Voller Leichtigkit: Die französische Schauspielerin Frederique Bel bei der Eröffnung der 75. Internationalen Filmfestspiele in Cannes. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Petros Giannakouris/AP/dpa)

Der rote Teppich ist ausgerollt, die Stadt gesäumt mit Fans und Filmplakaten: Die Filmfestspiele in Cannes starten. Oscar-Preisträger Forest Whitaker läutete am Dienstag den Promi-Reigen an der Côte d’Azur ein.

Er präsentierte den von ihm produzierten Film «For the Sake of Peace» über die politische Situation im Südsudan – und stellte damit ein ernstes Thema zur Diskussion. Auch in der Pressekonferenz zur Eröffnung wurden politische Töne angeschlagen.

Rebecca Hall: Langer Weg zur Gleichberechtigung

Immer wieder wurde in der Vergangenheit etwa der mangelnde Anteil von Regisseurinnen auf dem Filmfestival kritisiert. Darauf angesprochen sagte am Dienstag die britische Regisseurin und Schauspielerin Rebecca Hall – dieses Jahr Teil der Cannes-Jury -, sie sehe noch keine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und Minderheiten in der Filmindustrie.

«Ich glaube, wir haben Fortschritte gemacht», sagte die 40-Jährige. «Aber es ist noch nicht geschafft.» Sie glaube, Gleichberechtigung zu schaffen, sei «ein laufender Prozess» – beim Filmfestival in Cannes, aber auch in der Szene insgesamt.

Hall ist eins von neun Jury-Mitgliedern, die über die Vergabe der Goldenen Palme, Hauptpreis des Filmfestivals in Cannes, entscheiden. Auch der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Jeff Nichols gehört dazu. Er sagte, er rechne damit, dass Themen wie etwa die Perspektiven von Minderheiten eine Rolle bei den Diskussionen der Jury spielen würden.

Ein Weg zu mehr Diversität sei, sich Filme mit entsprechenden Themen vorzunehmen und dann Gelder dafür zu sammeln, sagte Whitaker. Er erhält beim diesjährigen Filmfestival die Goldene Ehrenpalme.

Sein am Dienstag in Cannes gezeigter Film «For the Sake of Peace» folgt zwei Menschen, die sich im Südsudan für Frieden einsetzen. «Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt, der sich im Krieg mit sich selbst befindet, mit mehr als 350.000 getöteten Menschen seit seiner Gründung im Jahr 2011», heißt es in der Beschreibung zum Film. Im Land herrscht Gewalt, oft zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, die häufig in tödlichen Angriffen endet. Eine der Hauptfiguren des Films ist eine junge Frau, die versucht, zwischen zwei verfeindeten Gruppen Frieden herzustellen.

Umbenennung des Eröffnungsfilms

Der Film lief am Dienstagmorgen als sogenanntes Special Screening – erst am Abend wird das Filmfestival mit dem Film «Coupez!» von Michel Hazanavicius eröffnet werden. «Coupez!» ist eine Komödie, die in einer stillgelegten Fabrik spielt. Dort soll ein Low-Budget-Zombiefilm gedreht werden, der etwas aus dem Ruder gerät.

Der Film von Hazanavicius («The Artist») ist eine Adaption des japanischen Kultfilms «One Cut of the Dead». Wegen des Krieges in der Ukraine trägt der Film einen anderen Titel als ursprünglich geplant. Nach Beschwerden aus der Ukraine erklärte sich Hazanavicius bereit, «Z (comme Z)» umzubenennen in «Coupez!».

Cannes gilt als eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt, es dauert bis zum 28. Mai. 2020 konnte es wegen der Pandemie nicht stattfinden, 2021 wurde es vom Mai in den Juli verschoben. Dieses Jahr spielt die Pandemie wie es scheint keine so große Rolle mehr. Zwar werden die Besucherinnen und Besucher von den Veranstaltern gebeten, Masken zu tragen, und sogar eigens mit dem Logo des Filmfestivals versehene Masken verteilt. Doch an vielen Gesichtern waren diese zumindest zu Beginn des Festivals nicht zu sehen.

Von Lisa Forster, dpa

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