Rafael Nadal küsst die French-Open-Trophäe. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michel Euler/AP/dpa)

Die Worte von Rafael Nadal klangen stark nach Abschied. «Ich hätte nie gedacht, dass ich hier mit 36 Jahren noch einmal im Finale spielen kann. Es hat mich viel Energie gekostet», sagte Nadal nach seinem 14. Triumph bei den French Open.

«Ihr habt mich hier immer wie zu Hause fühlen lassen», sagte Nadal an die Organisatoren und die französischen Zuschauer gerichtet. Doch dann sagte er um 17.53 Uhr am Ende seiner 4:14 Minuten dauernden Rede die Worte, die die Tennisfans auf der ganzen Welt in diesem Moment unbedingt hören wollten. «Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde weiter kämpfen», sagte Nadal und brachte die 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier damit zum ausrasten.

Auch ein Kampf gegen die Schmerzen

Noch Mitte Mai hatte Nadal nach seinem Achtelfinal-Aus beim Turnier in Rom eine Teilnahme in Paris selbst in Frage gestellt. Zu stark waren die chronischen Schmerzen in seinem Fuß. Doch dank der täglichen Betreuung eines persönlichen Arztes in Paris brachte sich Nadal wieder in sehr gute Form.

«Ich habe mit einem betäubten Fuß gespielt, die Nerven wurden blockiert», sagte Nadal nach der Partie in mehreren TV-Interviews. Wie lange er dies noch machen möchte und kann, ist ungewiss. Erst einmal will er es weiter versuchen. «Wir müssen eine andere Lösung finden. Wir werden in der kommenden Woche schauen, was möglich ist. Ich würde gerne weitermachen.»

Auch in Wimbledon am Start?

Selbst einen Start beim Rasen-Klassiker in Wimbledon schloss Nadal nicht komplett aus. «Wenn mein Körper bereit für Wimbledon ist, werde ich in Wimbledon sein. Wenn nicht, dann nicht», sagte der Spanier. Alles hänge davon ab, ob eine geplante Behandlung an seinem verletzten linken Fuß in der kommenden Woche anschlage oder nicht. Wimbledon beginnt am 27. Juni. Erneut regelmäßige Spritzen will sich Nadal in Wimbledon aber nicht verpassen lassen. «Ich respektiere Wimbledon sehr, es ist immer ein wichtiges Ziel im Jahr. Aber nein, ich werde so etwas für Wimbledon nicht wieder machen», sagte Nadal, «das hat keinen Sinn.»

Im Moment seines 22. Grand-Slam-Turnier-Siegers überwog bei Nadal die pure Freude. In einem niveauarmen und relativ einseitigen Finale hatte der Mallorquiner den 23 Jahre alten Norweger Casper Ruud mit 6:3, 6:3, 6:0 deklassiert. Nach 2:18 Stunden verwandelte er seinen zweiten Matchball und ließ seinen Schläger danach ungläubig auf den Boden fallen.

«Heute habe ich es kennengelernt, wie es ist, gegen dich in einem Finale zu spielen. Es ist nicht einfach. Ich bin nicht das erste Opfer», sagte Ruud nach seinem ersten Grand-Slam-Finale anerkennend in Richtung seines großen Idols, das wenig später aus den Händen von Tennis-Legende Billie Jean King den Coupe des Mousquetaires in Empfang nahm.

Schon als Nadal den Court Philippe Chatrier um kurz nach 15.00 Uhr betrat, erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen und empfingen ihren Liebling mit ohrenbetäubendem Applaus. Vor der Partie hatten Gerüchte die Runde gemacht, es könne das letzte Match des Spaniers in seiner glorreichen Laufbahn sein. Es wirkte so, alle wollten die Fans in Paris mit ihrer Zuneigung versuchen, Nadal von den unbestätigten Plänen abzuhalten. Die obligatorische Vorstellung Nadals durch den Kult-Stadionsprecher Marc Maury dauerte dieses Mal noch länger als sonst, immer wieder unterbrochen vom Applaus des Publikums.

Königlicher Besuch in Paris

Nadal startete vor den Augen des spanischen Königs Felipe und des norwegischen Kronprinzen Haakon gut und nahm dem Norweger gleich den Aufschlag ab. Zwar schaffte Ruud, der seit vier Jahren in der Rafa Nadal Academy auf Mallorca trainiert, danach auch ein Break, doch Nadal konterte mit einem weiteren Break, das er danach nicht mehr hergab. Nach 48 Minuten holte er sich den ersten Satz.

So knisternd die Stimmung vor der Partie im Stadion gewesen war, so unspektakulär verlief das Endspiel. Ruud war nervös und leistete sich viele leichte Fehler, Nadal war ebenfalls weit von seiner Topform entfernt, dominierte das Geschehen auf seinem Lieblingsplatz dennoch weitgehend mühelos.

Im Halbfinale gegen Alexander Zverev war Nadal deutlich mehr gefordert worden, bis der deutsche Olympiasieger verletzt aufgeben musste. Mit einem mehrfachen Bänderriss wird Zverev längere Zeit ausfallen. Wie lange, sollen weitere Untersuchungen an diesem Montag in Deutschland ergeben.

Ruud ohne Chance gegen Nadal

Im zweiten Satz steigerte sich Ruud zunächst, das Niveau wurde nun insgesamt etwas besser. Es war aber nach wie vor deutlich von anderen Nadal-Endspielen in Paris entfernt. Der Mallorquiner geriet zunächst ein Break in Rückstand, doch Ruud konnte das Momentum nicht nutzen. Ganz im Gegenteil: Nadal machte fünf Spiele in Serie und ging nach 1:42 Stunden mit 2:0-Sätzen in Führung.

Der Glaube an die Sensation war bei Ruud in seinem ersten Finale bei einem Grand-Slam-Turnier nun endgültig dahin. Den dritten Satz holte sich Nadal im Schnelldurchgang – der Rest war Freude pur.

Von Lars Reinefeld, dpa

Von