Wie gewonnen, so zerronnen: Die US-Börsen haben nach einer kräftigen Erholung zur Wochenmitte am Donnerstag wieder massiv nachgegeben.
Für erhöhte Nervosität sorgte die über drei Prozent gestiegene Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen. Zudem brach die Produktivität in der US-Wirtschaft im ersten Quartal deutlicher ein als befürchtet, so stark wie seit 1947 nicht mehr.
Der Dow Jones Industrial büßte zum Handelsschluss 3,12 Prozent auf 32.997,97 Punkte ein. Damit lösten sich nicht nur die Gewinne vom Vortag auf, auch die seit Wochenbeginn wurde nahezu komplett ausradiert. Die US-Notenbank (Fed) hatte am Mittwoch den Leitzins deutlich hoch gesetzt, zugleich aber der Möglichkeit noch deutlicherer Anhebungen einen Dämpfer versetzt.
Der S&P 500 verlor am Donnerstag 3,56 Prozent auf 4146,87 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 sackte erneut auf den tiefsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr und schloss dann 5,06 Prozent tiefer auf 12.850,55 Punkte, was den höchsten Tagesverlust seit September 2020 bedeutet.
Quartalsberichte im Blick
Unter den Einzelwerten standen erneut vor allem Quartalsberichte im Blick. So sackten die Aktien von Ebay an der Nasdaq um 11,7 Prozent ab. Wachstumssorgen belasteten die Papiere der Verkaufsplattform. Shopify sackten nach verfehlten Gewinnerwartungen und einem angekündigten Zukauf – dem bislang größten in der Firmengeschichte der E-Commerce-Plattform – um 15 Prozent ab. Sorgen über rückläufige Online-Käufe mit Ende der Corona-Pandemie drücken inzwischen auch zunehmend auf Amazon. Die Aktien des weltgrößten Online-Händlers verloren knapp 7,6 Prozent.
Ein überraschend starkes Quartal meldete dagegen der Frühstücksflocken-Hersteller Kellogg und hob seinen Umsatzausblick an. Die Anteilscheine stiegen daraufhin um 3,5 Prozent. Nikola meldete zwar einen geringeren Quartalsverlust als im Vorjahr, verfehlte aber die Erwartungen. Dass die Aktien des E-Lastwagen-Herstellers um 6,4 Prozent stiegen, führten Marktbeobachter auf die jüngste Kursschwäche zurück. Erst am Vortag waren die Papiere auf ein Zweimonatstief gefallen.
Andrang bei Lithium-Produzenten
Weiter gefragt waren auch die Papiere von Lithium-Produzenten, die zuletzt von Tesla-Chef Elon Musk angesichts der Bedeutung des Rohstoffs für Elektroautos in den Fokus gerückt worden waren. Nach Livent, die tags zuvor um 30 Prozent nach oben geschossen waren und nun um 1,5 Prozent nachgaben, griffen die Anleger nun bei Albemarle zu. Der Spezialchemiekonzern übertraf mit seinen Quartalszahlen die Markterwartungen deutlich und stockte die Jahresziele kräftig auf. Die Papiere gewannen an der Nyse daraufhin fast zehn Prozent.
Der Euro gab im US-Handel zunächst nach und erholte sich dann wieder auf 1,0545 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs in Frankfurt auf 1,0568 (Mittwoch: 1,0531) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9463 (0,9496) Euro.