Der Bundesagrarminister reist zu einem Solidaritätsbesuch in die Ukraine. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Weißbrod/dpa)

Bundesagrarminister Cem Özdemir ist zum Auftakt seines Besuchs in der Ukraine zu einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj zusammengekommen.

«Es geht um ein Zeichen der Solidarität», sagte der Grünen-Politiker am Freitag beim Eintreffen am Ministerium in der Hauptstadt Kiew. Zentrale Themen sollen Hilfen zur Stabilisierung der Landwirtschaft des Landes im russischen Angriffskrieg sein. Deutschland setzt sich außerdem dafür ein, ukrainische Getreideexporte auf anderen Wegen zu ermöglichen, da übliche Ausfuhren über die Schwarzmeerhäfen vorerst blockiert sind.

Özdemir will anschließend auch Landwirtschaftsbetriebe besuchen, um sich ein Bild von der Lage auf den Höfen und dem aktuellen Bedarf der ukrainischen Agrarbranche zu machen. Er folgte mit seinem Besuch einer Einladung, die sein ukrainischer Amtskollege im Mai bei einem Ministertreffen der G7-Gruppe in Stuttgart ausgesprochen hatte.

Özdemir reiste von einem Besuch im Nachbarland Polen am Donnerstag in die Ukraine weiter. Bereits in Warschau verurteilte er erneut das «zynische Spiel» von Russlands Präsident Wladimir Putin, Hunger zur Verschärfung der Krise einzusetzen. «Es muss auch klar sein, dass Russland nicht profitieren kann von diesem feigen Angriff auf die Ukraine, das gilt ausdrücklich auch für den Diebstahl, den Russland begeht an ukrainischem Getreide», sagte Özdemir. Er hob hervor, wie ukrainische Landwirte tagsüber für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpften und nachts auch noch ihre Felder bestellten.

Der Krieg hat zu weltweit angespannten Agrarmärkten sowie steigenden Preisen geführt und löst auch Sorgen um die Ernährungssicherung in einigen Ländern aus. Denn die Ukraine ist ein großer Exporteur unter anderem von Weizen vor allem nach Nordafrika und Asien. Nach Angaben der Regierung in Kiew können wegen Blockaden von Schwarzmeer-Häfen durch Russland mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Trotz des Kriegs seien aber 75 Prozent der Agrarflächen des Vorjahres wieder bestellt worden. Gearbeitet wird demnach an mobilen Silos, um mehr Lagerkapazitäten zu schaffen.

«Schienenbrücke» soll bei Getreideexport helfen

Laut ukrainischem Agrarministerium wurden in den Kriegsmonaten März, April und Mai 51 Prozent der Agrarexporte mit der Bahn außer Landes gebracht, 37 Prozent über die ukrainischen Donauhäfen und 11 Prozent über Straßen. Zur Unterstützung von Getreideausfuhren aus der Ukraine haben laut Bundesregierung auch Schienentransporte mit Hilfe der Deutschen Bahn begonnen. Die Gütertochter DB Cargo sei dabei, eine «Schienenbrücke» dahingehend zu befähigen, große Mengen an Agrarprodukten zu Häfen an der Nordsee und der Adria zu bringen, hatte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Mitte Mai mitgeteilt.

Özdemir machte noch in Polen deutlich, es gelte gemeinsam mit den europäischen Partnern alles dafür zu tun, um logistische und bürokratische Probleme beim Getreideexport zu überwinden. Generell sei es wichtig, der Ukraine beim Zurückgewinnen ihrer Souveränität zu helfen, damit sie so schnell wie möglich wieder als Produzent auf dem Weltmarkt agieren könne. Das Bundesagrarministerium koordiniert auch Transporte von Lebensmittelspenden der deutschen Ernährungsbranche über Polen für die Ukraine. Geliefert oder zugesagt wurden laut Ministerium inzwischen mehr als 370 Lkw-Ladungen mit 10.800 Paletten.

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