«Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut»: Wer heute auf der Internetseite der Deutschen Bahn eine Fahrkarte kaufen wollte, dürfte öfter auf diesen Hinweis gestoßen sein.
Der Konzern hatte wie zahlreiche Verkehrsverbünde am Montagmorgen mit dem Verkauf des 9-Euro-Monatstickets begonnen. Die Nachfrage war so groß, dass die Seite immer wieder überlastet war. Dennoch seien allein bis zum Mittag über die digitalen Plattformen rund 200.000 der neuen Sondertickets verkauft worden, sagt der Chef der Bahn-Tochter DB Regio, Jörg Sandvoß.
Mehrere tausend Tickets bereits verkauft
Auch bei anderen Unternehmen lief der Verkauf gut an. Viele von ihnen hatten schon in den Tagen zuvor damit begonnen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft etwa meldete, zwischen Sonntag und Montagmittag seien 15.500 dieser bundesweit gültigen Tickets allein als Papierfahrschein verkauft worden.
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben sind die Fahrkarten seit Freitag erhältlich. Hier seien bis einschließlich Sonntag 130.000 verkauft worden, rund 60 Prozent davon online, teilte ein Sprecher mit. Auch die Bayerische Regiobahn ist «mit den ersten Zahlen ganz zufrieden», wie Marketingleiterin Sabine Floßmann sagte. «Momentan nähern wir uns dem vierstelligen Bereich.»
Auch Verkehrsverbünde in Sachsen, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen meldeten eine starke Nachfrage. In Wuppertal hatten Kunden, die das Ticket auf Papier erwerben wollten, am Montagmorgen sogar Schlange gestanden, wie die «Westdeutsche Zeitung» berichtete.
Mit den Tickets können Fahrgäste im Juni, Juli und August im öffentlichen Personennahverkehr durch ganz Deutschland fahren – für 9 Euro pro Monat. Mit dem Angebot will die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger angesichts der Inflation entlasten und zudem den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen.
Wie voll wird es im Sommer in Bahnen und Bussen?
Wie attraktiv die vergünstigten Fahrten werden, hängt vor allem davon ab, wie voll es im Sommer in Bahnen und Bussen wird. «Wir haben keinen blassen Schimmer», sagt DB-Regio-Chef Sandvoß mit Blick auf die erwarteten Fahrgastzahlen. Viele Fachleute gehen davon aus, dass das Ticket vor allem für den Freizeit-, Wochenend- und Ferienverkehr genutzt wird – mit hoher Auslastung auf touristischen Strecken.
Die Bahn will deshalb insbesondere dort 50 zusätzliche Züge einsetzen und das Personal verstärken. Mit den Fahrzeugen könnten 250 zusätzliche Fahrten angeboten werden, hieß es. Doch angesichts von durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag sind Fachleute skeptisch, ob das reicht. «50 zusätzliche Züge sind ja nicht viel», sagt etwa Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Zumal in den Sommermonaten zahlreiche Baustellen den Verkehr ausbremsen werden.
Unternehmen wollen Kapazitäten aufstocken
Auch viele andere Verkehrsunternehmen haben angekündigt, nach Möglichkeit aufzustocken. «Derzeit prüfen die Aufgabenträger den Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge dort, wo sie gebraucht werden», teilt etwa der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit. In Berlin und Brandenburg sieht der zuständige Verkehrsverbund noch vereinzelt Kapazitäten, auch deshalb, weil die Verkehrsauslastung von vor der Corona-Krise noch nicht wieder erreicht sei.
Dennoch ist auch für Bahnmanager Sandvoß angesichts der Engpässe klar: «Wir werden in den drei Monaten eine schlechtere Pünktlichkeit haben als wir sie davor hatten.» Die Mitnahme von Fahrrädern könne nicht immer garantiert werden, «zumal viele Ausflüge spontan und wetterabhängig entschieden werden».
Es ruckelt also nicht nur beim Verkauf, sondern möglicherweise auch im Betrieb. Doch zumindest die Überlastung auf den Internetseiten der Betriebe dürfte sich schnell erledigen. Schließlich ist die Ticketzahl nicht begrenzt und der Kauf bis einschließlich August möglich.