass Lufthansa ältere Flugzeuge mit höherem Verbrauch und CO2-Ausstoß länger im Dienst halten muss.

Verluste verringert

Im ersten Quartal dämmte der Lufthansa-Konzern seine Verluste dank einer stark gestiegenen Ticketnachfrage ein. Unter dem Strich blieb ein Minus von 584 Millionen Euro. Das waren 44 Prozent weniger als im noch stärker von Corona geprägten Vorjahresquartal. Während sich der Umsatz auf knapp 5,4 Milliarden Euro mehr als verdoppelte, sank das Minus im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) um 44 Prozent auf 591 Millionen Euro. Die Zahl der Passagiere hat sich mit 13 Millionen in der Jahresfrist mehr als vervierfacht.

Im Gesamtjahr soll sich das operative Ergebnis im Vergleich zu dem Milliardenverlust des zweiten Corona-Jahrs 2021 verbessern, auch dank des weiterhin sehr profitablen Frachtgeschäfts der Lufthansa Cargo. Die Sparte verdiente im ersten Quartal den Rekordwert von 495 Millionen Euro. Ob es der Konzern im Gesamtjahr in die schwarzen Zahlen schafft, wagt der Vorstand aber weiterhin nicht zu sagen – auch wegen der zuletzt extremen Sprünge beim Kerosinpreis, die teils noch über die Steigerungen beim Rohöl hinausgingen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Reaktion der Kunden auf den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation.

Angesichts der verbesserten Aussichten will Lufthansa auch die coronabedingten Staatshilfen für seine Schweizer Tochter Swiss bis Jahresmitte zurückgeben. Von der staatlich gesicherten Kreditlinie in Höhe von 1,5 Milliarden Franken habe man zuletzt 210 Millionen in Anspruch genommen. Die rückzahlbaren Staatshilfen Deutschlands hatte Lufthansa bereits im vergangenen Jahr getilgt. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesrepublik ist aber noch mit gut 14 Prozent am Grundkapital des MDax-Konzerns beteiligt.

Auch Konkurrent Air France-KLM berichtete von einer starken Ticketnachfrage. Bereits im laufenden Quartal will Konzernchef Ben Smith im operativen Geschäft die Gewinnschwelle erreichen und im Sommer bis zu 90 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten. Im ersten Quartal betrug der Verlust 552 Millionen Euro nach einem Verlust von fast 1,5 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Umsatz hatte sich auf 4,4 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

Von Christian Ebner, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX

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