Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag weitere Gewinne verbucht. Lockerungen der strengen Quarantänebestimmungen in China gegen Corona stützten die Kurse.
Börsianer hoffen, dass die schweren Belastungen für die chinesische Wirtschaft dadurch etwas gemildert werden, mit positiven Folgen für die Weltwirtschaft.
Der Leitindex Dax stand am Nachmittag mit 13 281 Punkten 0,72 Prozent höher. Über sein Vortageshoch bei 13.378 Punkten, an das er im frühen Handel herangerückt war, kam er aber nicht hinaus. Der MDax der mittelgroßen Werte legte zuletzt um 0,40 Prozent auf 27.261 Zähler zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,7 Prozent nach oben.
Aufhorchen ließen Aussagen von Notenbank-Vertretern. So sollte laut Martins Kazaks, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), im Juli eine größere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte in Betracht gezogen werden. Diese Aussage hatte am Vormittag die Kursgewinne vorübergehend etwas abschmelzen lassen. Zudem sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die EZB könnte angesichts der hartnäckig hohen Inflation das Tempo bei der Normalisierung der Geldpolitik in den nächsten Monaten erhöhen. Im portugiesischen Sintra findet das jährliche geldpolitische Symposium der Notenbank statt.
Lufthansa mit reduziertem Plus
Luftfahrtwerte waren vor dem Hintergrund der China-Lockerungen und des wieder auflebenden Tourismus gefragt. Zudem verwies JPMorgan-Analyst David Perry auf neue Prognosen des Dachverbands der Fluggesellschaften (IATA), die optimistisch erschienen. Sollte es mit den Pandemie-Lockerungen in Asien schneller als erwartet gehen, könnten laut Perry Luftfahrtzulieferer ihre Gewinnprognosen womöglich anheben.
Im Dax gewannen MTU 3,2 Prozent und Airbus 2,2 Prozent. Im MDax verteuerten sich Fraport um 2,2 Prozent. Lufthansa reduzierten ihr Plus auf nur noch 0,7 Prozent. Die Lufthansa nimmt angesichts einer stark gestiegenen Ticketnachfrage nun auch den Großraumjet A380 von Airbus wieder in Betrieb.
Adidas und Puma standen nach Zahlen von Nike im Blick und verloren ein Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent. Der US-Sportartikelhersteller verdiente im jüngsten Geschäftsquartal deutlich weniger, die Covid-Lockdowns in China belasteten. Ein Händler bemängelte vor allem den Ausblick für die Bruttomargen.
Hugo Boss gewinnt
Eine vom Analysehaus Jefferies ausgesprochene Kaufempfehlung für Hugo Boss bescherte den Aktien des Modeherstellers Kursgewinne von drei Prozent. Die Metzinger würden «vom Boss zum Anführer», schrieb die Analystin Kathryn Parker. Social-Media-Daten zeugten von einer Trendwende der Marke. Die Jahresziele seien bereits jetzt konservativ, so die Expertin.
Nach einer erneuten Erhöhung der operativen Ergebnisprognose sprangen die Aktien von Verbio kurz über 50 Euro mit einem Plus von mehr als acht Prozent. Zuletzt waren sie noch 4,8 Prozent teurer als am Vortag. Ein Börsianer lobte die neuen Ziele, die klar über den Markterwartungen lägen. Zudem hätten sich jüngste Sorgen nicht bewahrheitet, dass vom G7-Gipfel weiterer Druck auf Biospritvorschriften ausgeht.
Der Euro kostete am Nachmittag 1,0554 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0572 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,40 Prozent am Vortag auf 1,51 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,43 Prozent auf 131,98 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,81 Prozent auf 145,21 Punkte.